Gelsenkirchen. Calhanoglu gehört zum Schalker Profi-Kader. Auf links ist aber kein Platz, er spielt bei der U23 – für den 19-Jährigen keine leichte Rolle.
Wenige Spieler im Schalker Zweitliga-Kader haben ihren Stammplatz so sicher wie Thomas Ouwejan – wenn gar nichts geht, hängt es oft am Linksverteidiger, mit seinen gefährlichen (Standard-)Flanken für Schalker Torgefahr zu sorgen. Sowohl gegen Paderborn als auch in Karlsruhe ging Schalke jeweils nach einer Ouwejan-Ecke in Führung. Am überragenden Niederländer kommt auf Schalke niemand vorbei. Auch nicht Kerim Calhanoglu.
Während sich auf der rechten Seite das Schalker Eigengewächs Mehmet Can Aydin (20) gegen im Vergleich zu Ouwejan deutlich schwächere Konkurrenz bis zu seiner Verletzung regelmäßig Spielminuten und Startelfeinsätze verdient hat, kommt der 19-jährige Calhanoglu auf links im Zweitliga-Team nicht zum Zug.
Schalkes Calhanoglu: Ein Tor und eine Vorlage für die U23
Calhanoglu trainiert zwar mit den Profis, kommt aber erst auf zwei Kurzeinsätze in dieser Saison (sechs Minuten gegen Ingolstadt, zehn Minuten im Pokal gegen Villingen). In Dimitrios Grammozis’ Spieltags-Kader stand Calhanoglu zuletzt Anfang Dezember. Am Samstag startete er stattdessen zum vierten Mal in Folge in der Schalker U23-Mannschaft in der Regionalliga, für die er in diesem Zeitraum auch ein Tor und eine Vorlage beisteuern konnte.
Beim 1:2 gegen Spitzenreiter Rot-Weiss Essen in der Arena gehörte Calhanoglu allerdings zu den schwächeren Schalkern, hatte auf seiner linken Seite mehrfach das Nachsehen. Nach knapp 70 Minuten wurde er ausgewechselt.
U23-Trainer Torsten Fröhling ordnete die Leistung des Talents auf Nachfrage ein: „Man muss immer dazu sagen: Er trainiert gar nicht bei uns, er kennt die Abläufe noch nicht so richtig. Man bespricht ja auch viel in der Vorbereitung. Dazu hatte er mit Sandro Plechaty heute einen starken Gegenspieler“, so Fröhling.
Die erste Aktion müsse Calhanoglu immer gelingen, erklärte Fröhling – gerade in der ersten Halbzeit hätten aber alle Schalker Schwierigkeiten gehabt und seien nicht mutig gewesen. Da habe auch Calhanoglu „die Abstände ein bisschen zu weit gehabt“, so Fröhling, der Calhanoglu auch lobte: „Aber nach vorne, bei Ballgewinnen, da kann er natürlich viel machen.“
Timo Becker erklärt: Für Profis ist es schwer, in der Regionalliga mitzuspielen
Auch wenn die U23 zwei Ligen tiefer spielt als die Profis, ist keine Selbstverständlichkeit, dass junge Spieler dort automatisch überzeugen – das Niveau ist zwar etwas niedriger, die Erwartungen und der Druck aber ganz andere.
Der inzwischen nach Rostock ausgeliehene Timo Becker, der in der Hinrunde für die Schalker U23 spielte, erklärte im WAZ-Interview die Situation aus Sicht des Spielers so: „Viele Regionalligaspieler wollen es dem Profi dann zeigen, indem sie ihn umtreten oder durchgehend beleidigen. Und ich muss zugeben: Nach den schwierigen Monaten in der 2. Liga war ich dafür mental nicht stark genug. Als ich zur U 23 geschickt wurde, war ich in den ersten beiden Spielen vom Kopf her noch nicht anwesend. Die ganze Situation war zu viel für mich.“
Becker konnte dann aber „den Schalter umlegen“ und Spaß am Fußball wiederfinden und wichtige Spielpraxis sammeln. Spielpraxis und Erfolgserlebnisse sammeln soll auch Kerim Calhanoglu – voraussichtlich auch am kommenden Wochenende wieder bei der U23, die dann beim SV Straelen zu Gast ist.