Hagen. . Kurz vor dem Saisonstart der Deutschen Eishockey Liga sprechen Wolfgang Brück, Geschäftsführender Gesellschafter der Iserlohn Roosters, und Manager Karsten Mende Klartext. Sie reden über das neue Selbstbewusstsein, über hochkochende Emotionen und einen schlafenden Riesen.
Das Ende der vergangenen Saison in der Deutschen Eishockey Liga mit zehn Niederlagen in Folge schmerzt immer noch. Daran ändert die starke Vorbereitung der Iserlohn Roosters auf die neue, am Freitag mit dem Heimspiel gegen die Augsburger Panther (19.30 Uhr/live in unserem Ticker) beginnende Serie nichts. Wolfgang Brück, Geschäftsführender Gesellschafter der Roosters, und deren Manager Karsten Mende blicken dennoch zuversichtlich - und sogar visionär - in die Zukunft.
Herr Brück, Herr Mende, Ihr Trainer Doug Mason gab nach der mäßigen vergangenen Saison diesmal Platz sechs als Saisonziel aus. Weil er die Chefs beruhigen und die Fans gütig stimmen will? Oder weil er die Lage realistisch einschätzt?
Wolfgang Brück: (lachend) Herr Mende, bitte!
Karsten Mende: (ebenfalls lachend) Ja, ja! (wieder ernst) Doug würde das nicht sagen, wenn er nicht überzeugt von der Mannschaft wäre. Es zeigt, dass er zufrieden ist mit dem Team und mit der Arbeit, die wir im Sommer geleistet haben. Er möchte die zurückgekehrte positive Grundstimmung zudem etwas pushen. Ich halte es lieber so: Ich möchte jedes Spiel gewinnen - und dann schauen wir, was am Ende herauskommt. Es freut mich jedoch sehr, dass Doug dies aus dem Brustton der Überzeugung gesagt hat.
Ist das auch ein Beweis für neues Selbstbewusstsein, welches in Iserlohn Einzug gehalten hat?
Brück: Ich habe die Zielsetzung mit Interesse zur Kenntnis genommen, weil ich in der Zeit im Urlaub war. Man muss das richtig einordnen. Wir spielen seit 13 Jahren in der ersten Liga und haben bislang als größtes Ziel Rang zehn ausgegeben. Natürlich klingt Platz sechs deshalb überraschend. Aber wir haben nach dem katastrophalen Ende der vergangenen Saison viele, viele Dinge hinterfragt und auch gesagt: Okay, wir versuchen im Rahmen unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten, ein bisschen mehr Geld für den Personalbereich der Mannschaft freizugeben.
Und dies wurde scheinbar sinnvoll verwendet?
Brück: Aus meiner Sicht hat es Herr Mende in Verbindung mit dem Trainer geschafft, eine Mannschaft zusammenzustellen, die durchaus in der Lage ist, zwischen Platz sechs und zwölf zu landen. Wir haben in der Analyse zum Beispiel gesagt: Wir wollen den Kader zur Saisonvorbereitung komplett haben. Das gab es vorher nie. Wir waren über 13 Jahre der Schnäppchenjäger der Nation. Doch es hat sich herausgestellt: Das ist Unsinn. Wir konnten zwar kostengünstiger Spieler verpflichten, aber zum Schluss die verlorenen Punkte mit diesen nicht mehr aufholen. So hat es in vielen Bereichen ein Umdenken gegeben.
Wo noch?
Brück: Wir hatten die Nähe zu unseren Fans teilweise verloren. Die Leute sind gewillt, einen dornenreichen harten Weg zu gehen, aber sie wollen wissen, wie wir ticken. Wir müssen den Kredit zurückgewinnen, den wir etwas verspielt haben.
Mende: Mein Kontakt zu den Fans war schon da, jedoch nicht so wie er sein sollte. Deshalb haben wir in diesem Sommer an Fan-Stammtischen teilgenommen und wirklich die Hucke voll gekriegt. Aber wir haben die Leute mit ins Boot genommen und die Dinge erklärt.
