Essen. . Der Wandel in der Premier League hat auch Auswirkungen auf die Bundesliga. Der Präsident des FC Augsburg, Klaus Hofmann, schlägt deswegen Alarm.
Timm Kloses Stammplatz beim VfL Wolfsburg war zuletzt die Ersatzbank. Die in die Jahre gekommenen Naldo und Dante bilden beim Fußball-Bundesligisten die Innenverteidigung. Klose bat deshalb im Winter um die Freigabe. Sportdirektor Klaus Allofs zögerte zunächst. Doch dann gab der Premier-League-Klub Norwich City ein Angebot ab, das Wolfsburg nicht ablehnen konnte.
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Umgerechnet rund zwölf Millionen Euro sollen die Engländer nach Niedersachsen überwiesen haben. Viel Geld für einen Dauerreservisten, der in zweieinhalb Jahren auf nur 30 Einsätze kam. Es ist das Doppelte des Betrages, den Wolfsburg im Sommer 2013 an den 1. FC Nürnberg gezahlt hatte.
Der Klose-Transfer verdeutlicht eine neue Dimension des Transfer-Irrsinns. Mittlerweile kaufen Abstiegskandidaten aus England alles weg, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Während sich die Topmannschaften Manchester City, Manchester United und der FC Arsenal im Winter zurückhielten, klotzt die neureiche zweite Reihe. 237,34 Millionen Euro investierten die 20 Klubs in neue Spieler. 61 Prozent der Gesamtausgaben entfallen auf Newcastle United, Norwich City, den FC Watford, Stoke City und den AFC Bournemouth.
Gleiche Summe wie bei Robben
Die bedienen sich aber nicht im oberen Regal, sondern geben für mittelmäßige Profis horrende Summen aus. Stoke war ein Giannelli Imbula etwa 24,25 Millionen Euro wert. Talentiert, so heißt es, soll dieser Franzose sein. Aber das kann eine Summe, die der FC Bayern einst für Weltklassespieler Arjen Robben ausgab, kaum rechtfertigen. Auch ist es außerhalb der Insel wenig verständlich, warum Newcastle United 31,7 Millionen für die nicht gerade prominenten Spieler Jonjo Shelvey und Andros Townsend ausgab.
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Der Grund für die Preistreiberei: Ein Abstieg aus der englischen Topliga käme einem finanziellen Desaster gleich. In der Premier League werden in den kommenden drei Spielzeiten 6,9 Milliarden Euro an TV-Geldern ausgezahlt. Jeder will auch künftig zum Kreis der 20 Teams gehören, die lieber in einem Luxushotel wohnen als in einer Jugendherberge.
Düstere Szenarien
„Es werden enorme Anstrengungen unternommen, um den Abstieg aus der Premier League zu verhindern“, erklärt Christian Seifert. Der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga glaubt, dass künftig in Deutschland nicht mehr nur aufmerksam verfolgt werden wird, „ob irgendein Top-Klub hundert Millionen Euro für einen Aubameyang bietet“. Sondern dass die panischen Paddelbewegungen, mit denen sich kleinere englische Klubs über Wasser halten wollen, Wellen auslösen, die auch hierzulande zu spüren sein werden.
Ein Pierre-Emerick Aubameyang würde Borussia Dortmund auch weiterhin nicht verlassen, um Bournemouth zu helfen. Aber durch die englischen Milliarden geraten plötzlich die Konzepte deutscher Mittelklasseklubs ins Wanken – wie etwa die des FC Augsburg. Dessen Präsident Klaus Hofmann malt ein düsteres Szenario aus: „Nehmen Sie einen Spieler wie Markus Feulner“, sagt Hofmann. „Der ist bei uns die Nummer zwölf oder dreizehn im Kader. In Zukunft wird sich die Bundesliga über einen solchen Spieler freuen.“
Die Bundesligisten können nur darauf hoffen, dass die Engländer noch oft irrational handeln und sich damit verkalkulieren. Das deutsche Gegenmittel gegen die englische Krankheit hieße dann: Vernunft.