Gelsenkirchen. Schalke schafft die Print-Ausgabe der traditionsreichen Klub-Zeitung „Schalker Kreisel“ ab. Die Fans diskutieren kontrovers.

Im Mitgliederbrief, den Vorstand und Aufsichtsrat des FC Schalke 04 am Dienstag verschickten, ist diese Info etwas versteckt in der Mitte des langen Textes, verpackt in einen Absatz. Was für jemanden, der nichts mit Schalke zu tun hat, wie eine Lappalie erscheinen mag, spaltet in vielen Diskussionen die Fan-Szene. Nach fast sechs Jahrzehnten schaffen die Königsblauen aus Kostengründen ihre Vereinszeitschrift „Schalker Kreisel“ ab. Printausgaben wird es nicht mehr geben, die Marke soll allenfalls digital weiter bestehen.

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Bereits seit den 1950er Jahren gab es schriftliche Vereinsmitteilungen der Schalker. Ab 1966 hieß das Magazin dann „Der Kreisel“. Seit 1971 gibt es den Schalker Kreisel. Ob vor dem Parkstadion oder der Arena: Er wurde verkauft, später kostenlos verteilt. Innerhalb der Medienabteilung gab es für den Kreisel eine eigene Redaktion. Schon in den vergangenen Jahren kam der ausgedünnte Kreisel nur noch als Magazin viermal im Jahr nur für die rund 180.000 Vereinsmitglieder. Doch auch damit ist jetzt Schluss. Die Mai-Ausgabe zum 120-jährigen Bestehen war die letzte.

Schalke 04: Vereinsführung erklärt Kreisel-Aus

In der gemeinsamen Erklärung von Vorstand und Aufsichtsrat heißt es: „Doch auch abseits der Restrukturierung innerhalb der Verwaltung treffen wir Maßnahmen, die aus unserer Sicht für die nachhaltige Gesundung und Sanierung unseres Vereins wichtig sind – so konnten die Sachkosten in den vergangenen Jahren signifikant reduziert werden, allein in dieser Runde ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag“, hieß es dann weiter. „Einige Entscheidungen, die darauf einzahlen, sind schwierig zu treffen und nicht populär. Zum Beispiel der Schalker Kreisel: Zukünftig wird es das Mitgliedermagazin nicht mehr im Printformat geben. Nach intensiver Analyse sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kosten, gerade für Druck und Versand, aktuell nicht mehr wirtschaftlich sind – wir reden von einem mittleren sechsstelligen Betrag.“

Fortbestehen solle die Marke, schreiben die Bosse, und zwar „vor allem im Vereinsheim, in dem wir Euch weiter mit spannenden Reportagen, intensiven Interviews und weiterführenden Geschichten zu Vereinsthemen versorgen und hoffentlich begeistern.“

Pro und Contra - das sind die Argumente der Fans

Die Fan- und Mitgliederreaktionen sind sehr gemischt. Auf X (früher Twitter) antworteten viele Anhänger auf eine Nachricht unseres Schalke-Reporters Andreas Ernst. „Frechheit. Wird seit Generationen gesammelt!!!“, schrieb @FrankWnendt. Einen anderes Argument hatte @HerrDaussemPott: „Das ist leider keine gute Entscheidung. Nicht jeder kann und mag den Kreisel digital lesen. Man hätte an einer Print-Ausgabe pro Quartal festhalten sollen. Schließlich entrichten wir Mitglieder allesamt unseren Beitrag. Da müssen vier Printausgaben einfach drin sein.“ @S04Ken würde sogar „draufzahlen, um die Print-Ausgabe zu erhalten!“ @netsmurf_de verband seine Antwort mit einer Kritik an der Vereinspolitik: „Der Weg zu einem Unternehmen, beliebig und austauschbar. Hauptsache in der Exceltabelle erscheint keine rote Zahl mehr bei den Mitgliedern. Der Fokus gilt dem Generieren von Geldern und nicht mehr den Mitgliedern - Vereinsverständnis sollte man von den BWL-Yuppies nicht erwarten.“ @ChrisHpoint meint: „Dafür zahlen die Mitglieder ja auch Beiträge.“ Eine besondere Verbindung hat @primalmoss1 zum Kreisel: „Was wird denn dann mit den Beiträgen gemacht? Was bringt mir die Mitgliedschaft noch? Der Kreisel ist die physische Verbindung zwischen e. V. und meinem Zuhause... Wozu noch der e. V.?“ An die älteren Mitglieder dachten @bilboschulz und @gioo_1919. „Ältere Mitglieder haben nun nix mehr vom kostenlosen Mitgliederbrief. Wie sollen sie nun noch von Schalke erreicht werden?“, schrieb @bilboschulz. @gioo_1919 ergänzte: „Mein Opa, 86, ist traurig darüber.“

Doch es gab auch zahlreiche positive Reaktionen. Beispielsweise von @ArthurSpooner89: „Finde ich gut und richtig. Fliegt bei mir meist ohnehin nach ein paar Tagen in die Tonne.“ Auch @Faboss2000 begrüßt die Entscheidung: „Nachvollziehbar. Wenn man ehrlich ist, hat man sich doch eh nur eine Handvoll Seiten davon durchgelesen. Digital reicht da vollkommen aus und ist nachhaltiger.“ So sieht das auch @kai_feige: „Vollkommen richtig im digitalen Zeitalter.“ @MarcGE04 formulierte das ähnlich: „Einzig richtige Entscheidung... Ist nicht mehr ganz zeitgemäß.“ @santi_s04 hat einige Mitglieder in seiner Familie: „Wir haben eine Zeit lang drei Ausgaben bekommen. Für jedes Mitglied im Haushalt. Das war Wahnsinn.“ @matz31904 schreibt: „Wenn Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis mehr stehen, ist das eine erwartbare und vernünftige Entscheidung für einen Verein, der sich wirtschaftlich konsolidieren will.“ So sieht das auch @KemlerMax: „Richtige Entscheidung. Besser für die Kasse und die Umwelt, unsere ältere Mitgliedschaft kommt perspektivisch auch immer besser klar mit Online-Angeboten.“

Schalke setzt den Sparkurs rigoros um: Ein Vorstand weniger, Direktionen zusammengelegt, Sponsorensuche an Sportfive abgetreten, Kreisel abgeschafft - am Ende mit ihren Ideen sind die Königsblauen aber noch lange nicht.

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