Braunschweig. Der VfL Wolfsburg verhindert den Abstieg in die 2. Liga. Überschattet wird das Relegationsderby in Braunschweig von hässlichen Fan-Szenen. Mario Gomez findet klare Worte.

  • Auch im Relegationsrückspiel schlägt Wolfsburg Braunschweig mit 1:0 und verhindert den Abstieg
  • Überschattet wurde das Derby von Fan-Ausschreitungen
  • Mario Gomez reagierte mit Unverständnis auf Schmähgesänge - und Humor

In der Kabine mussten Mario Gomez und seine Kollegen das glückliche Ende der Relegation feiern. Braunschweiger Fans hatten das Spielfeld am Montagabend gestürmt. Die Polizei musste eingreifen, um die Anhänger des VfL Wolfsburg zu schützen. Erst später kamen die Wolfsburger Spieler noch einmal kurz durch einen Hinterausgang, um mit den eigenen Fans den verhinderten Absturz in die 2. Fußball-Bundesliga zu feiern.

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Nach dem zweiten 1:0-Sieg im zweiten Relegationsspiel fand der wesentliche Teil der Feierlichkeiten notgedrungen in den Katakomben des Braunschweiger Stadions statt. Aufsichtsrats-Boss Francisco Javier Garcia Sanz eilte in die Kabine um zu gratulieren. "Wir sind erschrocken und so schnell es ging weggelaufen", berichtete VfL-Trainer Andries Jonker. Auf dem Spielfeld mussten Polizisten den VfL-Fanblock vor den Eintracht-Anhängern schützen, Böller flogen, eine Rakete landete in der Polizistengruppe.

Böllerwurf auf Ordner führte zu "Bruch" im Relegationsderby

Schon während der Begegnung der beiden Clubs war ein Ordner von Feuerwerk getroffen worden. Unmittelbar vor dem Anpfiff der zweiten Halbzeit zündeten Anhänger im Fanblock der Eintracht Pyrotechnik und Böller. Der Mitarbeiter des Ordnungspersonals fiel zu Boden, wurde von Sanitätern behandelt und aus dem Innenraum geführt. Eine Diagnose soll es im Laufe des Dienstags geben.

Als "unglaubliche Sauerei" bezeichnete Braunschweigs Präsident Sebastian Ebel das Verhalten einer Minderheit von Zuschauern. "Das ist sowas von bescheuert." Der Böllerwurf auf den Ordner habe im Spiel "zu einem Bruch geführt". Wenige Minuten nach dem Vorfall hatte der Portugiese Vieirinha in der 49. Minuten das entscheidende Tor erzielt. Nach einem Abpraller landete der Ball beim Außenspieler, der ihn aus 15 Metern mit voller Wucht ins Tor drosch.

"Tage nach dem Manchester-Anschlägen verhalten wir uns wieder wie Affen"

Die üblen Beschimpfungen der Eintracht-Fans gegen seine Person während des Spiels und den anschließenden Platzsturm verurteilte Mario Gomez mit klaren Worten: "Ich kann nichts mit dem Hass im Fußball anfangen", sagte er: "Nach den fürchterlichen Anschlägen in Manchester liegen wir uns alle in den Armen, und ein paar Tage später verhalten wir uns selber wie Affen."

Zusammen mit seinen Mannschaftskollegen nahm der Stürmer die Braunschweiger Fangesänge aufs Korn. Auf Facebook veröffentlichte Bilder aus dem Teambus der "Wölfe" zeigen, wie die VfL-Profis selbst "Mario Gomez ist ein Hurensohn"-Gesänge feiernd anstimmten - sogar Gomez selbst sang mit.

Gomez lässt Zukunft in Wolfsburg offen

Der 31-jährige Torjäger hat nach dem geglückten Klassenerhalt in der Relegation seine Zukunft beim VfL Wolfsburg offen gelassen. "Ich glaube, dass nicht nur mit mir, sondern mit allen Spielern Gespräche stattfinden werden. Dieses Recht darf sich der Verein schon rausnehmen, jeden Spieler zu hinterfragen, zu analysieren - um nächstes Jahr eine starke Truppe auf das Feld zu schicken."

Das Ergebnis der Gespräche wollte Gomez nicht vorwegnehmen. "Mein Gefühl ist sehr gut. Was dann in den nächsten Tagen und Wochen dabei rauskommt, werden wir sehen", sagte der Angreifer, der noch einen Vertrag bis 2019 beim VfL besitzt, aber über eine Ausstiegsklausel verfügen soll: "Heute ist nicht der Tag, um Entscheidungen bekannt zu geben. Ich kann nur sagen, was ich immer gesagt habe - dass ich mich wahnsinnig wohl fühle." (sid/dpa/we)