Gelsenkirchen. Schalke 04 bekam den 4:3 (1:1)-Erfolg im Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon geschenkt. Eric Maxim Choupo-Moting verwandelte in der 93. Minute einen Elfmeter, den Schiedsrichter Karasev nie hätte pfeifen dürfen. Manager Horst Heldt kommentierte die Entscheidung mit einem flotten Spruch.

Klaas-Jan Huntelaar gestand ganz ehrlich: "Wenn ich so verliere, bin ich auch richtig sauer." Der Schalke-Torjäger bekam mit seinem Team den 4:3 (1:1)-Erfolg im Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon geschenkt. In der zweiten Minute der Nachspielzeit flog ein Huntelaar-Kopfball ins Gesicht von Jonathan Silva. Schiedsrichter Karasev (Russland) hatte nichts Außergewöhnliches bemerkt, ließ das Spiel weiterlaufen, doch dann zeigte der Assistent an der Torauslinie ein Handspiel an. Karasev vertraute seinem Kollegen und deutete mit Verzögerung auf den Elfmeterpunkt. Eric Maxim Choupo-Moting verwandelte den Elfmeter sicher zum 4:3.

Schalke-Manager Horst Heldt nahm's erst mit Humor: "Ich habe mich das eine oder Mal kritisch über die Auslegung mit dem da an der Torauslinie geäußert. Diesmal muss ich sagen: super Idee von Platini! Da greift das System!" Uefa-Präsident Michel Platini höchstpersönlich hatte die umstrittenen "Torrichter" eingeführt. Danach wurde Heldt doch noch ernster und fügte hinzu: "Ich kann den Ärger verstehen. Als Betroffener hätte ich die Fassung verloren."

Schalke-Torjäger Huntelaar ist ein Freund des Videobeweises

Sporting-Trainer Marco Silva war auch der Verzweiflung nah: "Was passiert ist, ist nicht normal. Das ist eine ungeheure Ungerechtigkeit." Schalke-Coach Roberto Di Matteo und Kapitän Benedikt Höwedes sprachen wegen des dramatischen Schlussakkordes von einem glücklichen Sieg. Höwedes ergänzte aber noch: "So ist das im Fußball." Klaas-Jan Huntelaar outete sich als Freund des Videobeweises: "Es passiert uns auch ein-, zweimal in der Saison, dass man durch einen Fehler von wem auch immer verliert. Mit Videoüberwachung könnte man dem Schiedsrichter helfen."

Heldt wurde erst ganz am Ende pragmatisch: "Ich freue mich über den Sieg. Wenn wir uns heute Abend die Tabelle anschaue, interessiert es niemanden mehr, wie er zustande gekommen ist." (Andreas Ernst)

Die Schalker Stimmen zum Spiel in der Übersicht

Roberto Di Matteo (Trainer FC Schalke 04): "Es war ein erlebnisreiches Spiel, an dem die Zuschauer mehr Spaß hatten als ich. Als Trainer wird man wahnsinnig, wenn man das analysieren muss. Wir haben teilweise sehr gut Fußball gespielt, haben das Spiel sehr gut kontrolliert. Nach dem 3:2 haben wir aber den Faden verloren. Da standen wir sehr schlecht in der Abwehr. Ich bin nicht enttäuscht, denn wir haben gewonnen. Aber wenn man 3:1 im Vorsprung liegt und einen Spieler mehr auf dem Feld hat, dann muss man das Spiel besser kontrollieren. Wir brauchen ein bisschen Zeit, um die Mentalität und die Organisation zu verbessern."

Horst Heldt (Manager FC Schalke 04): "Ich freue mich über den Sieg - und die Freude lasse ich mir nicht nehmen. Es gab aber Phasen, die nicht nachvollziehbar sind. Gerade nach dem 3:1, mit der guten Ausgangssituation nach der berechtigten Gelb-Roten Karte: Da haben wir das Spiel aus der Hand gegeben. Da müssen wir gucken, woran das gelegen hat. Es hat mit Nachlässigkeit angefangen und mit Verunsicherung aufgehört. Das betrifft jeden, der auf dem Platz ist. Lissabon war am Boden. Wir sind aber nicht mehr richtig zurückgelaufen, die Viererkette ist nicht mehr nachgerückt, wir haben uns zurückgezogen. Da haben viele Sachen nicht funktioniert. Wenn du einen Mann mehr hast, dann aber zwei Tore bekommst, die du selbst verschuldet hast, dann kommt die Phase, wo die Angst vor der Blamage kommt. Da wird es ganz schwer für die Beine und den Kopf."

Heldt über die Ausgangsposition: "Im Rückspiel wird das ein heißer Tanz. Das ist eine Mannschaft, die sehr, sehr gut nach vorn spielt, die ihre Probleme nach hinten hat, wie man gesehen hat."

Heldt über die Entscheidung für Chinedu Obasi und gegen Max Meyer: "Das Kollektiv ist für den Trainer wichtig. Er ist noch nicht lange da, muss sich ein Bild machen, aber im Drei-Tages-Rhythmus für die Leute entscheiden. Chinedu Obasi hat gut trainiert, hatte aber das Glück, dass er in der Länderspielpause dageblieben ist. Andere waren bei der Nationalmannschaft."

Benedikt Höwedes (Kapitän FC Schalke 04): "Wir haben uns ein klares Ziel gesetzt, das waren drei Punkte, und das haben wir erreicht. Wir haben uns den Sieg über 93 Minuten verdient, auch wenn wir uns zwischenzeitlich stümperhaft angestellt haben. Nach dem 3:1 haben wir zuerst ordentlich den Ball laufen lassen, und Sporting Lissabon hat bis zum Elfmeter auch nicht viel gemacht. Dann waren wir einen Moment unaufmerksam - und nach dem Elfmeter gab es einen kleinen Bruch im Spiel. Lissabon hat Lunte gerochen, wir haben die Spielkontrolle verloren, haben unglückliche lange Bälle gespielt, die dann ins Niemandsland gegangen sind, hatten blöde Ballverluste. Beim 3:3 stehen wir unheimlich ungeordnet in der Mitte, haben eine ganz schlechte Zuteilung, sind beim Kopfball in Überzahl - trotzdem fressen wir ein Gegentor. Aus diesen Fehlern müssen wir lernen. Wir haben trotzdem nicht aufgesteckt und haben den Siegtreffer gemacht."

Klaas-Jan Huntelaar (FC Schalke 04): "Wir liegen gegen zehn Mann mit 3:1 vorn - machen es dann aber so schlecht, dass wir noch zwei Tore bekommen. Wenn man einen Gegner so zurückkommen lässt, dann gewinnt man das Spiel normalerweise nicht. Denn dann spielt man gegen sich selbst. Mit ein bisschen Glück haben wir es doch noch geschafft. Jetzt ist die Ausgangsposition in unserer Gruppe viel besser als vor dem Spiel."

Eric Maxim Choupo-Moting (FC Schalke 04): "Das war unser erster Sieg in dieser Champions-League-Saison - und deshalb ein ganz besonderer. Wir hatten Höhen und Tiefen in unserem Spiel. Die Fehler werden wir analysieren müssen." (aufgezeichnet in der Mixed Zone)