Gelsenkirchen/Bremen.. In der 1. Runde des DFB-Pokals muss Schalke zum Fünftligisten Bremer SV. Dort freut man sich auf S04. Doch nicht jeder kennt die Königsblauen.

Jannis Niestädt hatte es geahnt. Schon bevor bei der Auslosung der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals die Kugel mit dem Gegner des Bremer SV geöffnet wurde, rief der 27 Jahre alte Verteidiger hoffnungsvoll „Schalke, Schalke“. Und ausgerechnet BVB-Ikone Kevin Großkreutz erfüllte ihm seinen größten Wunsch. Ende Juli wird Niestädt mit seinem Bremer SV tatsächlich in einem Pflichtspiel gegen seinen Herzensklub aus Gelsenkirchen spielen. Schalke 04 kommt nach Bremen.

„Leider ist Jannis momentan verletzt und wird wohl auch das Pokalspiel verpassen“, sagt Ralf Voigt, der Sportliche Leiter des Bremer SV, im Gespräch mit der WAZ. „Für ihn wäre es in jedem Fall das Spiel seines Lebens.“ Doch nicht nur Niestädt freut sich auf Schalke 04. Als das Los am Sonntagabend gezogen wurde, brach bei den Bremern kollektiver Jubel brauch aus. Trotz des zwischenzeitlichen Abstieges in die 2. Bundesliga hat der Name Schalke 04 für den Fünftligisten nicht an Reiz verloren. Der fünfmalige DFB-Pokalsieger zählt noch immer zu den größten und beliebtesten Klubs der Republik.

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Schalke-Spiel ist für den Bremer SV noch unwichtig

Stars wie einst Rául sucht man bei den Gelsenkirchenern inzwischen zwar vergebens, doch auch Spieler wie Simon Terodde haben sich in Deutschland längst einen Namen gemacht. Beim Bremer SV allerdings kennt Schalkes 30-Tore-Stürmer allerdings noch nicht jeder Profi. „Ich spiele gern Fußball, aber schaue kein Fußball im Fernsehen. Ich kenne gar keinen Spieler von Schalke, wenn ich ehrlich bin“, sagte BSV-Kapitän Alexander Arnhold bei Radio Bremen. Als er auf Terodde angesprochen wurde, schüttelte er nur verlegen den Kopf und grinste.

Der Sportliche Leiter der Bremer, Ralf Voigt, kann darüber herzlich lachen. „Er spielt wirklich lieber Fußball, anstatt Fernsehen zu schauen“, sagt der 56-Jährige über den BSV-Kapitän. „Im Training heute Abend werde ich ihm da mal ein bisschen Nachhilfe geben. Ich kann aber versichern, dass jeder andere Spieler bei uns Simon Terodde kennt.“ Bis zum Pokalspiel am letzten Juli-Wochenende hat Arnhold nun genug Zeit, sich mit seinen künftigen Gegenspielern zu beschäftigen.

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Noch allerdings ist der Pokal für Arnhold und den Bremer SV Zukunftsmusik. Viel wichtiger ist die Aufstiegsrelegation. Als ungeschlagener Meister der fünftklassigen Bremenliga kämpft der Klub derzeit mit Kickers Emden, Concordia Hamburg und dem SV Todesfelde in einer Vierergruppe um zwei Plätze in der Regionalliga Nord. Die 1:2-Niederlage in Emden zum Auftakt der Runde war ein echter Dämpfer für den BSV. „Der Aufstieg in die Regionalliga wäre für den Verein viel wichtiger als die Teilnahme am DFB-Pokal“, stellt Voigt klar. „Die Regionalliga ist unser klares Ziel, doch noch ist es nicht vorbei. Wenn wir die beiden verbleibenden Spiele der Aufstiegsrunde gewinnen, sieht es gut aus.“

Schalke-Gegner Bremer SV spielte 2021 gegen den FC Bayern

Erst wenn die Bremer die nervenaufreibenden Relegationsspiele hinter sich haben, werden die Planungen für das Pokalspiel intensiviert. Ganz neu ist der DFB-Pokal für den Bremer SV ohnehin nicht. Schon im letzten Jahr hatte es der Klub als Landespokalsieger in die 1. Hauptrunde geschafft und das ganz große Los gezogen: FC Bayern München. „Es war der bislang größte Tag in der Geschichte des Bremer SV“, schwärmt Voigt trotz der 0:12-Niederlage gegen den Rekord-Pokalsieger. Aufgrund des öffentlichen Interesses ist der Klub damals vom heimischen Panzenberg ins Bremer Weserstadion umgezogen. 11.000 Fans waren live dabei – mehr waren aufgrund der damaligen Corona-Beschränkungen nicht erlaubt.

Alexander Arnhold, Kapitän des Bremer SV,  beim Handshake mit Thomas Müller vom FC Bayern.
Alexander Arnhold, Kapitän des Bremer SV, beim Handshake mit Thomas Müller vom FC Bayern. © firo | Unbekannt

Auch beim Gastspiel der Schalker ist ein Umzug ins Weserstadion nicht ausgeschlossen. Von einer Entscheidung in der Stadionfrage ist der Bremer SV allerdings noch weit entfernt. „Zusammen mit der Stadt werden wir alle Szenarien durchgehen und dann eine Entscheidung treffen“, sagt Voigt. Wichtiger als die Spielstätte ist für den Fünftligisten allerdings, dass sie einen tollen Pokal-Nachmittag erleben werden. „Wir haben eine super Fan-Kultur. Es wird ein herzliches Spiel. Wir versuchen für Schalke ein guter Gastgeber sein. Auf dem Feld werden wir ihnen trotzdem alles entgegensetzen, was wir haben“, sagt Voigt.

Im Idealfall könnte der Außenseiter dem Bundesliga-Aufsteiger dann sogar ein Bein stellen. Vom viel zitierten Satz, der Pokal habe seine eigenen Gesetze, hält Ralf Voigt allerdings wenig. „Man muss ja realistisch bleiben. Gegen Schalke werden wir kaum eine Chance haben – außer sie erwischen einen rabenschwarzen Tag und treffen zwölfmal die Latte“ sagt der Sportliche Leiter und lacht.