Aarau. Ungemütlicher geht‘s kaum: Im herbstlichen Dauerregen von Aarau feierte Schalke-Trainer Kees van Wonderen sein Debüt. Es endete 2:2.
Sein erstes Spiel als Cheftrainer des FC Schalke 04 hatte gerade begonnen, da stand Kees van Wonderen erst einmal im Regen. An einem ungemütlichen Herbst-Abend im Schweizer Kanton Aargau feierte er sein Debüt beim Zweitligisten in einem Test bei Schalkes Partnerverein FC Aarau. Zweimal holten die Schalker einen Rückstand auf, erreichten am Ende ein 2:2 (1:2). Diese Partie brachte dem 55 Jahre alten van Wonderen drei Antworten. Erstens: Einige Stützen sind unverzichtbar. Zweitens: Die Torwartfrage bleibt offen. Drittens: An der Defensivarbeit muss er arbeiten.
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Rückschlüsse auf das, was van Wonderen bei seinem Pflichtspieldebüt in einer Woche in Hannover (Samstag, 13 Uhr) vorhat, gab der Test nicht. Nach sieben zum Teil harten Trainingseinheiten an seinen ersten fünf Tagen hatte der Trainer vier Stammkräfte in Deutschland gelassen: Kapitän Kenan Karaman, Torjäger Moussa Sylla, Techniker Amin Younes und Linksfuß Tobias Mohr schauten vor dem TV-Gerät zu. Von den aktuell gesetzten Schalkern standen nur Tomas Kalas und Taylan Bulut von Beginn an auf dem Feld - und sie gingen zur Pause raus.
Pyroshow von Aarau-Fans und Seguin in der Startelf
Van Wonderen hatte bei der Wahl seiner Startelf zwei Motive. Ihm ging es zunächst darum, den zuletzt längerfristig verletzten Profis Spielpraxis zu verschaffen (Paul Seguin, Janik Bachmann, Lino Tempelmann) und die zweite Reihe zu testen - angeführt von Torwart Thorben Hoffmann, der Justin Heekeren den Platz streitig macht. Hoffmann trug sogar die Kapitänsbinde - obwohl der von Ex-Trainer Karel Geraerts ernannte Vize-Kapitän Seguin auf dem Feld stand. „Wir schauen uns den ganzen Kader an, wir wollen das Spiel nutzen, damit alle Rhythmus bekommen“, sagte van Wonderen vor dem Spiel. „Die Eindrücke sind gut. Mein Herz fängt an, blau zu werden. Ich bin sehr aufgeregt.“
Mit einer Pyroshow begrüßten die Fans die Spieler - sehr ungewöhnlich für ein Testspiel. Doch für den Sechsten der zweiten Liga der Schweiz war es ein besonderes. Das traditionsreiche Stadion am Brügglifeld gibt es seit 100 Jahren - 7525 Fans schauten sich die Partie an, die nicht nur ein Jubiläumsspiel war, sondern auch ein Duell zweier Partnervereine. Vor Beginn der Saison hatten die Klubführungen die Kooperation vereinbart.
S04-Trainer van Wonderen verfolgte das Spiel meist im Stehen, er klatschte, trieb an, gab Kommandos, „Hopp“ war häufiger zu hören. In der Abwehr setzte van Wonderen auf eine Viererkette, im Mittelfeld zog Paul Seguin die Fäden, Bryan Lasme (links) und Mehmet Can Aydin (rechts) hielten die Außenposition - Emil Höjlund spielte ganz vorn.
Aarau hat erste Chance - und trifft
Die erste Chance hatte der FC Aarau - und traf direkt. Yannick Toure schoss aus sieben Metern Entfernung aufs Tor, Torwart Hoffmann wehrte den Ball nach vorn ab, Mamadou Fofana staubte ab. Da sah der Keeper, der so gern die Nummer 1 werden würde, gar nicht gut aus. Van Wonderen beobachtete das regungslos an der Seitenlinie.
Es folgte eine dominante Schalker Phase - ein Fußball-Genuss war das Spiel auf schwer bespielbarem Geläuf aber nicht. Lasme stand bei den ersten beiden Möglichkeiten im Blickpunkt. Nach einer Seguin-Ecke köpfte er drüber (17.), neun Minuten später kam er nach einem Steilpass nur wenige Augenblicke zu spät - Torwart Andreas Hirzel konnte klären (26.). Am verdienten 1:1 in der 37. Minute war Lasme nicht beteiligt. Tempelmann knallte den Ball vom Strafraumeck an die Unterkante der Latte, Höjlund staubte mit etwas Glück ab.
Die Zuschauer, viele davon standen mit Regenschirm auf den drei nicht überdachten Tribünenseiten, stellten sich auf ein Unentschieden zur Pause ein, als der FC Aarau auch seine zweite Chance eiskalt nutzte. Bulut ließ auf Schalkes rechter Abwehrseite Nikola Gjorgjev flanken, im Strafraumzentrum standen Felipe Sanchez und Anton Donkor zu weit von Aarau-Stürmer Colin Odutayo entfernt, der den Ball zum 2:1-Pausenstand ins Tor schob.
Nach der Pause, der Regen wurde immer stärker, passierte eine halbe Stunde lang nichts. Van Wonderen wechselte sieben Mal aus, um alle Spieler zu sehen, die die anstrengende Ein-Tages-Reise in die Schweiz auf sich genommen hatten. Erst in der 74. Minute gab es die erste gefährliche Szene nach dem Seitenwechsel: Nach einer Ecke von Derry John Murkin stieg Ron Schallenberg am höchsten und köpfte das Tor zum 2:2-Endstand.
So spielten der FC Aarau und Schalke 04
FC Aarau: Hirzel - Acquah (46. Hasani), Thaler, Müller (46. Jakob) - Dickenmann (46. Janko, Gjorgjev, Obexer - Fazliu - Fofana (76. Koide), Odutayo (86. Senyurt) - Toure (46. Bobadilla). Trainer: Jacopetta
FC Schalke 04 - 1. Halbzeit: Hoffmann - Bulut, Kalas, Sanchez, Donkor - Bachmann - Seguin, Tempelmann - Aydin, Höjlund, Lasme
FC Schalke 04 - 2. Halbzeit: Hoffmann - Gantenbein, Wasinski, Sanchez (61. Kaminski), Donkor (61. Murkin) - Bachmann (61. Noode) - Schallenberg, Grüger - Aydin, Höjlund (61. Zalazar), Lasme.
Tore: 1:0 Fofana (10.), 1:1 Höjlund (37.), 2:1 Odutayo (42.), 2:2 Schallenberg (74.).