Gelsenkirchen. . Tobias Mohr wechselt vom 1. FC Heidenheim zu Schalke 04. In die Bundesliga schaffte er es über einige Umwege. Ein Ex-Mitspieler erinnert sich.
Die zurückliegenden Tage dürfte Tobias Mohr so schnell nicht vergessen. Noch am vergangenen Wochenende feierte der 26 Jahre alte Fußballprofi mit Freunden und Familien seine Hochzeit. Und während er sich mit seiner Frau Louisa in den Flitterwochen befindet, wurde am Mittwoch auch die nächste große Nachricht publik: sein Wechsel zu Schalke 04 in die Bundesliga. Bei den Gelsenkirchener unterschreibt der Mittelfeldspieler einen Vertrag bis 2025. „Es ist kein Geheimnis, dass wir Tobias schon länger kennen, langfristig beobachtet und um ihn gekämpft haben“, sagt Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder zur Verpflichtung.
Und nach langem Kampf hat der 1. FC Heidenheim den linken Flügelspieler nun in Richtung Gelsenkirchen ziehen lassen. Ein Abgang, der die Heidenheimer schmerzt, denn mit seinen acht Toren und sieben Vorlagen war er einer der Top-Spieler des Klubs in der zurückliegenden Zweitligasaison. Nicht umsonst wurde er von den Fans noch in dieser Woche zum „Spieler der Saison gewählt“. Die Heidenheimer haben Mohr schließlich ziehen lassen, weil sie dem 26-Jährigen den großen Traum von der Bundesliga nicht verwehren wollten – und weil beide Klubs „eine sehr gute Lösung gefunden“ haben, die dem 1. FC Heidenheim „aus wirtschaftlicher Sicht nachhaltig weiterhelfen wird“, wie es von Holger Sanwald, dem Vorstandvorsitzenden des FCH heißt. Rund eine Million Euro soll im Zuge des Transfers von Gelsenkirchen nach Ostwürttemberg geflossen sein.
Neu-Schalker Tobias Mohr: Steiniger Weg bis in die Bundesliga
Doch wie tickt der Neu-Schalker eigentlich? Was sind seine Stärken? Beantworten kann das Meik Kühnel (27), der zusammen mit Mohr die komplette Jugendabteilung von Alemannia Aachen durchlaufen hat. Auch in der Regionalliga-Mannschaft der Aachener spielten sie einst gemeinsam. „Schon von klein auf war Tobi extrem ehrgeizig“, sagt Kühnel, der bis zuletzt noch beim SV Wegberg-Beeck in der Regionalliga spielte. „Ich kann mich erinnern, dass er nach verlorenen Spielen das eine oder andere Mal geweint hat. Daran sieht man schon, wie sehr er den Fußball lebt und das alles an sich heranlässt.“ Diese unbändige Leidenschaft ist für Kühnel einer der Hauptgründe, weshalb es Tobias Mohr nun tatsächlich bis in die Bundesliga geschafft hat – und das im Alter von inzwischen 26 Jahren.
Und dass Mohr den Sprung in Deutschlands Top-Liga schafft, war längst nicht immer abzusehen. Ein gefeiertes Top-Talent war der Linksfuß nie. Auch in die Notizbücher der großen Vereine konnte sich Mohr in der Jugend nicht spielen. Selbst sein Start bei den Senioren verlief holprig. „In der 1. Mannschaft der Alemannia saß er am Anfang noch regelmäßig auf der Bank, hat nicht gespielt“, erinnert sich Kühnel.
Erst über Einsätze in der Aachener Reserve, die damals in der fünftklassigen Mittelrheinliga spielte, schaffte es Mohr, sich langsam in der Regionalliga zu etablieren. Von dort ging es im Sommer 2018 zur Spielvereinigung Greuther Fürth in die 2. Bundesliga, wo er eine gute Debütsaison im Profibereich spielte (sechs Tore, vier Vorlagen). „In Fürth hat er sich durch seine kämpferische Art einen Namen gemacht“, lobt Kühnel. Nur eineinhalb Jahre später folgte der Wechsel nach Heidenheim, nun der Schritt zu Schalke 04 in die Bundesliga.
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Bei den Königsblauen soll er zusammen mit Thomas Ouwejan ein schlagkräftiges Duo auf der linken Seite bilden. „Tobi überzeugt durch einen richtig guten linken Fuß, mit dem er jederzeit durch Tore und eigene Abschlüsse Gefahr kreieren kann. Dazu bringt er das passende Tempo mit, um sich die nötigen Freiräume zu schaffen“, lobt Sportdirektor Rouven Schröder. Dabei kann Mohr sowohl als Linksverteidiger als auch links im Mittelfeld eingesetzt werden. „Das gibt uns eine gewisse Flexibilität und Unberechenbarkeit“, erklärt Cheftrainer Frank Kramer, der die „bissige, hartnäckige und unermüdliche Spielweise“ des Neuzugangs schätzt.
All das sind Attribute, die gut zum kampfbetonten Fußball passen, mit dem die Schalker in der Bundesliga die Klasse halten wollen. „Er passt super zu Schalke“, ist sich auch sein Ex-Mitspieler Meik Kühnel sicher, der noch heute regelmäßig mit Mohr in Kontakt steht: „Tobi ist ein echter Malocher in jeglicher Hinsicht.“ Dem Sport habe der S04-Neuzugang immer alles untergeordnet. So verzichtet er komplett auf Alkohol und auch Disko-Besuche waren bei Mohr schon in der Vergangenheit die absolute Ausnahme.
Alles unterordnen will Tobias Mohr in den kommenden Jahren auch dem Erreichen des Klassenerhalts in der Bundesliga mit Schalke 04. „Ich werde alles, was in mir steckt, auf den Platz bringen, damit wir unser großes Ziel, den Klassenerhalt, gemeinsam erreichen können. Und hoffentlich gelingt mir dabei noch das eine oder andere Tor“, sagt er.