Donaueschingen. Stürmer Philipp Hofmann, Abwehrspieler Sead Kolasinac und Mittelfeldspieler Rene Klingenburg sind aus der Schalker Meister-Jugend zu den Profis aufgerückt und schlagen sich im Trainingslager vielversprechend. Mit der WAZ sprachen die drei Jung-Meister über ihre Träume – und ihre Ziele.
In Ihrem Alter hat man noch Vorbilder. Sind das Spieler wie Messi und Ronaldo, oder sind das die Jungs, mit denen Sie hier gerade zusammen trainieren?
Rene Klingenburg: Mein Vorbild ist Jermaine Jones – das ist einfach ein guter Typ.
Philipp Hofmann: Klaas-Jan Huntelaar – den bewundere ich seit vielen Jahren.
Sead Kolasinac: Bei mir sind es Papadopoulos und auch Jones – denn wir haben die gleiche Spielweise.
Wie ist es dann, wenn man auf einmal mit den Vorbildern zusammen spielt? Schlottern einem da zuerst die Knie?
Klingenburg: Also, ich war am Anfang schon ein bisschen aufgeregt. Philipp und Sead waren ja letztes Jahr schon teilweise bei den Profis dabei, und bei mir hat sich die Nervosität auch schnell gelegt, als ich die Jungs kennengelernt habe. Sie sind alle ganz normal drauf.
Hofmann: Wenn man ein paar Tage bei den Profis dabei ist, wird man lockerer, das ist ganz normal. Ich war in der letzten Saison mit beim Europa-League-Spiel in Haifa. Leider habe ich dann nicht gespielt, aber es war auf jeden Fall eine gute Erfahrung.
Kolasinac: Im Januar durfte ich in Katar die Wintervorbereitung bei den Profis mitmachen. Da habe ich schon gemerkt, wie so ein Trainingslager abläuft.
Für Sie, Rene, muss es dagegen eine große Überraschung gewesen sein, dass Sie hier mit im Trainingslager sind. Im Gegensatz zu den beiden anderen haben Sie ja noch keinen Profivertrag.
Klingenburg: Ich will ehrlich sein: Nachdem ich mit der A-Jugend Deutscher Meister geworden bin, habe ich schon damit gerechnet, dass ich bald bei den Profis mittrainieren darf. Ich hatte ja ganz gut gespielt.
Wie läuft das dann ab? Kommt Huub Stevens in die Kabine und sagt: Rene, du bist dabei?
Klingenburg: Nein, Horst Heldt hat meinen Berater Thomas Kroth angerufen, und er hat es mir dann gesagt.
Julian Draxler ist genauso alt wie Sie und schon seit eineinhalb Jahren Profi. Orientiert man sich dann an ihm?
Kolasinac: Ja klar, man sieht ja, wie er sich entwickelt hat. Das ist schon klasse.
Klingenburg: Bei Jule ging es ja alles noch schneller. Da wusste man schon nach wenigen Wochen, als er das Tor im Pokal gegen Nürnberg geschossen hatte, wo sein Weg hingeht.
Schalke-Talente loben A-Jugend-Trainer Elgert
Philipp, Sie haben in der letzten Saison zum Teil schon in der Schalker U23 gespielt. Wie schwer fällt einem jungen Spieler die Umstellung in den Seniorenbereich?
Hofmann: Ich kann ja nur über den U23-Bereich sprechen, und ich finde, es wurde teilweise kein schöner Fußball gespielt. Unsere Gegner haben oft nur aus dem Stand lange Bälle gespielt, und wir hatten einige Einzelspieler, die mit dem Kopf durch die Wand wollten. Die A-Jugend-Bundesliga ist spielerisch besser. Und dort waren wir ein Team – das ist der große Unterschied.
Klingenburg: Das lag vor allem am Trainer. Norbert Elgert lebt diesen Teamgedanken vor. Und bei ihm lernt man Wille und Ehrgeiz.
