Iserlohn. . Ohne Angst fahren die Iserlohn Roosters zum entscheidenden Pre-Play-off-Spiel bei den Roten Bullen aus München. Schließlich haben die Sauerländer in Spiel zwei bewiesen, dass sie die Startruppe schlagen können. Und so lebt er, der Traum vom Viertelfinale.
Für eine kurze Schrecksekunde herrschte Enttäuschung auf den Rängen. Diese lapidare Ankündigung schien so konträr zu den vergangenen faszinierenden drei Stunden zu sein, in denen sich die Eishalle am Seilersee wie erwartet in einen Hexenkessel verwandelt hatte, dass sie viele für einen schlechten Scherz hielten. „Die Mannschaft kommt nicht mehr auf das Eis“, sagte Matthias Schlüter, der Fanbeauftragte der Iserlohn Roosters, mitten hinein in den Jubeltaumel nach dem 3:2-Sieg der Sauerländer gegen den EHC Red Bull München, dem erhofften und ersehnten 1:1-Ausgleich in der 1. Play-off-Runde der Deutschen Eishockey Liga.
Kein Abklatschen? Keine Ehrenrunde der Spieler mit ihren kleinen Kindern auf dem Arm? Kein verrückter Tanz des Mannes des Abends? Nichts?
Nichts.
Den Grund lieferte Schlüter aber postwendend: „Die Jungs wollen nicht in der Serie feiern, denn noch ist nichts gewonnen.“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, fegte der x-te Applaus- und Jubelorkan des Abends durch die Halle. Nach dem Motto: Dann wird eben nach dem dritten Spiel gegen München gefeiert - und zwar der Einzug in das Viertelfinale.
Dieses dritte Spiel, dieses Duell um Urlaub oder Unsterblichkeit - die Roosters bestreiten es bereits an diesem Freitagabend um 19.30 Uhr (live ServusTV) in der bayrischen Landeshauptstadt.
Millionen-Truppe unter Druck
Die Karten liegen nun offen auf dem Tisch. Und so niedergeschlagen wie Pierre Pagé, Münchens Trainer, der jahrelang in der nordamerikanischen Profiliga NHL arbeitete und mit den Eisbären Berlin deutscher Meister wurde, am späten Mittwochabend durch die Katakomben der Eishalle am Seilersee schlich, treffen die Worte von Iserlohns Trainer Jari Pasanen zu: „Die Münchner riechen die Gefahr“, sagte der Finne, „sie wissen, dass wir am Freitag die Sensation schaffen können.“
Daran ändert auch der Ausfall von Richard Jares nichts, bei dem sich der Verdacht auf einen Kieferbruch, der sogar operiert werden muss, bestätigte. Zwar ist der unauffällig agierende 33-Jährige eine Bank in der Verteidigung, allerdings besitzt Pasanen einige Optionen, auf diesen Verlust zu reagieren. Außerdem: „Für uns besteht die Chance, ins Viertelfinale einzuziehen“, sagt Pasanen, „für Red Bull ist das ein Muss.“
Ausscheiden wäre mehr als peinlich für München
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Als selbst ernannter Meisterschaftskandidat ging die Millionen-Truppe in die Saison - ein Aus gegen die Etat-Minimalisten aus Iserlohn wäre laut Jari Pasanen „peinlich, ein Imageverlust“. Für die Sauerländer wäre der Sprung in das Viertelfinale, in welchem die Best-of-Seven-Serie für sie bereits am Sonntag in Hamburg starten würde, der größte Erfolg nach der Viertelfinal-Teilnahme in der Saison 2007/08.
Damals trafen sie auf die Frankfurt Lions und sahen nach vier Spielen und einer 3:1-Führung wie ein sicherer Halbfinalist aus. In die Geschichtsbücher ging das zweite Aufeinandertreffen ein. In diesem traf Michael Wolf um kurz vor Mitternacht zum Sieg - in der dritten Verlängerung nach 117:45 Minuten, welche die Partie zur bislang längsten in der DEL-Geschichte werden ließen.
2008 flossen Tränen
Frankfurt holten den 1:3-Rückstand jedoch auf und gewann das entscheidende siebte Spiel hauchdünn mit 4:3, obwohl die Sauerländer nach einem 1:4-Rückstand auf 3:4 heran kamen und in den Schlussminuten sogar in Überzahl spielten. Damals flossen bittere Tränen. Das soll am frühen Samstagmorgen nicht der Fall sein. Vielmehr soll gejubelt werden - weil die Serie gewonnen ist.