Gelsenkirchen. 1997 behielt Ingo Anderbrügge im Elfmeterschießen des Uefa-Cup-Finals die Nerven. Bis heute ist er der Rekord-Elfmeterschütze von Schalke 04.

Begibt man sich in den Schalker Geschichtsbüchern auf die Suche nach einem Elfmeter-Spezialisten, landet man schnell bei Ingo Anderbrügge. 20 seiner 25 Strafstöße verwandelte er für S04 in der Bundesliga. Seinen wichtigsten Elfmeter allerdings verwandelte der heute 58-Jährige im Uefa-Cup-Finale 1997 bei Inter Mailand.

Als die WAZ mit ihm über den derzeitigen Schalker Elfmeter-Fluch sprechen will, ist Anderbrügge gerade auf dem Weg zu einer Veranstaltung – zusammen mit Kommentatoren-Ikone Werner Hansch, der das Final-Rückspiel in Mailand vor 25 Jahren live kommentiert hatte. Ein Abend, den der inzwischen 83-Jährige nie vergessen wird. „Ein Knallbonbon“, sagt Hansch noch heute zum Linksschuss von Anderbrügge, der S04 im Elfmeterschießen in Führung gebracht hatte.

Anderbrügge über historischen Schalke-Elfmeter: "Bin froh, dass ich nicht nachgedacht habe"

Ex-Profi Anderbrügge nennt den Schuss von Mailand den „wichtigsten Elfmeter“ seiner Karriere. „Das war ein langer Weg bis zum Punkt“, erinnert er sich. Schon vor seinem Anlauf wusste er, dass er die rechte obere Ecke anvisieren würde. „Ich bin froh, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, dass es ein historischer Elfmeter sein kann, über den wir noch 25 Jahre später sprechen werden.“

Ex-Schalke-Profi Ingo Anderbrügge.^^
Ex-Schalke-Profi Ingo Anderbrügge.^^ © Imago | Unbekannt

Gedanken wie diese hätten den langjährigen Mittelfeldspieler womöglich gehemmt und den Lauf der Schalker Geschichte vielleicht sogar verändert. Anderbrügge: „Wenn ich mir vorstelle, dass mich all die Leute, die mich schon auf den Sieg angesprochen haben, auf einen verschossenen Elfmeter und eine mögliche Niederlage angesprochen hätten, dann wäre ich in meinem Leben nicht mehr glücklich geworden.“ Der Linksfuß aber behielt die Nerven und ebnete Schalke den Weg zum Uefa-Cup-Sieg – dem bislang größten Erfolg der königsblauen Vereinsgeschichte.

Ex-Schalker Ingo Anderbrügge über seine Elfmeter-Routine

Doch was genau zeichnet einen guten Elfmeter aus? „Schießen kann jeder Profi“, weiß Anderbrügge. „Es geht darum, die Nerven in den Griff zu bekommen.“ Trainieren, kann man diese Drucksituationen nach Meinung des Eurofighters nur bedingt. „Den Schuss selbst kann man trainieren“, sagt er. „Aber diese Drucksituation, vor 60.000 Zuschauern, lässt sich nicht simulieren.“

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Geholfen hat Anderbrügge in seiner Karriere eine Routine bei Elfmetern. So hat er sich die Ecke immer schon im Vorfeld ausgedacht. „Mit meiner Schusstechnik hätte ich den Torwart nicht ausgucken können“, erklärt er. Per Innenspann wuchtete er die Bälle regelmäßig ins Netz. „Aber es war nicht nur Gewalt“, stellt der 216-fache Bundesligaspieler klar. „Ich hatte eine spezielle Anlaufkurve und eine Schrittfolge – da stecke schon ein Plan dahinter.“