Gelsenkirchen. Peter Neururer hat Schalke im Kampf um den Klassenerhalt noch nicht ganz abgeschrieben. Der langjährige Bundesliga-Trainer sieht eine Chance.

Kult-Coach Peter Neururer hat einen besonderen Bezug zu Schalke, auch wenn seine Trainertätigkeit bei den Königsblauen von April 1989 bis November 1990 nur eineinhalb Jahre andauerte. Neururer ist bekennender Schalke-Fan und auch Mitglied beim Malocherklub. Nach wie vor ist er bei den Königsblauen hervorragend vernetzt.

Neururer: "Dann musst du es realisieren..."

Verständlich, dass ihm die aktuelle Situation beim S04 sehr nahe geht. Ganz abgeschrieben hat Neururer den Klassenerhalt trotz der dramatischen sportlichen Entwicklung noch nicht. „Ich habe noch Hoffnung, dass es mit der Relegation klappt. Aber die Hoffnung ist verschwindend gering“, stellt der 65-Jährige fest. Angesichts des Neun-Punkte-Rückstands auf den drittletzten Platz muss Schalke schnellstmöglich eine Positiv-Serie starten, um im Keller doch noch einmal das Licht anzuknipsen.

„Du brauchst jetzt sechs Punkte aus den nächsten beiden Spielen bei Union Berlin und zuhause gegen Borussia Dortmund“, rechnet Neururer im Gespräch mit der WAZ hoch, „dann wäre man auf einer normalen Hoffnungsschiene.“ Und was passiert, wenn es am Samstag (18.30 Uhr/Sky) für das auswärtsschwache Liga-Schlusslicht (drei Unentschieden, sechs Pleiten, 7:30 Tore) den nächsten Rückschlag an der Alten Försterei gibt?

Neururer spricht Klartext: „Dann musst du den Abstieg realisieren und alles tun, in der Restsaison auf positiv umzumodellieren. Du brauchst dann einfach eine positive Grundstimmung im Hinblick auf die neue Saison.“ Wie das funktionieren soll? Neururer: „Das müsstest du den Leuten vermitteln und sagen, mit welchen Profis man künftig weiterarbeiten will. Eine Möglichkeit wäre auch, U23-Spieler hochzuholen.“ Die Entwicklung von Verteidiger Timo Becker zeigt, dass Schalke durchaus Talente mit Potenzial in der Hinterhand hat.

Neururer: Hertha hat zu viel Substanz

Der TV-Experte geht nicht davon aus, dass sein ehemaliger Verein Hertha BSC, der aktuell mit 17 Zählern neben Arminia Bielefeld (17) und dem FSV Mainz 05 (13) auch dick in der Abstiegsverlosung hängt, die Talfahrt in den kommenden Wochen fortsetzt. „Hertha BSC hat zu viel Substanz. Ich glaube nicht, dass die unten drinbleiben“, sagt Peter Neururer und stellt fest: „Sie haben jetzt kurz vor Schließung des Winter-Transferfensters Sami Khedira verpflichtet. Er hat ein Jahr lang nicht gespielt. Da muss man also abwarten.“

Auch Schalke hat auf dem Transfersektor nachgelegt. Sowohl Sead Kolasinac als auch Shkodran Mustafi (beide FC Arsenal) konnten in den vergangenen Monaten nur wenig Spielpraxis vorweisen. „Seo Kolasinac hat zwar bei Arsenal kaum gespielt, aber die Idee, ihn nach Schalke zu holen, fand ich gut. Bei Shkodran Mustafi hat man gegen Leipzig gesehen, dass er sofort Verantwortung übernommen und organisiert hat“, bilanziert Neururer. Dass ausgerechnet Mustafi vor dem 0:1 patzte und äußerst unglücklich aussah, passt ins aktuelle Schalker Bild.

Bei der Personalie Klaas-Jan Huntelaar würde Peter Neururer eine andere Strategie verfolgen, sobald der Stürmer Einsatzbereitschaft signalisiert. Der Kult-Coach würde den „Hunter“ nicht von der aus Bank bringen, sondern von Beginn an. „Spieler, von denen ich nicht wusste, ob sie 90 Minuten durchspielen können, haben bei mir immer in der Startelf gestanden. Denn rausgehen können sie im Spielverlauf immer noch“, so Neururer.