Essen. Schalkes bisheriger Coach Ralf Rangnick hat ohne nennenswerte Profi-Karriere den Sprung auf die Trainerbank der Bundesliga geschafft und propagierte stets Power-Fußball - nun ist er selbst am Ende seiner Kraft und hat seinen Rücktritt erklärt.
Ralf Rangnick hat die Reißleine gezogen: Er kann nicht mehr, er ist ausgepowert und hat wegen Burn-Outs seinen Trainer-Job bei Schalke 04 aufgegeben. Das vorläufige Ende einer bemerkenswerten Karriere: Denn Rangnick ist in der deutschen Fußballbranche insofern eine Ausnahme, als dass er ohne nennenswerte Profikarriere den Sprung auf die Trainerstühle der Bundesliga schaffte. Er verließ den SSV Ulm in der Aufstiegssaison 1998/1999 und wechselte zum VfB Stuttgart, wo er Anfang 2001 in Abstiegsgefahr entlassen wurde. 2002 führte er Hannover 96 zurück in die Bundesliga und unterschrieb 2004 bei Schalke 04 als Nachfolger von Jupp Heynckes.
Allerdings stand die Zusammenarbeit von Beginn unter keinem guten Stern. Vor allem mit dem damaligen Manger und starken mann des Vereins, Rudi Assauer, knirschte es vom Start weg gewaltig: Dass Rangnick bei seiner Vorstellung am 28. September 2004 von Assauer durchgängig „Rolf“ und nicht Ralf genannt wurde, war zwar nur ein Versehen – aber ein bezeichnendes Detail für die Wertschätzung. Dabei arbeitete Rangnick als Trainer vorzüglich.
Schon früh Powerfußball propagiert
Unter seiner Leitung spielte Schalke schon damals den Powerfußball, von dem sie heute in Dortmund schwärmen. Als Nachfolger von Jupp Heynckes übernahm er Schalke auf Platz 15 und stürmte mit der Mannschaft bis an die Spitze. Rangnick weckte Emotionen, er lebte Schalke, fand den Klub „einfach geil“. Legendär sein Spruch im März 2005, als er schon vor dem Spiel gegen Bayern sagte: „Ich habe keine Angst vor dem Spiel gegen Bayern – ich habe nur Angst vor der Woche nach unserem Sieg gegen die Bayern.“
Denn nach dem tatsächlich erfolgten Sieg zettelte Assauer einen Streit mit dem nächsten Gegner Mainz über den Transfer des verletzten Spielers Azaouagh an – Schalke verlor das angeheizte Duell und die Tabellenführung. Rangnick hat Assauer danach für das Verpassen der Meisterschaft verantwortlich gemacht.
Von da an war die Beziehung nicht mehr zu kitten. Obwohl Rangnick in der Bundesliga im Schnitt 2,00 Punkte pro Spiel holte, erfuhr er im Dezember 2005 aus der Zeitung, dass sein Vertrag nicht verlängert werden sollte. Rangnick forderte seinen Gegenpart Assauer zum Dementi auf, und als dies ausblieb, erklärte er von sich aus die Gespräche für beendet. Die Ehrenrunde am nächsten Tag löste dann die vorzeitige Trennung aus.
Hoffenheim an die Spitze geführt
Er blieb nicht lange ohne Job. Der Mäzen des TSG Hoffenheim, SAP-Gründer Dietmar Hopp holte den Trainer zu seinem Club. Die Aufgabe: Aus der Regionalliga-Mannschaft sollte ein Spitzenclub werden. Rangnick führte Hoffenheim in die erste Bundesliga und schnupperte mit dem Team sogar eine Halbserie lang an der Meisterschaft. Was dann folgte, war eine Ernüchterung der hochgeschaukelten Erwartungen.
Das gute Verhältnis zwischen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp und seinem Trainer Rangnick litt gewaltig. Zum Eklat kam es in der Winterpause, als Hopp angeblich ohne Wissen und Beteiligung Rangnicks den Wechsel von Luiz Gustavo zum FC Bayern einleitete. Rangnick wollte Gustavo frühestens zum Saionende ziehen lassen. „Es ist ein ungewöhnlicher, einzigartiger Vorgang, dass so ein Spieler ohne direkten Informationsfluss zum Trainer verkauft wird. Da war alles klar, daraus habe ich meine Schlüsse gezogen“, sagte Rangnick damals. „Welches Zeichen ist das für die Rückrunde an die Mannschaft, wenn der beste, weil konstanteste Spieler verkauft wird?“ Wie schon auf Schalke nahm Rangnick freiwillig seinen Hut, weil er mit den Entscheidungen der Vereinsführung nicht einverstanden war.
Die Rückkehr zu Schalke
Was folgte war die Rückkehr nach Schalke, wo man sich zuvor unter großem Getöse von Felix Magath getrennt hatte. Rangnick sollte Zerwürfnisse glätten, die der für seinen autoritätären Führungsstil bekannte Magath gerissen hatte. Rangnick genoss das Vertrauen des Schalker Aufsichtsratsschef Clemens Tönnies. Der Trainer, der stets für seinen Job brannte und seinen Mannschaften Power-Fußball predigte hat sich offenbar übernommen.