Essen. Während der BVB weiter taumelt, haben sich der Hamburger SV und Werder Bremen am 19. Spieltag der Fußball-Bundesliga Luft im Abstiegskampf verschafft.

Bundesliga-Dino Hamburger SV überholt Aufsteiger Paderborn

Der Hamburger SV hat sein "Schlüssel-Spiel" beim SC Paderborn gewonnen. Der Bundesliga-Dino setzte sich am Mittwochabend beim Aufsteiger hochverdient mit 3:0 (1:0) durch. Kapitän Rafael van der Vaart brachte die Gäste am Mittwochabend per Foulelfmeter schon in der zweiten Minute rekordverdächtig früh in Führung. Ex-Nationalspieler Marcell Jansen, der den Strafstoß herausgeholt hatte, sorgte in der 72. Minute mit seinem ersten Bundesliga-Tor seit 493 Tagen für die Vorentscheidung. Zoltan Stieber (90.+1) machte dann alles klar.

Vor 15 000 Zuschauern in der Benteler-Arena feierten die Hamburger ihren ersten Bundesliga-Sieg seit dem 7. Dezember und den zweiten Auswärtserfolg der Saison überschwänglich. Paderborn hat nun seit dem 2. November nicht mehr gewonnen. In der Tabelle tauschten die Norddeutschen und die Ostwestfalen die Plätze. Beide Teams bleiben aber in Abstiegsgefahr.

Es dauerte nur acht Sekunden, da wurde Jansen im Paderborner Strafraum von Patrick Ziegler unfair gestoppt. Den fälligen Foul-Elfmeter verwandelte van der Vaart sicher. Schiedsrichter Peter Gagelmann zeigte dem Unglücksraben die Gelbe Karte. "Auf der Tribüne sah es aus, dass es ein klarer Elfmeter war. Und die Videoanalyse bestätigt das", sagte der momentan verletzte Paderborner Marvin Ducksch in der Pause am Sky-Mikrofon. Er kritisierte seinen Kollegen: "Ich glaube es war unnötig, dass der Ziegler so rangeht." Es war der sechste Elfmeter gegen Paderborn und damit Ligahöchstwert.

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Die Hausherren waren nicht lange geschockt. Das Team von Trainer André Breitenreiter erarbeiteten sich gute Möglichkeiten. Doch der HSV präsentierte sich taktisch besser eingestellt. Mit 29,22 Jahren hatte Coach Josef Zinnbauer auch dank dem 35-jährigen Neuzugang Ivica Olic die älteste HSV-Startelf seit dem 16. Februar 2011 ins Rennen geschickt. Auch wenn bei den Norddeutschen nur jeder zweite Pass ankam, waren die Hamburger vor der Pause nah dran am zweiten Treffer. Nicolai Müller vergab in der 21. Minute die größte Möglichkeit.

aderborn entdeckte nach dem Wechsel die Leidenschaft wieder. Elias Kachunga (54.) traf die Latte, die Hausherren wurden immer stärker, der HSV wackelte. Zinnbauer reagierte, brachte seinen Last-Minute-Transfer Marcelo Diaz. Der Chilene kam in der 59. Minute für den Gelb-Rot gefährdeten Petr Jiracek zu seinem Bundesliga-Debüt. Danach stand Schiedsrichter Gagelmann im Blickpunkt, der nach einem Schieber von Ronny Marcos gegen Kachunga nicht auf Elfmeter entschieden hatte. SC-Manager Michael Born schimpfte darüber so sehr, dass er auf die Tribüne geschickt wurde.

Danach sorgte Jansen nach einem Eckball im Stile eines Stürmers für die Entscheidung. Auch am 3:0 war durch Stieber war Jansen beteiligt. "Paderborn ist ein Schlüsselspiel", hatte HSV-Sportdirektor Peter Knäbel nach dem 0:2 gegen Köln seinem Team mit auf den Weg gegeben. Die Hamburger Fußballer hatten die Ansage verstanden. Paderborn dagegen kassierte nach dem 0:5 gegen Mainz den nächsten Rückschlag. Seit dem letzten Sieg gab es nur vier Punkte und 5:21 Tore.

Müde Nullnummer in Köln: Stuttgart in Rückrunde weiter torlos 

Aufsteiger 1. FC Köln hat seine schlimme Heimbilanz nur minimal verbessert, der VfB Stuttgart bleibt massiv gefährdet. Immerhin gelang den auswärtsstarken Schwaben mit dem 0:0 ein wertvoller Punktgewinn im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga. Bei der Rückkehr von VfB-Coach Huub Stevens an seine frühere Wirkungsstätte verpasste der FC den zweiten Saisonerfolg im RheinEnergieStadion.

