Gelsenkirchen.. Nach dem glücklichen 4:3 gegen Sporting Lissabon in der Champions League kommen auch die krassen Fehler beim FC Schalke zur Sprache, die dazu führten, dass eine 3:1-Führung aus der Hand gegeben wurde. „Wir brauchen Zeit“, sagt der neue Trainer Roberto Di Matteo. Am Samstag geht es nach Leverkusen.

Wenn Roberto Di Matteo zuvor nur vermuten konnte, wo genau er nun gelandet ist, so weiß er es jetzt bis ins Detail. Beim 4:3 gegen Sporting Lissabon erlebte der italienische Trainer seinen neuen Verein in allen Facetten. Freude und Enttäuschung wechselten in ungesund schnellem Rhythmus, verdiente Erfolgserlebnisse wurden durch unverständliche Nachlässigkeiten zunichte gemacht, und am Schluss folgte dann doch die ganz große Erleichterung, weil der Abend auch noch eine glückliche Pointe bereithielt.

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„Es war ein erlebnisreiches Spiel“, resümierte Di Matteo, „aber ich glaube, unsere Fans hatten mehr Spaß daran als ich. Wenn du das als Trainer analysieren musst, ist das wahnsinnig.“

S04-Kapitän Höwedes, „Wir haben uns stümperhaft angestellt.“

0:1 hatte sein Team zurückgelegen, gegen die nach einem Feldverweis früh dezimierten Portugiesen drehten die Schalker das Spiel, und als Benedikt Höwedes zum 3:1 einköpfte, dachte auch Di Matteo, dass damit doch wohl der erste Sieg in dieser Champions-League-Saison gesichert sein müsste. Aber danach verfielen die Schalker wieder in alte Muster, und plötzlich stand es gegen zehn Sporting-Spieler 3:3. „Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht“, analysierte Kapitän Benedikt Höwedes, „wir haben uns stümperhaft angestellt und die Spielkontrolle verloren.“

Auch Schalkes Manager Horst Heldt war in dieser Phase entgeistert. „Lissabon war am Boden, aber wir sind nicht mehr richtig zurückgelaufen und haben zwei Tore selbst verschuldet“, meinte er, und Torjäger Klaas-Jan Huntelaar stimmte ihm zu: „Nach dem 3:1 haben wir wiederholt einen Schritt zu wenig gemacht. Das dürfen wir nicht so einfach weggeben.“

Mit viel Glück, darin waren sich alle Schalker einig, hatten sie am Ende doch noch gewonnen. „Die Freude lasse ich mir auch nicht nehmen“, sagte Manager Heldt – wohl wissend, dass Schalke vom Schiedsrichterteam beschenkt worden war.

Fehlentscheidung des Torrichters

In der Nachspielzeit landete ein Kopfball von Huntelaar aus kurzer Distanz im Gesicht von Jonathan Silva, dessen Arm dabei ausgestreckt war. Der russische Schiedsrichter Sergei Karasev erhielt ein Signal vom Torrichter – und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Eric Maxim Choupo-Moting überredete den ebenfalls sicheren Schützen Klaas-Jan Huntelaar, diesen bedeutungsschweren Job übernehmen zu dürfen. Und traf.

Wiederholt hatte sich Horst Heldt schon über den von Uefa-Chef Michel Platini initiierten Aktionismus mit zusätzlichen Torrichtern, die trotzdem Fehlentscheidungen fällten, aufgeregt – nun meinte er augenzwinkernd: „Diesmal muss ich sagen: Superidee von Platini, da greift das System!“ Er zeigte aber auch Mitgefühl mit Sporting: „Ich kann den Ärger verstehen. Als Betroffener hätte ich die Fassung verloren.“

Marco Silva, der junge Trainer der Portugiesen, behielt sie, seine Enttäuschung aber verbarg er nicht: „Wir haben alles gegeben, 60 Minuten in Unterzahl gespielt – und dann kommt so eine Ungerechtigkeit!“ Diese Ungerechtigkeit hat die Ausgangslage vor dem Spiel am 5. November in Lissabon schwer beeinflusst, Schalkes Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale sind gestiegen. „Aber wir brauchen ein bisschen Zeit, um die Mentalität und die Organisation zu verbessern“, meinte Roberto Di Matteo, dessen Team am Samstagabend bei Bayer Leverkusen vor der nächsten schweren Aufgabe steht.

Gemeinsam gejubelt

Es gab gegen Lissabon aber auch eine Szene, aus der der Trainer viel Zuversicht zieht. Chinedu Obasi, der sich zur Freude von Di Matteo „in die Startelf trainiert“ und Anteil an drei Toren hatte, war nach seinem 1:1 dankbar auf direktem Weg zu Di Matteo gelaufen, und die große Gratulantenschar hängte sich dran. „Natürlich bringt uns so etwas näher“, sagte der Italiener und lächelte dabei zufrieden. Er weiß längst: Auch das ist Schalke.