München. Nach der Maulwurfdebatte positionieren sich einige Spieler klar zu Guardiola, kurz darauf wird dessen erwarteter Wechsel im Sommer zu City verkündet.
Zumindest bei Robert Lewandowski und Thomas Müller ließ sich wirklich keine Missstimmung ausmachen. Bei Lewandowski nicht, da er beim souveränen 2:0 (1:0)-Sieg gegen die TSG Hoffenheim in der 32. und 64. Minute seine Saisontore 18 und 19 erzielt und sich damit wieder bis auf einen Treffer an Borussia Dortmunds Angreifer Pierre-Emerick Aubameyang angenähert hatte. Und bei Müller nicht, weil Müller ohnehin eher selten als übellaunig auffällt.
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Die Unruhe nach der Plauderei eines Maulwurfs, der von einem angespannten Binnenklima zwischen Mannschaft und Trainer berichtet hatte? Für Müller eher ein Grund für humoristische Einlagen, wenngleich er den Vorfall als „nicht belustigend“ einstufte. „So einen Maulwurf muss man ja auch erst einmal finden“, sagte der Nationalspieler, „wobei: Bei mir im Garten sind auch ein paar Hügel.“ Überhaupt war beim FC Bayern das Bemühen erkennbar, das unangenehme Thema möglichst rasch abzuhaken. Zunächst durch einen spielerisch verbesserten Auftritt im Vergleich zum eher unrunden Rückrundenauftakt beim Hamburger SV. Und danach durch Rückendeckung für Trainer Pep Guardiola, dessen erwarteter Wechsel im Sommer zu Manchester City am Montag von seinem künftigen Premier-League-Klub offiziell bestätigt wurde. Der 45-Jährige erhält dort einen Dreijahresvertrag und wird Manuel Pellegrini beerben. Zudem reagierten die Bayern auf die Verletzungmisere in der Abwehr und liehen kurz vor Ende der Transferfrist den ehemaligen Nationalspieler Serdar Tasci, 28, von Spartak Moskau bis Saisonende aus, mit anschließender Kaufoption. "Ich freue mich riesig auf die Herausforderung", sagte der ehemalige Profi des VfB Stuttgart.
Martínez verabschiedet sich zur Behandlung nach Spanien
Am Abend zuvor war Guardiola noch das große Thema gewesen, und nach der jüngsten Unruhe war er in seinem aktuellen Verein demonstrativ gelobt worden. Bei einigen Bayern-Spielern geriet dies zu einem deutlichen Plädoyer. „Wir haben einen super Trainer. Wenn wir ihm folgen, wird er Lösungen finden“, sagte Arjen Robben wegen der Verletzungsmisere. Man sollte solche Aussagen zwar nicht als uneingeschränktes Treuebekenntnis auslegen, aber dass eine grundsätzliche Unzufriedenheit mit dem Katalanen in München Einzug gehalten hat, wäre wohl übertrieben. Eine allgemeine Besorgnis über die Personallage war dafür erkennbar, nachdem sich Javier Martínez vom Dienst abgemeldet hatte und sich voraussichtlich einer Arthroskopie am maladen linken Knie unterziehen wird, etwas überraschend bei Guardiolas Vertrauensarzt Ramon Cugat in Spanien.
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Mit einer Rückkehr ist bei Martínez wohl erst Ende Februar zu rechnen. Und da Abwehrchef Jérôme Boateng noch bis mindestens Mitte April ausfallen dürfte und Guardiola mit Medhi Benatia erst „in zwei, drei Wochen“ kalkuliert, mussten die Münchner am Montag über die Frage befinden, ob sie in Sachen Innenverteidiger doch noch am letzten Tag der Transferfrist aktiv werden, anders als zunächst geplant. Die offiziellen Meinungen darüber gingen auseinander. Nach Tascis Verpflichtung sagte Sportvorstand Matthias Sammer: "Er ist in der Lage, uns mit seiner Qualität und Erfahrung sofort zu helfen." Eine kurzfristige Verpflichtung hatten er und der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge am Vorabend noch nahezu ausgeschlossen, da ein tauglicher Spieler für den FC Bayern derzeit kaum zu finden sei. Philipp Lahm hatte zugleich abermals angedeutet, einen Transferverzicht als riskant zu erachten. Nicht zuletzt wegen des Hinspiels im Achtelfinale der Champions League beim formstarken Vorjahresfinalisten Juventus Turin am 23. Februar und der am Samstag bei Bayer Leverkusen beginnenden englischen Wochen mit acht Spielen binnen 29 Tagen. „In unserer Situation ist das natürlich sehr, sehr bitter“, sagte Lahm über Martínez. Ob man nun noch einen Transfer vollziehen müsse? „Müssen ist so eine Sache“, antwortete der Kapitän, und er sei nicht für Transfers zuständig, „dafür ist der Vorstandsvorsitzende verantwortlich“. Aber klar, zu diesem Thema habe er gleichwohl „eine Meinung, und die werde ich intern mitteilen“, sagte Lahm.
Guardiola witzelt über Neuer als Aushilfsverteidiger
Auch der Trainer hatte anklingen gelassen, sich um die Situation in der Abwehr sehr zu sorgen. „Natürlich haben wir ein Problem, wir haben nur einen Innenverteidiger, Holger Badstuber“, sagte Guardiola. Zugleich bemühte er sich um Gelassenheit und Zuversicht im Münchner Reizklima. Durch Joshua Kimmich, der gegen Hoffenheim seinen ungewohnten Aushilfsjob in der Abwehr sehr ordentlich erledigt hatte, „haben wir einen guten neuen Verteidiger. Er hat die Qualität“, sagte Guardiola. Und zur Not sei da ja auch noch der fußballerisch durchaus talentierte Torwart Manuel Neuer, der in der Abwehr einspringen könne. „Vielleicht hat Manu früher oder später die Qualität“, witzelte Guardiola. Galgenhumor, natürlich. Tasci soll es nun helfen, bestenfalls das Triple zu gewinnen.
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Der Trainer hat sich derweil Pragmatismus vorgenommen in der angespannten Lage. „Mein Wunsch war von Anfang an, dass alle Spieler im richtigen Moment der Saison fit sind. Aber das wird nicht passieren, okay“, sagte Guardiola, um schnell anzufügen: „Wir haben zwei Lösungen: Lamentieren oder nach vorne gehen. Ich bin mir sicher: Wir werden uns die zweite Lösung suchen.“ Es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig. Und Lahm versicherte vorsorglich, die Spieler würden ihren Chef dabei unterstützen. „Die Mannschaft folgt dem Trainer immer noch“, sagte er. Das soll auch für Mario Götze gelten, der am Montag ins Teamtraining zurückkehrte.