München. Der FC Bayern hat Hasan Salihamidzic zum Sportdirektor ernannt. “Er verkörpert alle guten Eigenschaften des Vereins“, sagt Präsident Uli Hoeneß.
Es gibt eine Szene mit Hasan Salihamidzic und Uli Hoeneß, die viel über ihr Verhältnis erzählt. Etwas mehr als elf Jahre liegt diese Szene zurück. Es ist ein Ausschnitt aus einem TV-Studio, als die Übertragung noch nicht begonnen hatte, die Kameras aber schon filmten.
Zu sehen ist darin neben Hoeneß und Salihamidzic auch Mehmet Scholl. Der FC Bayern hat gerade den Meistertitel durch ein 1:1 beim 1. FC Kaiserlautern gewonnen. Hoeneß steht neben Scholl und Salihamidzic, die das Trikot des FC Bayern tragen und überdimensionierte sowie noch halbwegs gefüllte Biergläser in ihren Händen halten. Es entwickelt sich ein launiger Dialog, in dem Hoeneß, damals noch Manager, Salihamidzic mehrfach ermahnt, ihn von einer Bierdusche zu verschonen. „Hasan“, ruft Hoeneß, bevor er flüchtet, „ich muss ins Sportstudio, ich habe nur diese Hose.“ Dabei zieht er sich einen Faserriss zu. Salihamidzic krümmt sich vor Lachen, reckt die Faust zur Siegerpose.
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Als der ehemalige Münchener Profi am Montag um 17.16 Uhr zusammen mit Präsident Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in den Presseraum des FC Bayern trat, war er nicht mehr der feixende Kicker von einst, sondern der neue Sportdirektor des deutschen Branchenführers. Nach den einleitenden Worten von Rummenigge und Hoeneß sagte Salihamidzic über seine neue Aufgabe: „Mir war sofort klar, dass ich das machen möchte. Ich habe immer 100 Prozent in jedem Training und jedem Spiel gegeben. Und genauso werde ich auch meine Aufgabe als Sportdirektor anpacken.“
24 Stunden, sieben Tage pro Woche, wolle er für die Spieler da sein. Zudem soll er auch als Bindeglied zwischen der Mannschaft und der Vereinsführung fungieren, sich um den Nachwuchs und das Scouting kümmern, „als Vorgesetzter“ des Kaderplaners Michael Reschke übrigens, wie Rummenigge betonte. „Es wird keine Vertragsverhandlungen geben, bei denen er nicht am Tisch sitzt“, sagte Hoeneß.
Es war eine lange und beschwerliche Suche nach einem Nachfolger des ehemaligen Sportvorstandes Matthias Sammer, der sich vor einem Jahr aus gesundheitlichen Gründen von dem Posten zurückgezogen hatte. Ebenso überraschend geriet nun die Lösung, nachdem Philipp Lahm und Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl abgesagt hatten.
Bayern-Boss Rummenigge hatte den Vorschlag
Lahm, der Favorit Rummenigges, auch deshalb, weil Hoeneß „noch zu tatkräftig“ sei, wie es der ehemalige Kapitän später begründete. Und auch Eberl, Favorit von Hoeneß, hatte wohl Sorge, zwischen den beiden Granden aufgerieben zu werden, nicht mit genug Kompetenzen ausgestattet zu werden. Salihamidzic dagegen sagte, er sei sehr froh, dass Hoeneß und Rummenigge noch da seien. Als Sportdirektor hat „Brazzo“, das Bürschchen, noch nie gearbeitet. Eine Notlösung also? „Ich fühle mich überhaupt nicht so, das ist für mich überhaupt kein Problem.“
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Hoeneß und Rummenigge haben sich alle Mühe gegeben, diesen Eindruck zu verwischen. Rummenigge habe die Idee mit Salihamidzic gehabt, erzählte Hoeneß, und er sei davon begeistert gewesen. Wer, wenn nicht Salihamidzic, könne dazu beitragen, wieder zum Mia san Mia zurückzukehren, fernab von 100-Millionen-Euro-Transfers? Salihamidzic verkörpere die alten Eigenschaften, die diesen Verein immer ausgezeichnet hätten. Der 40-Jährige sei „ein integerer, sehr fleißiger, loyaler und sehr ausgeschlafener Mensch“, befand Rummenigge, „bei Hasan ist das Glas immer halb voll.“
Am Dienstag neben Ancelotti
Seit Januar arbeitete er als Markenbotschafter für die Münchener, zuletzt auf der Asientour war er mit dabei. An diesem Dienstag beim Audi-Cup wird er erstmals als Sportdirektor auf der Bank neben Trainer Carlo Ancelotti sitzen. Und zwar „nicht als Aufpasser“, wie Rummenigge betonte. Salihamidzic sagte dann noch am Ende: „Ich kenne die DNA des FC Bayern. Ich werde fleißig sein und Gas geben.“ Sein Ziel, grob zusammengefasst: möglichst viele Bierduschen.