Gelsenkirchen. Im Heimspiel gegen Mainz 05 kam Schalke 04 nicht über ein 0:0 hinaus - für den neuen Trainer Dimitrios Grammozis ein durchwachsenes Debüt.

Euphorie gab es lange nicht mehr beim FC Schalke 04 - aber vor dem Spiel gegen den Tabellenvorletzten FSV Mainz 05 waren viele Fans der Königsblauen zumindest sehr optimistisch. Das lag vor allem an der Aufbruchstimmung, die der sympathische Trainer Dimitrios Grammozis an seinen ersten drei Arbeitstagen verbreitet hatte. Doch nach dem Spiel gegen Mainz war vom ungewohnten Schalker Überschwang nichts mehr zu spüren. Die Königsblauen hatten sich zu einem langweiligen 0:0 gerumpelt, die Mainzer waren dem Sieg gegen Schalke 04 sogar näher.

Schalke-Trainer Grammozis lobt die Abwehr

"Die Defensivleistung hat gestimmt", resümierte Grammozis, bereits Schalkes fünfter Trainer in dieser Saison, und ergänzte etwas enttäuscht: "Aber natürlich wissen wir, dass wir an der Offensive arbeiten müssen, um noch mehr Torchancen zu kreieren." Zwei hatte Schalke, eine durch einen Kopfball von Shkodran Mustafi (18.), eine durch einen Schlenzer von Suat Serdar (81.) - beide scheiterten am Mainzer Torwart Robin Zentner. Es blieben die einzigen Torschüsse der Schalker, während es die Mainzer 19-mal versuchten, wenn auch meist unpräzise. "Wir nehmen den Punkt mit, hätten natürlich gern drei gehabt. Aber das war leider nicht möglich", sagte Grammozis. Dass Schlusslicht Schalke den Klassenerhalt schaffen kann, war schon vor dem Mainz-Spiel unwahrscheinlich. Nun ist es fast unmöglich.

Schalke-Spielmacher Harit verletzt sich beim Aufwärmen

Mit zwei der vielen Gründe, weshalb Schalke wahrscheinlich absteigt, wurde Grammozis gleich bei seinem Debüt konfrontiert. Auf neun verletzte Spieler musste er ohnehin verzichten, beim Aufwärmprogramm kam der zehnte hinzu. Amine Harit, eigentlich auf seiner Lieblingsposition als Spielmacher im zentralen Mittelfeld eingeplant, meldete sich etwa 20 Minuten vor dem Anpfiff mit schmerzverzerrtem Gesicht bei Teamarzt Dr. Patrick Ingelfinger. Er probierte anschließend noch einen Torschuss - doch die Schmerzen waren zu groß: Harit feuerte seine Handschuhe wütend auf den Rasen, stapfte enttäuscht in die Kabine. "Das war sehr schade, weil Amine uns in den zwei Tagen das Gefühl gegeben hat, dass er sich sehr auf das Spiel freut und dass er bereit ist, für die Mannschaft die eine oder andere Chance zu kreieren. Ein Mann seiner Qualität hat uns gefehlt", sagte Grammozis dazu.

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Der Trainer lernte aber nicht nur das Verletzungspech kennen, sondern auch den miserablen Fitnesszustand seiner neuen Mannschaft. Ab der 70. Minute konnten nur noch die wenigsten Schalker körperlich dagegenhalten, viele sanken auf den Rasen, weil sie Krämpfe hatten. Der neue Trainer konnte nichts dafür - das war eine Kombination aus fehlerhaftem Athletiktraining und schlecht durchdachter Einkaufspolitik.

Schalke: Bundesliga-Debüt für Kerim Calhanoglu

Grammozis wollte sich nicht beschweren, er blieb freundlich: "Bei dem ein oder anderen Spieler war der Akku leer. Es war eben ein sehr intensives Spiel. Man hat gemerkt, dass Jungs wie Sead Kolasinac oder Shkodran Mustafi, die ohne Spielpraxis vom FC Arsenal kamen, diese Art der Intensität nicht mehr kennen. Wir hatten in Kerim Calhanoglu einen jungen Spieler auf dem Platz, der aufgrund der U19-Corona-Pause keine Spielpraxis hatte. Und aufgrund der vielen Verletzungen hat uns die Tiefe im Kader gefehlt, um vielleicht jemanden einzuwechseln, der Entlastung bringt."

Das führte dazu, dass Schalke in der Schlussphase nicht mehr zusetzen konnte, um einen eigentlich dringend notwendigen Sieg feiern zu können. Ab der 85. Minute gab es keinen Alles-oder-nichts-Sturmlauf, sondern eher Grammozis-Granit, um nicht in letzter Sekunde zu verlieren. Und der Trainer war froh, überhaupt einen Punkt gerettet zu haben. "Aufgrund der letzten Ergebnisse haben wir nicht kein Selbstverständnis, in der Schlussphase noch einmal einen letzten Angriff starten zu können. Das müssen wir uns erst einmal erarbeiten", sagte der Trainer und ergänzte: "Wir können keine Wunderdinge in zwei Tagen vollbringen."

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Schalke und Mainz spielten insgesamt 257 Fehlpässe

Mit Leistungen wie am Freitagabend werden beide Mannschaften das Wunder Klassenerhalt nicht schaffen. Das Spiel schwer verdauliche Kost. Es gab nur vier klare Torchancen - zwei auf jeder Seite. Dafür aber 27 Fouls und insgesamt 257 Fehlpässe - Zahlen einer unansehnlichen Pöhlerei. Der Mainzer Trainer Bo Svensson fasste das ganz simpel zusammen: "Gewinnt man nicht genug Fußballspiele, steigt man halt ab." Läuft die Saison so weiter, dürfte das am Saisonende für beide Teams gelten.