Stevens, der den FC 2004/2005 zurück in die Eliteklasse geführt hatte, saß an seiner ehemaligen Wirkungsstätte zum 350. Mal auf einer Bundesliga-Trainerbank und hatte zahlreiche Personalprobleme zu lösen: Er musste am Mittwochabend auf Nationalspieler Antonio Rüdiger, Spielmacher Daniel Didavi, Mittelfeldmann Carlos Gruezo und den offensiven Mohammed Abdellaoue verzichten.

Der ivorische Neuzugang Geoffrey Serey Dié stand wegen seiner Teilnahme am Afrika-Cup noch nicht zur Verfügung. Für Timo Werner rückte nach dem 0:1 gegen Mönchengladbach überraschend Sercan Sararer in die 4-1-4-1-Startformation, die für eine eher defensive Ausrichtung des VfB sprach. Köln trat mit der gleichen Aufstellung vom 2:0 in Hamburg an, aber noch ohne die neu verpflichtete brasilianische Leihgabe Seyverson.

Der VfB spielte trotz seiner Handicaps anfangs durchaus forsch auf. Moritz Leitner (7.) sorgte für erste Gefahr vor dem FC-Tor. Martin Harnik legte in der 23. Minute nach, scheiterte aber mit seinem Flachschuss an FC-Keeper Timo Horn. Ansonsten bot die Partie kaum Niveau, kreative Offensivideen blieben Mangelware, die nominellen Angriffsspitzen Harnik und Anthony Ujah beim FC nahezu ohne Wirkung.

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Auch nach dem Seitenwechsel zeigte sich Stuttgart agiler. Sararer scheiterte an Horn (53.). Fünf Minuten lenkte der FC-Schlussmann einen Leitner-Freistoß mit viel Mühe an das Aluminium. Köln-Trainer Peter Stöger reagierte auf die Offensiv- und Kreativschwäche und wechselte Yannick Gerhardt und Bard Finne (beide 59.) ein - ohne Wirkung, wenngleich sich Finne zwei gute Chancen boten (77./83.).

Auch Stevens versuchte, seinen Angriff zu stärken: Werner (63.) kam für Sararer. Doch am Ende blieben die Stuttgarter wie schon beim 0:1 gegen Mönchengladbach auch im zweiten Spiel der Rückrunde ohne Torerfolg. Damit schwebt der VfB weiter in akuter Abstiegsgefahr und muss dringend Rezepte entwickeln, um sein Offensivproblem zu lösen.

Kießling vergrößert Hertha-Angst - Erfolgloser Luhukay muss bangen 

War's das für Hertha-Coach Jos Luhukay? Bayer Leverkusen hat mit einem 1:0 (0:0)-Sieg in Berlin den Anschluss zum Spitzenquartett der Fußball-Bundesliga wieder hergestellt und zugleich beim Hauptstadtclub die Spekulationen um eine Trainer-Ablösung geschürt. Stefan Kießling sorgte am Mittwochabend im Olympiastadion (49. Minute) für den vierten Erfolg von Bayer gegen Hertha nacheinander; die Berliner hatten zuletzt vor fast sechs Jahren gegen Leverkusen gewonnen. Berlins Sebastian Langkamp sah in der Schlussminute die Gelb-Rote Karte.

Während der Werksklub mit dem ersten Sieg 2015 zumindest Richtung Champions-League-Ränge hoch rückte (32 Punkte), rutschte Hertha mit weiter 18 Zählern auf Abstiegsrang 17 ab. "Wir wollen den Bock umstoßen", war Berlins Manager Michael Preetz vor der Partie noch den Fragen nach Luhukays Zukunft ausgewichen. In den letzten sieben Spielen holte das Team des Niederländers gerade mal vier Punkte - die Angst vor dem dritten Abstieg innerhalb von fünf Jahren ist groß.

Luhukay hatte nach dem Rückrunden-Auftaktpleite in Bremen sein Team gleich auf fünf Positionen neu besetzt und war zum gewohnten 4-2-3-1-System zurückgekehrt. Damit kam zunächst mehr Ordnung in den Berliner Reihen, auch wenn die Gastgeber vor 34 636 Zuschauern am 19. Spieltag erneut auf eine massive Defensive und schnelle Gegenattacken setzten. Nach einem Eckball von Marcel Ndjeng köpfte der nach einer Gelb-Sperre zurückgekehrte Japaner Hajime Hosogai den Ball an den Pfosten (8.). Zuvor hatte Bayer-Verteidiger Robert Hilbert mit letztem Einsatz eine Konterchance der Berliner verhindert.

Champions-League-Achtelfinalist Leverkusen, der auf Ribbie Kruse, Josip Drmic, Emir Spahic und Heung-Min Son verzichten musste, kontrollierte ohne größere Anstrengung über weite Phasen die Partie. Zwingende Offensivaktionen aber blieben zunächst selten. Hakan Calhanoglu schoss einen Freistoß aus guter Position in die Berliner Mauer (25.), bei einem weiteren Versuch des türkischen Nationalspielers reagiert Herthas Torwart Thomas Kraft gut (39.).

