Düsseldorf. Ausgerechnet der Ex-Düsseldorfer Marcel Gaus erzielte für den 1. FC Kaiserslautern in der Nachspielzeit den Treffer zum 1:1-Endstand. Zuvor traf Edel-Joker Joel Pohjanpalo wie aus dem Nichts zur schmeichelhaften Führung für die Fortuna.

Die von Oliver Reck ausgegebene Marschrichtung war eindeutig. „Wir müssen im richtigen Moment mutig nach vorne spielen“, forderte Fortunas Cheftrainer vor dem Anpfiff im Spitzenspiel der 2. Bundesliga auf dem Lauterer Betzenberg von seiner Mannschaft. Bis zu diesem „richtigen Moment“ dauerte es am Samstagnachmittag in der Pfalz 77 Minuten. Bis zu diesem Zeitpunkt musste man den Worten von Recks Trainerkollegen Kosta Runjaic beipflichten, der nach dem 1:1 (0:0)-Remis attestierte: „Düsseldorf hat nichts gemacht!“ Bis Reck seinen Edel-Joker Joel Pohjanpalo für Erwin Hoffer ins Rennen schickte, der nach zuletzt zwei Bankspielen bei der Rückkehr an ehemalige Wirkungsstätte blass blieb.

Abschlag von Fortuna-Torwart Unnerstall wurde zur Torvorlage

Blitz-Starter Pohjanpalo hingegen benötigte nach seiner Einwechslung in der 70. Spielminute gerade einmal sieben Zeigerumdrehungen, um aus dem Nichts den schmeichelhaften Führungstreffer für die Gäste zu erzielen.

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Ein zunächst vermeintlich harmloser Abschlag von Debütant Lars Unnerstall im Fortuna-Tor wurde nach den Kopfball-Verlängerungen von Tugrul Erat, der im Vorjahr an selber Stelle sein Zweitliga-Debüt feierte, und Geburtstagskind Michael Liendl (29) zur Vorlage für den finnischen Stürmer. Pohjanpalo setzte sich gegen Willi Orban durch und schob den Ball aus halbrechter Position ins lange Eck.

Für eine defensiv gut organisierte und leidenschaftlich kämpfende Fortuna hätte die erste und einzige nennenswerte Torchance fast zum Sieg gereicht, wenn nicht Marcel Gaus seinem Ex-Verein noch einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. 93 Sekunden waren in der vierminütigen Nachspielzeit bereits gespielt, als Gaus, der bis 2011 fünf Jahre lang für die Flingerner kickte, seine Fußspitze vor Fortunas Abwehrchef Adam Bodzek noch in einen eigentlich verunglückten Schuss von Chris Löwe hielt und diesen unhaltbar abfälschte.

Bereits eine halbe Minute nach dem Anpfiff war Gaus erstmals in Erscheinung getreten, als er frei vor Lars Unnerstall auftauchte und Fortunas Debütant per Lupfer gleich vor eine erste Bewährungsprobe stellte. Unnerstalls Vorderleute mühten sich indes um Zugriff auf die Partie. Allen voran Christopher Avevor agierte auf der Doppel-Sechs an der Seite von Sergio da Silva Pinto unglücklich. Ihre wenigen Vorstöße machten sich die Gäste durch Fehlpässe zunichte. Einzig Axel Bellinghausen sorgte über den linken Flügel für Gefahr, stand aber wie Spitze Erwin Hoffer mangels Unterstützung der Teamkollegen auf verlorenem Posten. Was ausreichte, um als erster Gegner Zählbares vom Betzenberg zu entführen. (Marcus Gülck)

Die Düsseldorfer Stimmen zum Spiel

Siebtes Tor im achten Spiel – Fortunas Torjäger Joel Pohjanpalo ist seine beeindruckende Serie mittlerweile selbst schon ein wenig unheimlich. „Natürlich war ich enttäuscht, nicht in der Startelf gestanden zu haben, aber geärgert hat mich das überhaupt nicht – dafür respektiere ich die Entscheidungen des Trainers viel zu sehr. Es ist eine Riesensaison für mich, mit bisher sieben Toren in acht Einsätzen – fühlt sich fast schon ein bisschen verrückt an“, sagte der Finne.

Zufrieden mit seinem Debüt war indes Torhüter Lars Unnerstall, der nach zehn Spielen erstmals Michael Rensing zwischen den Torpfosten ablöste: „Es ist schon ärgerlich, so kurz vor Schluss doch noch einen zu kassieren. Aber wenn man in den ersten Sekunden des Spiels so ein Ball wie gegen Marcel Gaus halten kann, dann pusht das einen enorm, man ist direkt drin. Die Tabelle ist natürlich eng vorne, aber so bleibt es immerhin spannend, so macht es viel Spaß.“

Weniger Spaß hatte in der Nachspielzeit Fortunas Mannschaftskapitän Adam Bodzek, der beim Ausgleich gegen Ex-Düsseldorfer Marcel Gaus um Zentimeter zu spät kam: „Die Lauterer haben in der Schlussphase alles nach vorne geworfen, haben alles oder nichts gespielt – da wurde es schwer für uns, alles zu verteidigen. Da rutscht dann schon einmal so ein Ding durch. In zwei Tagen kann ich mich mit dem einen Punkt vielleicht besser anfreunden als im Moment.“

Auch Michael Liendl wollte sich an seinem 29. Geburtstag nicht wirklich freuen: „Die Enttäuschung ist schon größer als die Freude über einen Punkt. Natürlich hat Kaiserslautern ganz schön Druck gemacht, hatte viele Torchancen. Aber wenn du hier 1:0 führst und dann so knapp vor Schluss das Tor doch noch bekommst, dann überwiegt die Enttäuschung. Beim Tor ist uns die Ordnung verloren gegangen.“