Iserlohn. . Neun Jahre lang war Michael Wolf Publikumsliebling bei den Iserlohn Roosters. Jetzt kehrt der Eishockey-Stürmer mit einem ungewissen Gefühl zurück.
Es müsste schon ein hoch empfindliches Gerät sein, das emotionale Erschütterungen bei Michael Wolf äußerlich wahrnehmen könnte. Anspannung? Nervosität gar? Am Tag vor dem Spiel gibt es dafür keine Anzeichen. „Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet. in der Situation war ich ja noch nicht“, sagt der Eishockey-Stürmer vom EHC Red Bull München vor dem 30. Spieltag der Deutschen Eishockey-Liga. Die DEL hält für seine Vereine eine Flut von Spielen bereit, aber die heutige (19.30 Uhr) bei den Iserlohn Roosters ist eine ganz besondere. Für Wolf und die Iserlohner Fans in der Halle.
Denn die Eissporthalle am Seilersee ist ja irgendwie seine Halle, sein Wohnzimmer. Boris Becker hatte eines, in dem Rasen wuchs, in dem von Wolf liegt Eis. Neun Jahre lang war der 33-Jährige dort bester Stürmer, größter Star und identifikationsstiftender Faktor. Er wurde zum Nationalmannschaftskapitän und besten Stürmer der Liga, jahrelang schlug Wolf die besten Angebote der zahlungskräftigen Konkurrenz aus.
Ex-Rooster Wolf: „Ich hoffe, dass ich die richtige Kabine finde“
Doch in diesem Sommer ging er nach München, wo die Offerte dreifach verlockend war. Es bot: gutes Gehalt, die Aussicht auf Titel und vor allem die Möglichkeit, mit Frau und Töchterchen Lara (1) der Heimat Füssen und dem Rest der Familie näher zu sein.
Nun kehrt er erstmals auf das Iserlohner Eis zurück. Dorthin, wo seine eindrucksvolle Karriere begann, wo er die Herzen so schnell und nachhaltig eroberte. Eine „komische Situation“ sei das, sagt er und meint: mit dem Gästebus vorzufahren, die Halle zu betreten, nach dem kleinen Durchgang nicht rechts in die Heimkabine abzubiegen. „Ich hoffe, dass ich die richtige Kabine finde“, lacht er.
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Aber vor allem meint er die Situation, den Fans auf den Rängen gegenüber zu treten. Die Roosters-Fans sind laut, sie sind emotional. Sie lieben ihre Jungs in Blau und Weiß. Für den Gegner bleibt meist nur eine beträchtliche Portion Feindseligkeit übrig. Wolf ist beides: einer der ihren, und Gegner.
Rollenverteilung sei in München anders als in Iserlohn
So richtig verabschieden konnte sich der Angreifer damals nicht von seinen Fans. Gegen Hamburg scheiterten die Sauerländer im Play-off-Viertelfinale, erst danach fiel sein Wechsel-Entschluss.
Auch in der Metropole im Süden ist er Mannschaftskapitän, doch „die Rollenverteilung ist eine ganz andere“, wie er sagt. Die mit Brausemillionen aufgepumpte Auswahl ist für größtmöglichen sportlichen Erfolg gemacht. Und Wolf eben nicht der, auf dem alle Verantwortung lastet, auf den sich alle Augen richten. Nach einer Zeit des Eingewöhnens liegt er derzeit bei acht Toren und 13 Vorlagen. Für einen wie ihn kein überragender Wert. „Wir stehen auf Tabellenplatz zwei, aber wir brauchen weitere Siege“, sagt Michael Wolf. Da kann er auf alte Verbundenheit keine Rücksicht nehmen.
Rückkehr nach Iserlohn ausgerechnet an Weihnachten
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„Es ist ein bisschen schade, dass das Spiel ausgerechnet einen Tag vor Weihnachten ist“, sagt der Mann mit der Rückennummer 13. Vielleicht hätte er sonst noch einen Tag in Iserlohn drangehängt, Bekannte besucht, sich um sein Restaurant gekümmert. Doch schon früher zog es ihn direkt nach dem letzten Spiel vor Weihnachten Richtung Süddeutschland. Dieses Mal erst recht. Der Flieger wartet am Dienstagabend in Düsseldorf auf die roten Bullen. Dann endet Wolfs emotionaler Tagestrip.
„Ich hoffe und denke, dass er warm und herzlich empfangen wird“, sagt Roosters-Manager Karsten Mende. Dann bräuchte man auch keinen Gefühls-Seismographen, um zu wissen, wie es in Michael Wolf aussieht.