Kolasinac: Norbert Elgert ist einfach sportlich und menschlich top. Er will, dass man nicht nur 99 Prozent gibt, sondern immer 100 – das zeichnet ihn aus, und deswegen hat er auch so viel Erfolg in seiner Trainerkarriere. Er kann alles.
Ist es eine große Umstellung jetzt bei Huub Stevens zu sein?
Klingenburg: Eigentlich nicht. Auch Huub Stevens legt im Training viel Wert auf Kondition und Ausdauer – er ist genauso ein Kämpfer wie Norbert Elgert.
Philipp, Sie wären fast beim MSV Duisburg gelandet, der Sie ausleihen wollte. Wollten Sie nicht weg, oder wollte Schalke Sie nicht gehen lassen?
Hofmann: Beides. Schalke hatte zunächst nichts gegen eine Ausleihe, weil man mir ja nicht garantieren kann, dass ich hier direkt spielen werde. Aber Schalke hat auch gesagt, dass man auf mich zählt. Und ich wollte nicht weg. Ich bin seit drei Jahren hier und fühle mich wohl.
Obwohl Ihnen Ihr Vorbild Huntelaar vor der Nase sitzt…
Hofmann: Klar, damit muss ich leben. Aber ich kann mir ja auch eine Menge von ihm abschauen – schon im Training.
Haben Sie Huntelaar eigentlich mal gesagt, dass er Ihr Vorbild ist?
Hofmann (lacht): Nein – ich glaube, das weiß er noch gar nicht…
Wir Schalkes Kolasinac der nächste Papadopoulos?
Sead, von Ihnen sagt man, Sie werden der nächste Papadopoulos…
Kolasinac: Wir sehen ja auch fast gleich aus, Papa ist nur ein, zwei Zentimeter größer. Uns kann man schon mal verwechseln. Und ich spiele wie er auch am liebsten in der Innenverteidigung.
Sie sind in der A-Jugend vom VfB Stuttgart nach Schalke gewechselt: Das macht man doch nur, wenn man schon da das klare Ziel hat, Profi zu werden, oder?
Kolasinac: Ich denke, dieses Ziel hat doch jeder, der bei einem großen Verein in der C- oder B-Jugend spielt. Man opfert mit 14 oder 15 Jahren ja auch jede Menge Freizeit, um dafür zu trainieren. Und wenn man dann die Profis im Verein sieht, dann denkt man schon: Mensch, da will ich auch mal spielen. Umso schöner, dass es jetzt auf Schalke für mich geklappt hat.
Mit welchen Erwartungen geht man als junger Spieler jetzt in die Saison?
Klingenburg: Bei mir ist es klar: Ich möchte mich hier zeigen, um vielleicht nach dem Trainingslager einen Profivertrag unterschreiben zu können – im Moment habe ich einen Einjahresvertrag für die U23. Ich komme aus dem Ruhrgebiet, bin in Mülheim aufgewachsen. Für mich war es immer ein Kindheitstraum, Profi auf Schalke zu werden.
Hofmann: Das geht mir ähnlich. Als Kind war ich mit dem Fan-Klub aus dem Sauerland schon in der Arena und davor sogar im Parkstadion. Denn mein Vater Dirk war Profi bei Unterhaching, und wenn er im Parkstadion gespielt hat, durfte ich als Kind mit in den Innenraum und zu den Kabinen. Es wäre schon klasse, jetzt selbst auf Schalke auf dem Platz zu stehen.
Gegenüber allen anderen Schalker Spielern habt Ihr einen Vorteil: Ihr wisst, wie man Deutscher Meister wird…
Hofmann: Auf jeden Fall haben wir gezeigt, dass es nicht unmöglich ist, mit Schalke Deutscher Meister zu werden.
Kolasinac: Und wir wissen auch, wie es ist, dabei die Bayern zu schlagen…