Köln. Nach 25 Jahren kehrt der 1. FC Köln ins internationale Geschäft zurück. Torjäger Anthony Modeste ist begehrt - und Manager Schmadtke irritiert.

Wenn Köln besoffen vor Glück ist, denkt der Nicht-Rheinländer zuerst an Karneval. In der Fünften Jahreszeit stehen die Narren in Kneipen, haken sich ein, schunkeln, singen Lieder, in denen es um Gefühle, Herz und ihre Stadt geht und dann schreien sie am Ende Alaaf. Der Frohsinn kennt keine Grenzen.

Samstag, um 17.17 Uhr, war es mal wieder soweit. Das hatte diesmal allerdings nichts mit Karneval zu tun. Diesmal war der 1. FC Köln schuld am ganz normalen kölschen Wahnsinn.

Schmadtke hat keinen Redebedarf

Mit einem 2:0-Sieg über Mainz 05 hatte sich der einst ruhmreiche Klub direkt für die Europa League qualifiziert. Das ist historisch, schließlich liegt der letzte internationale Auftritt 25 Jahre zurück.

Natürlich brachen alle Dämme. Die Anhänger stürmten den Platz. In der Stadt gab es einen Autokorso, während zeitgleich die Profis um Top-Torjäger Anthony Modeste (25 Treffer) Eimer und Gläser mit sehr viel Bier auffüllten, um sich an die Journalisten und besonders an Trainer Peter Stöger heranzupirschen, damit sie ihnen Bierduschen verpassen konnten. Das war allerdings nur der erste Teil des glückseligen Rausches. In einer Diskothek wurde bis in die frühen Morgenstunden weitergefeiert.

„Ich bin um halb fünf nach Hause gefahren“, sagte Manager Jörg Schmadtke gestern und sprach von einer „fantastischen Mannschaft“, die sich diese Momente „mehr als verdient“ habe.

Aber für den Manager der Kölner bleibt nicht viel Zeit zu feiern. Er muss nun ein weiteres Kunststück vollbringen. Er muss das Team so verstärken, dass der Doublesieger von 1978 in der kommenden Saison in drei Wettbewerben konkurrenzfähig ist. Eine Personalie ist dabei zentral: Was passiert mit Torjäger Modeste?

Der Franzose hat Angebote aus China und von Olympique Marseille vorliegen. Der 29-Jährige könnte im Herbst seiner Karriere noch einmal groß abkassieren. Zehn Millionen Euro Jahresgehalt stehen im Raum.

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Dass Modeste nach dem Abpfiff weinte, wurde als Zeichen seines bereits feststehenden Abschieds gewertet. „Ich weiß nicht, wie es weitergeht bei mir. Ich werde darüber jetzt mit dem Klub reden“, sagte er.

Es besteht Redebedarf.

Schmadtke aber sieht das anders. „Warum sollte ich mit Modeste sprechen?“, erklärte er dieser Zeitung, „uns liegt kein Angebot eines anderen Klubs vor.“

Außerdem wisse er gar nicht, was Modeste plane. Das sei irritierend. „Man weiß ja nicht so ganz genau, ob er uns verlässt. Bislang hat er sich zu seinen Plänen nicht eindeutig geäußert.“

Aber natürlich gäbe es im Fall der Fälle eine Schmerzgrenze. „Schließlich sind wir nicht so finanzstark aufgestellt wie Bayern München oder Borussia Dortmund“, räumt Schmadtke ein, „wenn ein Spieler zu uns kommt, die Ablösesumme akzeptabel ist und er sagt, dass er uns verlassen möchte, können wir reden.“

Der Mainzer Cordoba als Ersatz

Ein Verkauf des 25-Tore-Mannes würde den FC sportlich schwächen. Andererseits wäre der Klub bei einer erwarteten Ablösesumme von 40 Millionen Euro auf einen Schlag schuldenfrei.

Außerdem: Schmadtke hat bereits eine Alternative im Visier. Es ist Jhon Cordoba. Der 24-jährige Mainzer könnte die Lücke im Sturm füllen.