Der Gäste-Führung ging dann ein Ballverlust von Roy Beerens im Mittelfeld voraus. Wendell flankte von links, nach Kießlings Abschluss aus Nahdistanz war Kraft noch am Ball, konnte das 0:1 aber nicht verhindern. Es war das vierte Saisontor für den Bayer-Stürmer, der wenig später nochmals frei vor Kraft scheiterte (67.).

Hertha, ohne sieben verletzte Spieler und den noch beim Afrika-Cup weilenden Salomon Kalou, kam durch Julian Schieber (65.) noch zu einigen halben Chancen. Ein Treffer aber gelang auch nach der Einwechslung des schussstarken Ronny erneut nicht.

Luhukay hat Hertha im Sommer 2012 übernommen, ein Jahr später zurück in die Bundesliga geführt und im Vorjahr die Klasse mit dem Aufsteiger gehalten. Allerdings zeigte die Tendenz schon das gesamte Jahr 2014 - insgesamt nur acht Liga-Siege - nach unten. Das klare 0:5 zum Jahresabschluss gegen Hoffenheim und das 0:2 in Bremen brachten dann Luhukay in Not, das Verhältnis zwischen Team und Trainer wurde kompliziert. Ob der Chefcoach am Samstag beim Auswärtsspiel in Mainz noch eine weitere Chance zur Wende erhält, ist ungewiss.

Werder feiert zweiten Rückrundensieg: 2:1 in Hoffenheim 

Werder Bremen hat einen klasse Rückrunden-Start in der Fußball-Bundesliga hingelegt. Drei Tage nach dem 2:0 gegen Hertha BSC gewann die Mannschaft von Trainer Viktor Skripnik am Mittwochabend mit 2:1 (1:1) bei 1899 Hoffenheim. Nach seinem Doppelpack gegen Berlin erzielte Franco di Santo bereits in der 8. Minute das 1:0 für die Gäste. Abwehrchef Ermin Bicakcic glich in der 34. Minute mit seinem ersten Erstliga-Tor für die TSG aus, ehe Philipp Bargfrede zum 2:1 (52.) für Werder traf.

Das Team von Markus Gisdol hingegen kommt einfach nicht in Schwung. Nach der Auftaktniederlage in Augsburg gab es vor 23 631 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena den nächsten Rückschlag. Das bis dato schwächste Auswärtsteam der Liga aus Bremen spielte von Beginn an munter mit und ließ erst gar keine Anfangsoffensive der Hoffenheimer zu.

Bei einem schnellen Angriff der Hanseaten stand TSG-Kapitän Andreas Beck plötzlich Davie Selke und di Santo alleine gegenüber, und der Argentinier hatte keine Mühe, zu seinem neunten Saisontreffer einzuschießen. Bei Werder war Kapitän Clemens Fritz für den Gelb-gesperrten Zlatko Junuzovic zurück in die Mannschaft gekehrt. Ein frühes Wiedersehen mit seinem Ex-Arbeitgeber gab es für Verteidiger Jannik Vestergaard, der erst vergangene Woche von Hoffenheim nach Bremen gewechselt war und eine starke Partie zeigte.

Ein Schuss aus spitzem Winkel von Kevin Volland nach 17 Minuten direkt auf Schlussmann Raphael Wolf war die einzige nennenswerte Chance der TSG in der ersten halben Stunde. Bicakcic betätigte sich dann als Wachmacher für die bis dahin behäbigen Hausherren, als er nach einer Ecke von Pirmin Schwegler und einer Kopfballverlängerung von Adam Szalai zum 1:1 einnickte.

Dann raufte sich Tobias Strobl die Haare: Der Allrounder brachte das Leder nach einem dicken Patzer von Keeper Wolf nicht im Netz unter (39.). Werder geriet jedenfalls immer mehr ins Schwimmen. Die Hoffenheimer waren endlich aufgetaut, konnten sich aber bei Oliver Baumann bedanken: Der Schlussmann rettet in seiner 150. Bundesliga-Partie kurz vor der Pause gegen Selke.

Und auch im zweiten Abschnitt erwischten die Bremer den besseren Start. Gegen die unsortierte TSG-Abwehr traf Bargfrede aus 15 Metern zur erneuten Führung. Gisdol brachte mit Sven Schipplock und Anthony Modeste zwei frische Stürmer, doch die Hoffenheimer rannten zunehmend verzweifelt dem Rückstand hinterher - und haderten mit Schiedsrichter Guido Winkmann: Der pfiff ein Foul von Volland erst, als Schipplock seine Flanke schon eingeköpft hatte (70.). So blieb Bremen ein unangenehmer Gegner für Hoffenheim, den letzten Sieg zu Hause feierten sie beim 4:1 am 21. August 2010. (dpa)

Die Spiele zum Nachlesen im Ticker:

Köln - Stuttgart 0:0
Paderborn - HSV 0:3
Hoffenheim - Bremen 1:2
Hertha - Leverkusen 0:1
Konferenz