Gelsenkirchen. Schalkes Nachwuchstrainer Norbert Elgert beurteilt vor der Weltmeisterschaft die Nationalspieler, die von ihm ausgebildet wurden.
Norbert Elgert weiß, wie man aus Talenten Weltmeister macht. Manuel Neuer, Mesut Özil, Julian Draxler, Benedikt Höwedes – sie alle gingen durch die Schule des seit vielen Jahren erfolgreichen A-Junioren-Trainers des FC Schalke 04. Wir sprachen mit ihm vor der WM.
Was denken Sie über Joachim Löws Entscheidung, Leroy Sané aus dem Kader zu streichen?
Norbert Elgert: Ich kann die Entscheidung des Bundestrainers nicht bewerten, das steht mir nicht zu. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass der Mannschaft ein Spielertyp wie Leroy fehlen könnte. Mit seiner Geschwindigkeit, mit seinen Tempodribblings, mit seinen Schnittstellenläufen, mit seiner Torgefahr. Ein großer Vorteil, gerade für ein großes Turnier, hätte auch seine Unbekümmertheit sein können.
In den Medien wurde Sanés Auftreten kritisiert, es wurde ihm mangelnde Einstellung vorgeworfen.
Elgert: Wir wollen keine Konformisten, wir wollen Typen. Aber daran wird es bei Joachim Löw nicht gelegen haben. Ich bin ganz sicher, dass er aus seiner Sicht ausschließlich sportlich entschieden hat. Leroy war zu unserer gemeinsamen Zeit auf Schalke immer ein guter Trainierer, der auch viele Sonderschichten eingelegt hat. Wenn es schlecht läuft, wird schnell von Überheblichkeit gesprochen. Leroy ist total in Ordnung.
Mesut Özil hat wegen eines Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für Schlagzeilen gesorgt. Wie denken Sie darüber?
Elgert: Mesut ist ein junger Mensch. In seiner Brust schlagen zwei Herzen, und das ist auch logisch und verständlich: Er hat türkische Wurzeln und ganz viele türkische Verwandte, auch in der Türkei. Zugleich ist er in Deutschland aufgewachsen und spielt für die deutsche Nationalmannschaft. Er ist ein sehr stolzer Mensch, der nicht einfach für Deutschland auflaufen würde, wenn sein Herz nicht auch für das Land schlagen würde. Fakt ist, dass Mesut und Ilkay Gündogan für Deutschland spielen und kämpfen, deswegen haben sie die volle Unterstützung aller deutschen Fans verdient.
Trauen Sie Manuel Neuer nach seiner langwierigen Fußverletzung eine erfolgreiche WM zu?
Elgert: Wenn einem, dann Manu. Wenn er den Daumen hebt, ist er fit. In dieser besonderen Situation geht es vor allem um die mentale Stärke. Da ist er eine absolute Ausnahme.
Julian Draxler ist kein Stammspieler bei Paris, hat aber durchaus Chancen auf einen Platz in der Startelf für Deutschland. Was trauen Sie ihm zu?
Elgert: Jule hat sich sportlich und auch von seiner Persönlichkeit enorm weiterentwickelt. Bei Paris nicht immer zu spielen, ist keine Schande. Bei der WM traue ich ihm viele Spielanteile und auch eine richtig gute Rolle zu.