Reden alleine reicht aber nicht.
Mende: Nach Worten müssen Taten folgen. Wir wollten in der Mannschaft tiefer werden, wir wollten jünger werden, wir wollten auf der Torwart-Position besser werden - wir haben unser Wort gehalten. Und die Leute sehen, dass nicht nur im sportlichen Bereich, sondern zum Beispiel auch in der Öffentlichkeitsarbeit etwas passiert.
Wie hoch ist denn der neue Gesamtetat, Herr Brück?
Brück: Wir machen 5,5 bis 6 Millionen Euro Umsatz mit der GmbH. Aber das sagt ja nichts aus. Der einzig relevante Budgetpunkt, der die Öffentlichkeit interessiert, ist: Wieviel Geld kriegt der Manager für die 23 Spieler?
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Mende: (lachend) … zu wenig.
Die Rede ist von 2,6 Millionen Euro...
Brück: (schmunzelt) Nah dran. Wir haben ungefähr zehn Prozent aufgesattelt. Zahlen nenne ich nicht.
Mende verfolgt Red-Bull-Engagement in München "mit Tränen in den Augen"
Beim EHC Red Bull München stehen 5,8 Millionen Euro für den Spieler-Etat zur Verfügung. Wir verfolgen Sie das Engagement von Red Bull?
Mende: Mit Tränen in den Augen… Zum einen bin ich froh, dass München weiter in der DEL spielt - die standen ja kurz vor dem Nirgendwo. Aber: Früher war es kein Problem, in Österreich Spieler zu verpflichten, mittlerweile geht es kaum noch. Red Bull treibt - wie Bayern München im Fußball - die Preise hoch. Wenn die einen Spieler holen wollen, holen sie ihn.
Brück: Die Liga ist durch das Engagement aufgewertet worden, weil Red Bull ein schillernder Name ist und eine Landeshauptstadt, ein Ballungszentrum wie München in der Liga verbleibt. Iserlohn, Ingolstadt oder Straubing sind wunderbar, aber wir brauchen die Metropolen. Die Gefahr ist die Entwicklung im Personalkostenbereich, welche das Delta zwischen Klein und Groß noch größer werden lässt.
Mal salopp gefragt: Muss die Meisterschaft noch ausgespielt werden?
Brück: Es wird nicht immer der Meister, der das meiste Geld ausgibt.
Zurück zu den Roosters: War es nötig, sich von verdienten Spielern wie Robert Hock zu trennen?
Brück: Diese Entscheidung ist uns schwer gefallen. Aber es ging darum, alte Zöpfe abzuschneiden.
Mende: Drastisch gesagt gab es viele ältere Spieler, die zwar noch ihre Leistung brachten, aber es gewohnt waren zu verlieren.
Brück: Wir wollen es nicht mehr akzeptieren, zwei Spiele in Folge zu verlieren. Es wird passieren, klar. Aber wir wollen ein anderes Denken in die Mannschaft einpflanzen – wie mit Platz sechs als Ziel.
Stand auch Trainer Doug Mason zur Diskussion?
Brück: Während der Saison nicht. In der anschließenden Analyse wäre es auf Grund des Drucks sehr leicht gewesen, ihn zu entlassen. Viele haben geschrien und es gefordert, aber ich mache keine Dinge gegen meine Überzeugung.
Wo stehen die Iserlohn Roosters in fünf Jahren, Herr Brück?
Brück: Mein größter Wunsch ist, 2018 wirtschaftlich sauber dazustehen. Vielleicht gelingt es uns aber auch, durch sportlichen Erfolg einen schlafenden Riesen zu wecken. Die Rahmenbedingungen sind gegeben: Eine Halle mit Hexenkessel-Charakter, ein wirtschaftsstarkes Umland. Wenn wir die Saison immer bis Ende März oder Anfang April erlebten, wäre das eine wunderschöne Geschichte. Könnten wir das etablieren, wäre ich sehr zufrieden.