Donaueschingen. Trainer Huub Stevens vom FC Schalke 04 hat die Einkaufspolitik des Liga-Rivalen Borussia Mönchengladbach gelobt. „Hut ab vor Gladbach – die können oben mitmischen mit dem, was sie getan haben“, sagte Stevens. Die Schalker stehen in der Bundesliga-Einkaufstabelle auf Platz 18.

Kurz vor Schluss des Schalker Trainingslagers in Donaueschingen schaute auch noch der Boss höchstpersönlich vorbei: Clemens Tönnies war vor dem zweiten Testspiel beim FC Villingen (2:0) angereist, um Mannschaft und Trainer einen Besuch abzustatten. Im Villinger Stadion machte er sogar die Geldbörse auf: Er spendete einen Schein für die Jugendabteilung.

Schalke darf dagegen nicht mehr hoffen, dass der Aufsichtsrats-Chef in diesem Sommer noch einmal die Geldschatulle des Vereins öffnet: Es bleibt dabei, dass die Königsblauen ihre Transferaktivitäten auf der Einkaufsseite für dieses Jahr abgeschlossen haben. Was schon Manager Horst Heldt erklärte („Im Moment ist nichts geplant. Prinzipiell kann man zwar Zugänge nie ausschließen, aber das würde derzeit nur für den Fall gelten, dass mit einem Spieler etwas passiert, den wir eigentlich halten wollen“), untermauerte am Mittwoch auch Trainer Huub Stevens noch einmal: „Wir kennen unsere Situation. Wir wussten von vornherein, dass wir auf junge und ablösefreie Spieler setzen müssen.“ Mit einem bezeichnenden Lächeln stellt er fest, dass Schalke in der Bundesliga auf Platz 18 der Einkaufstabelle steht: Kein Verein hat weniger Geld für Neuzugänge ausgegeben als der Vorjahres-Dritte. Die Neuzugänge Tranquillo Barnetta (Leverkusen), Roman Neustädter (Mönchengladbach), Philipp Hofmann und Sead Kolasinac (beide eigene Jugend) haben keine Ablöse gekostet.

Stevens lobt Luuk de Jong

Stevens klagt nicht über diese Situation, aber er betont, dass andere Vereine eben viel mehr Anstrengungen unternommen hätten, um ihre Mannschaft zu verstärken. „Hut ab vor Gladbach – die können oben mitmischen mit dem, was sie getan haben.“ Für die neueste Verpflichtung von Torjäger Luuk de Jong (Enschede) hat er nur Lob und Anerkennung parat.

Dass die Gladbacher auf der anderen Seite auch drei absolute Leistungsträger verloren haben (Reus, Dante, Neustädter), während bei Schalke aus der Stammelf nur Raúl gegangen ist, sieht Stevens nicht als Vorteil für Schalke an. „Ich halte nicht viel davon, wenn man von einer Stammbesetzung spricht. Für uns war Raúl sehr wichtig, aber in der Kabine waren das auch Jungs wie Schobi oder Peer Kluge, obwohl sie wenig gespielt haben. Jetzt müssen sich bei uns die jungen Burschen mal zeigen und Verantwortung übernehmen. Im vorigen Jahr ist Raúl immer in die Bresche gesprungen – jetzt sind die Jungs selbst gefragt.“ Vor allem Lewis Holtby und Julian Draxler, die mehr Verantwortung übernehmen sollen. Aber auch ein Christoph Moritz, der mit seiner überlegten Art viele Pluspunkte sammelt: Beim Testspiel in Großaspach (4:2) trug er eine Halbzeit lang sogar die Kapitänsbinde.

Guter Eindruck von Barnetta und Neustädter

Von seinen beiden externen Neuzugängen Barnetta und Neustädter hat Stevens bisher einen guten Eindruck, aber er betont auch, dass alle noch Zeit brauchen würden, um sich zu integrieren. Dies sei aber normal. Horst Heldt hatte schon am Vortag darauf hingewiesen, dass die Qualität der Spieler ja nicht an der Ablösesumme zu messen sei: „Wenn die beiden Spieler zehn Millionen Euro gekostet hätten, würde man wohl anders reden.“ Und Barnetta selbst sieht sogar einen Vorteil darin, dass Schalke für ihn nicht so tief in die Tasche greifen musste: „Wenn man zehn Millionen gekostet hat, hat man als Spieler doch einen größeren Druck als wenn man ablösefrei war.“