München. . Arturo Vidal ist – zumindest bisher – Bayern Münchens Königstransfer. Der Chilene soll für die Champions League Robustheit ins Spiel bringen.

Arturo Vidal kam lässig in kurzen Hosen und einem T-Shirt, er lächelte freundlich und sprach nette, unverfängliche Profi-Sätze, die so gar nicht zu seinen vielen Tattoos und der Irokesen-Frisur zu passen scheinen. Dass er sich freue, gerade bei „einem der drei größten Klubs der Welt“ einen Vertrag unterschrieben zu haben. Dass er dankbar sei, künftig mit „großen Spielern, mit Weltmeistern“ kicken zu dürfen. Und dass er hoffe, „es zu schaffen, den Leuten zu gefallen“. Und das alles hofft auch der FC Bayern München.

Bescheiden und zurückhaltend klang das, und vielleicht musste sich Vidal dafür nicht wirklich verstellen. Doch auf dem Platz wird von diesem eher leisen Auftritt nicht mehr viel übrig bleiben. Er wird sich ziemlich genau ins Gegenteil verkehren. Genau deshalb hat der Bundesliga-Rekordmeister den Chilenen für vier Jahre plus Option auf eine weitere Saison verpflichtet.

Matthias Sammer hat das auch umgehend bestätigt. „Er hat mit Juventus Turin das erreicht, was wir auch in diesem Jahr erreichen wollen, nämlich Geschichte zu schreiben, den vierten Meistertitel in Folge zu gewinnen. Dafür brauchen wir Protagonisten, die das schon mal erreicht haben“, begann der Sportvorstand, gefolgt von einer Laudatio auf den Zugang.

„Arturo Vidal verkörpert die Komplexität in Person“, sagte Sammer, „er ist physisch stark, er hat Kraft in seinem Spiel, ist technisch gut, schießt oft das 1:0.“ Zudem sei er „taktisch flexibel“, könne „im defensiven Mittelfeld oder in der Halbposition auch etwas offensiver ausgerichtet“ agieren. Und vor allem „verkörpert er in der Art, wie er Fußball spielt, einfach einen Siegertypen“. Sammer ist sich bereits sicher: „Diese Siegermentalität gepaart mit seinen fußballerischen Qualitäten werden Bayern München sehr gut zu Gesicht stehen.“ Er findet Vidals Stil „beeindruckend“ und „besonders“.

Bislang der Königstransfer des FC Bayern

Arturo Erasmo Vidal Pardo, 28, ist nun also der Königstransfer des FC Bayern in diesem Sommer, jedenfalls bisher. Möglich ist es ja weiterhin bis zum 31. August, nachzulegen – vielleicht gar mit einem weiteren Großeinkauf nach jenen von Vidal für rund 37 Millionen Euro und von Douglas Costa, der zuvor von Schachtjor Donezk für rund 30 Millionen Euro verpflichtet worden war. Bisher aber darf Vidal als jener Einkauf gelten, von dem sich die Münchner mehr versprechen als nur eine punktuelle Verstärkung.

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Der Chilene soll Elemente in das Spiel des FC Bayern bringen, die der Mannschaft in den beiden Vorjahren wohl fehlten, um auch international ein ernsthafter Titelkandidat zu sein. Zwei Mal waren die Grenzen in der Champions League jeweils deutlich erreicht worden, bei den Halbfinalniederlagen gegen Real Madrid und den FC Barcelona.

Durch Vidal, so hoffen sie in München jedenfalls, wird ein lange fehlendes Puzzlestück im Zentrum des Spiels platziert. Ein kampfstarker Antreiber mit unbändigem Einsatzwillen und dennoch großen fußballerischen Fähigkeiten. Mit dieser Mischung trug Vidal in den vergangenen vier Jahren maßgeblich zu den Erfolgen von Juventus Turin bei. Zu vier Meistertiteln in Folge, einem Pokalsieg und zuletzt zum Einzug ins Finale der Champions League gegen Barcelona. Dass er dort gegen die Mannschaft um Lionel Messi verlor, glich Vidal jüngst bei der Copa América aus, als er mit Chile das Endspiel gegen Argentinien gewann. Auch dieser Erfolg war eng mit dem Mittelfeldspieler verbunden.

Umgänglicher Exzentriker

Unter den Mitspielern erwarb er sich stets den Ruf als umgänglicher Exzentriker, als Mann der Gegensätze. Das ließ auch sein erster Auftritt in München erahnen. Ob er das „Mia san mia“ bei der Vertragsunterschrift schon auswendig gelernt habe, wurde er noch gefragt. „Ich weiß nicht, was das bedeutet“, antwortete Vidal, „das muss ich jetzt lernen.“ Dann lächelte er wieder freundlich, und beim FC Bayern finden sie ohnehin, dass er das Vereinsmotto unbewusst schon sehr gut verkörpert. Vidal sagte ja auch: „Ich will die Champions League gewinnen.“

Bestimmt klang er dabei selbstbewusst und kämpferisch.