Hamburg. Lewis Holtby vom HSV behauptete, Schiedsrichter Aytekin habe sich in der HSV-Kabine für einen Elfmeterpfiff entschuldigt. Nun ruderte Holtby zurück.
In seiner Wut über den nächsten HSV-Rückschlag ließ sich Ersatzkapitän Lewis Holtby beim Schwindeln ertappen. Dreist behauptete der Hamburger Mittelfeldspieler nach dem unglücklichen 1:2 beim 1. FC Köln, Schiedsrichter Deniz Aytekin habe den entscheidenden Elfmeterpfiff in der Gäste-Kabine als Fehler bereut. Ein paar Stunden später entlarvte der HSV selbst seinen Profi via Twitter: "Aytekin war nach dem Spiel nicht in der HSV-Kabine u. hat sich für den Elferpfiff entschuldigt. Lewis Holtby hat da etwas falsch verstanden."
Aytekin bestritt Besuch in HSV-Kabine von vornherein
Auch der Mittelfeldakteur ruderte am Tag danach zurück und räumte ein Missverständnis ein. "Meine Aussagen nehme ich zurück, ich habe das in der Hektik nach dem Spiel falsch verstanden", ließ Holtby am Sonntag nach dem Auslaufen über den HSV via Twitter wissen. "Ganz sicher habe ich bewusst nicht irgendetwas erfunden", ergänzte Holtby. Und betonte: "Ich weiß jetzt, dass es nur einen kurzen Wortwechsel zwischen Herrn Aytekin und Emir Spahic im Kabinengang, in dem Herr Aytekin seine Wahrnehmung der Elfmeterszene geschildert hat."
Aytekin hatte den Kabinen-Besuch von vornherein bestritten. "Wenn Holtby das erzählt, kann ich nur sagen, dass das nicht der Wahrheit entspricht." Er habe lediglich in seiner Umkleide dem HSV-Sportdirektor Peter Knäbel die Gründe für sein Urteil erläutert. Außerdem stehe er zu seiner Entscheidung, bekannte der Fifa-Referee.
Auslöser des Wirbels war die umstrittene Szene in der 79. Minute. Ein Touchieren von Emir Spahic, bei den Bundesliga-Referees womöglich als dauerhafter böser Bube verrufen, an Kölns Angreifer Anthony Modeste bestrafte Aytekin mit Rot und Elfmeter, den der angeblich Gefoulte vor 50 000 Zuschauern zur Entscheidung verwertete. Der Zorn der Hamburger war Aytekin gewiss.
Aytekin verteidigt Platzverweis für HSV-Innenverteidiger Spahic
Direkt nach dem Schlusspfiff und der zweiten Saisonniederlage sprach Trainer Bruno Labbadia von einer "krassen Fehlentscheidung" des Unparteiischen. "Wir sind zumindest um einen Punkt betrogen worden", wetterte der Coach, der sich zudem noch um den an der Schulter verletzten Stammtorwart René Adler sorgen musste.
Aytekin indes verteidigte seinen Pfiff und den Platzverweis für den einstigen Leverkusener Spahic, der nach seiner Prügelei mit Bayer-Ordnern seinen Vertrag verlor und für diese Saison beim HSV in Gnaden aufgenommen wurde: "Aus meiner Sicht hat es einen Kontakt im Fuß- und Rückenbereich gegeben. Aufgrund dieser Wahrnehmung habe ich auf Foulspiel entschieden."
Wutredner Labbadia zeigte immerhin auch Größe, als er Aytekin als "guten Schiedsrichter" bezeichnete und bemerkte, es sei "menschlich, Fehler zu machen". HSV-Angreifer Sven Schipplock indes sah "nie und nimmer" Strafstoß: "Wenn es für solche Szenen einen Elfmeter gibt, kriege ich drei oder vier im Spiel." Dennis Diekmeier fühlte sich wie Labbadia, der "total genervt" war: "Das ist brutal ärgerlich." Wollte auch HSV-Rechtsverteidiger Diekmeier danach mit Aytekin reden? "Das bringt doch nichts."
Der HSV-Tross verließ Köln entnervt, nachdem auch FC-Trainer Peter Stöger eines eingeräumt hatte: "Ich hätte ihn aus meiner Sicht von der Bank nicht gegeben", sagte der Österreicher zum Strafstoß. Modestes 2:1 und Philipp Hosiners 1:1 (76.) bei der Bundesliga-Torpremiere des Stöger-Landsmanns machten den besten Erstligastart der Rheinländer seit 19 Jahren perfekt. Zuhause ist der FC nun schon zwölf Spiele in Serie unbesiegt. (dpa)