Gelsenkirchen.. Die Krise hat eine Farbe, sie nennt sich Königsblau. Die Premiere von Jens Keller als neuer Trainer des FC Schalke 04 endete mit einem Tiefschlag. Mit einer 1:2-Heimniederlage gegen den FSV Mainz 05 flogen die in der Bundesliga von Platz zwei auf Platz sieben abgeschmierten Schalker auch noch aus dem Achtelfinale des DFB-Pokals.
Schockstarre statt Aufbruchstimmung. Jetzt geht auch Jens Keller mit schwerer Bürde in das Neue Jahr. „Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen“, bilanzierte Keller. „Ihr war zwar in der ersten Halbzeit die Verunsicherung anzumerken, aber sie ist dann in der zweiten Halbzeit an ihre Grenzen gegangen und hat viele Torchancen herausgespielt. Deshalb ist es wahnsinnig enttäuschend, dass wir nicht weitergekommen sind.“
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Der neue Trainer hatte nach der Beurlaubung von Huub Stevens ein paar Reizpunkte gesetzt, hatte die Aufstellung und die Taktik verändert, hatte die bisherigen Stammspieler Joel Matip und Lewis Holtby auf die Bank verwiesen, Tranquillo Barnetta als Rechtsverteidiger ausprobiert und Ciprian Marica als zweite Spitze. Ertrag: null. Denn auf Schalke klaffte zwischen offensivem Potenzial und defensivem Verhalten weiterhin eine erhebliche Qualitätslücke. Bietet sich dem Gegner eine Chance, darf er auch gleich ein Tor verbuchen.
Jones mit einem lausigen Fehlpass
Nach einem ansprechenden Beginn und einem knapp am Pfosten vorbei gesteuerten Kopfball von Ciprian Marica nach prächtiger Vorarbeit des dribbelstarken Julian Draxler zeigte Mainz den Schalkern, was Effektivität bedeutet. Der in der Liga gesperrte Jermaine Jones leistete sich in der 30. Minute einen lausigen Fehlpass, Marco Caligiuri durfte allein aufs Tor zulaufen und behielt die Nerven.
Verzweifelt rannten die Schalker gegen den Rückstand an. Ein Fernschuss von Tranquillo Barnetta zischte am Tor vorbei, ein Schuss von Julian Draxler genau auf die Tormitte erwies sich für den einst in Schalkes Jugend ausgebildeten Mainzer Schlussmann Christian Wetklo nicht als Problem.
Und dann kam zu allem Unglück auch noch Pech dazu: In der 57. Minute humpelte Jungnationalspieler Draxler mit dick bandagiertem Knie in die Kabine, Chinedu Obasi musste ihn ersetzen. Zehn Minuten später brachte Jens Keller auch noch Lewis Holtby für Roman Neustädter. Eine Minute vor diesem Wechsel hatte es eine Menge Aufregung gegeben. Direkt vor der Mainzer Bank hatte Jermaine Jones die Knochen von Marco Caligiuri mit den Stollen bearbeitet, der Mainzer Trainer Thomas Tuchel raste auf den Rasen und schob den Schalker wutentbrannt weg. Schiedsrichter Marco Fritz verwarnte Jones und schickte Tuchel auf die Tribüne.
Huntelaar bringt die Hoffnung zurück
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Mit dem Mut der Verzweiflung stürzten die Schalker in die Schlussphase. Zuerst vergab Chinedu Obasi in der 75. Minute nach punktgenauem Service von Lewis Holtby eine Top-Chance, dann trickste sich Ciprian Marica eine Minute später durch die Mainzer Abwehr, Klaas-Jan Huntelaar musste nach dessen Kurzpass nur noch den Fuß hinhalten – 1:1, die Hoffnung war zurück.
Für acht Minuten. Bei einem langen Pass in die Tiefe hielt die Schalker Abwehr einen Kurzschlaf, so dass auch Nicolai Müller einen Sololauf in Richtung Timo Hildebrand starten durfte – ein Abwehrverbund in Gönnerlaune, der K.o. für Schalke. „Der Ball ist gefühlte zehn Sekunden unterwegs, den muss man klären“, kritisierte Jens Keller.
Sein Team versuchte noch einmal alles: Christian Fuchs traf aus 25 Metern nur die Latte, und in der Nachspielzeit landete ein Kopfball des bei einer Ecke aufgerückten Torhüters Timo Hildebrand in den Armen seines Kollegen Christian Wetklo. Die Einstellung stimmte, das Ergebnis nicht: Schalkes Spieler brauchen in der Winterpause eine Kur. Weniger für die Körper als für die Köpfe.