Gelsenkirchen. Das US-Superhirn liegt mit seinen Prognosen in den meisten Fällen richtig: Für den S04 sagt Silver am Saisonende 58 Punkte voraus.

Fünf Zweitliga-Spieltage sind absolviert, und Schalke liegt voll auf Kurs in Richtung Aufstieg – nicht unbedingt in der Tabelle, wo man aktuell nur Rang neun belegt, wohl aber laut den Berechnungen von Nate Silver.

Silver gilt als Statistik-Guru

Der 43-jährige Mathematiker aus East Lansing, Michigan gilt in seiner Heimat USA spätestens seit 2008 als oberster Statistik-Guru. Damals hatte Silver das Resultat der Präsidentschafts-Wahl (Barrack Obama gegen John McCain) in 49 von 50 Bundesstaaten korrekt prognostiziert.

Den Ausgang der Senatswahl hatte er sogar für sämtliche Sitze richtig vorhergesagt – eine nie dagewesene Präzision.

Vor diesem Hintergrund dürfte es die Fans der Königsblauen interessieren, was Nate Silver zur aktuellen Zweitliga-Saison zu verkünden hat: Laut seiner Prognose steigt Schalke am Ende mit 58 Punkten wieder auf, als Tabellenzweiter hinter Mit-Absteiger Werder Bremen (59).

Der voraussichtliche Vorsprung auf den Tabellendritten Hamburger SV (53 Punkte) ist sogar einigermaßen komfortabel.

Platz vier belegt übrigens der kommende Schalke-Gegner SC Paderborn (53), vor dem aktuellen Überraschungs-Spitzenreiter Jahn Regensburg (51). Schalkes Aufstiegswahrscheinlichkeit beziffert Silver derzeit mit 39 Prozent (Bremen: 43 Prozent).

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HSV nur mit 25-prozentiger Chance

Zum Vergleich: Die statistische Chance des HSV liegt nur bei 25 Prozent. Silvers mathematische Modelle, nachzulesen auf der Internetseite fivethirtyeight.com, gelten international als führend und waren in den vergangenen Jahren atemberaubend treffsicher, auch in Bezug auf den FC Schalke 04.

In der Saison 2018/19 prognostizierte das Superhirn nach dem 27. Spieltag (1:0-Sieg in Hannover), dass die Knappen am Saisonende mit 34 Punkten und fünf Zählern Vorsprung auf den Drittletzten VfB Stuttgart den 14. Platz belegen würden.

Alles, wirklich alles an dieser Prognose ging auf – bis auf die Tatsache, dass die Königsblauen nur 33 statt der angekündigten 34 Punkte sammelten. In der zurückliegenden Saison 2020/21 sagte Silver den Knappen bereits nach dem 4. Spieltag (1:1 gegen Union Berlin) den letzten Tabellenplatz und den Abstieg voraus.

Verblüffende Vorhersagen

Verblüffend: In der aktuellen Zweitliga-Saison hatte der Statistik-Guru den Königsblauen ebenfalls schon nach vier Spieltagen Platz zwei vorhergesagt. Dabei lag Schalke zu diesem Zeitpunkt mit gerade mal vier Pünktchen aus vier Spielen auf dem 13. Platz.

Die Truppe von Trainer Dimitrios Grammozis hatte soeben eine 1:4-Klatsche in Regensburg bezogen. Doch einzelne Spieltags-Resultate interessieren Nate Silver ebenso wenig wie kurzfristige Tabellenkonstellationen. Als seriöser Mathematiker baut er lieber auf ein solides Daten-Fundament.

Das ist auch der Grund, warum er nach den ersten drei Spieltagen der 2. Bundesliga noch keine Prognosen abgab. Einer der Kernwerte, die Silver für seine Berechnungen nutzt, sind übrigens die „Expected Goals“, kurz erklärt: die Qualität von Defensiv- und Offensivspiel, bereinigt um den Faktor Glück.

Schalke-Aufstieg: So rechnet das „Superhirn“

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Basierend auf komplexen Spieldaten-Paketen, die er von externen Dienstleistern bezieht, sagt Silver jeder Mannschaft eine bestimmte Zahl an erzielten Saisontreffern, aber auch an kassierten Gegentoren voraus. Zusätzlich berücksichtigt der US-Wissenschaftler die von transfermarkt.de geschätzten Marktwerte der jeweiligen Kader.

All diese Informationen packt das „Superhirn“ in ein spezielles Rechenmodell und ermittelt so die zu erwartende Abschlusstabelle. Silver geht davon aus, dass sich (mannschaftliche) Qualität am Ende durchsetzt.

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Wer die Prognosen des US-Wissenschaftlers trotz aller nachweisbaren Erfolge als „Glücksspiel“ abtut, sollte wissen: Der langjährige Professor der London School of Economics hat nebenbei einen Algorithmus namens PECOTA entwickelt, mit dem sich die Karriere-Entwicklung junger Baseballer anhand von statistischen Informationen verblüffend präzise vorhersagen lässt.

Die Klubs der US-Baseball-Liga MLB zahlen Unsummen für Silvers Vorhersagen. „The numbers have no way to speak for themselves“, hat Silver unlängst festgestellt und meint damit, dass erst die richtige Interpretation den Zahlen eine gewisse Bedeutung gibt.

Dass der Wissenschaftler von der in Amerika beliebten Sportart Baseball nicht besonders viel versteht, ist ebenso nebensächlich wie die Tatsache, dass er vom Fußball vermutlich noch weniger Ahnung hat. Denn Silvers Prognosen beruhen allein auf Mathematik – und die irrt sich bekanntlich nie.