Essen. Wer den Ruf eines großen Trainers hat, dem fällt es nicht schwer, weitere Titel zu sammeln. Bei Otto Rehhagel war das anders. Ein Kommentar.
Andreas Möller hatte seine Geographie-Kenntnisse einst mit dem Spruch auf den Punkt gebracht: „Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien.“ Irgendwie fühlte man sich daran erinnert, als Bayerns Thomas Müller jüngst nach seiner Meinung zum bevorstehenden Trainerwechsel von Guardiola zu Ancelotti gefragt wurde. Sein kühler Konter: „Uns egal.“ Was er nicht sagte: „Hauptsache ein Trainer.“
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Hinter der Bemerkung des Stürmers, der zunehmend zum – sympathischen – Gesicht seines Klubs wird, steckt mehr als bloß eine für ihn typische Flapsigkeit. Weil sie die „Mia-san-mia“-Botschaft der Bayern vermittelt. Soll heißen: Nicht Trainer machen uns zu Meistern – vielmehr machen wir diese zu Meistertrainern. 24 Titel in der Bundesliga verteilen sich immerhin auf zehn Fußball-Lehrer. Weniger schafften es, mit den Münchenern nicht Meister zu werden.
Keinen Ruf wie Donnerhall
Carlo Ancelottis Vorfreude auf seinen künftigen Job ist also nachzuvollziehen. Wer – wie der Italiener – einmal im Ruf eines großen (in seinem Falle auch angenehm zurückhaltend wirkenden) Trainers steht, hat es vergleichsweise leicht, seiner Erfolgsvita weitere Titel hinzuzufügen. Hier seine letzten Stationen: Real Madrid, Paris St. Germain, FC Chelsea, AC Mailand, Juventus Turin. Bei Jose Mourinho sieht die Liste so aus: Chelsea (zweimal), Real Madrid, Inter Mailand, FC Porto. Und Pep Guardiola hatte es vor seinem Bayern-Gastspiel allein mit der Weltauswahl des FC Barcelona zu tun.
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Vor diesem Hintergrund wird erst richtig deutlich, was ein deutscher Trainer geleistet hat, der keinen Ruf wie Donnerhall hat, obwohl er bei seinen – überwiegend beispiellosen – Erfolgen nicht annähernd so aus dem Vollen schöpfen konnte wie die Guardiolas, Mourinhos und Ancelottis und gleichwohl: Otto Rehhagel.
Um den Titel gebracht
Man mag zu den Eigenarten des inzwischen 77-jährigen Esseners stehen wie man will: Mit Werder Bremen deutscher Meister und Europacupsieger geworden zu seinen, Aufsteiger Kaiserslautern zur Deutschen Meisterschaft geführt zu haben und – die Krönung – mit Griechenland Europameister geworden zu sein, stellt jeden Erfolg mit Real, Barça oder Bayern in den Schatten. Für den Stellenwert des Trainerberufs hat Rehhagel jedenfalls mehr getan als viele – was die Zahl der Titel betrifft — erfolgreichere Kollegen.
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Am Rande: Seine wohl bitterste Erfahrung machte der vor allem für die Medien unbequeme Coach ausgerechnet mit den Bayern. Weil er durch seine Entlassung drei Wochen vor dem Saisonende um den Uefa-Cup-Titel gebracht wurde, mit dem sich dann Franz Beckenbauer nach den Finalsiegen gegen Bordeaux schmücken durfte. Derselbe Beckenbauer, der sich acht Monate vorher noch eine Kappe mit dem Schriftzug „Otto … find‘ ich gut“ aufgesetzt hatte...