Düsseldorf. Das rheinische Derby der DEG gegen die Kölner Haie geriet Mitte des zweiten Drittels zur Nebensache. Nach einem schweren Kehlkopftreffer schwebte DEG-Torhüter Bobby Goepfert zeitweise in Lebensgefahr. Bei der 2:3-Niederlage musste auch ein Zuschauer ärztlich notversorgt werden.
Die Erleichterung entlud sich am Sonntagabend in großem Applaus. Als Bobby Goepfert rund eine halbe Stunde nach Spielende mit einem Auto am Spielereingang am Rather Dome vorgefahren wurde und – wenn auch noch etwas wacklig auf den Beinen – auf roten Socken zu seinen Teamkollegen in die Kabine stapfte, fiel nicht nur Spielern und Zuschauern der DEG ein großer Stein vom Herzen. „Mir geht es schon halbwegs wieder gut“, sagte der Torhüter der DEG, dessen Hals an der rechten Seite noch von einem großen roten Fleck gezeichnet war. Zwei Stunden zuvor kämpfte der 30-jährige US-Amerikaner noch um sein Leben.
Künstliche Beatmung
Mitte des zweiten Drittels gerieten der Sport und die Rivalität im 201. rheinischen Derby der Deutschen Eishockey-Liga zwischen Schlusslicht DEG und Spitzenreiter Kölner Haie in den Hintergrund. Nathan Robinson traf Keeper Goepfert mit einem Schuss am Kehlkopf. Bereits auf dem Eis liegend waren die Lippen des 30-Jährigen blau angelaufen, der zunächst noch von Mannschaftsarzt Ulf Blecker in Windeseile vom Eis geführt werden konnte, Sekunden später aber auf einer Trage bereits künstlich beatmet werden musste.
Nach minutenlanger (medikamentöser) Behandlung mit Kortison und Aerosol wurde Goepfert mit dem Notarzt in die Diakonie eingeliefert. „Bei einem Kehlkopftreffer besteht immer Lebensgefahr, da geht es um Sekunden“, erklärte Teamarzt Blecker, „die Erstversorgung ist jedoch reibungslos verlaufen.“ Die größte Gefahr bestand für Goepfert im Anschwellen des Kehlkopfmuskels, der auf die Luftröhre drückte. Auch ein reflexartiger Verschluss des Kehlkopfdeckels konnte nicht ausgeschlossen werden. Goepferts Teamkollegen erfuhren erst nach der 2:3 (1:0, 0:2, 1:1)-Niederlage vom zwischenzeitlichen kritischen Zustand ihres Torhüters.
Es war nicht die einzige Schrecksekunde eines brisanten Derbys. Noch während Goepfert auf dem Eis erstversorgt wurde, brach im Zuschauerblock hinter ihm ein Fan zusammen: Krampfattacke!
Unterzahltreffer der Jungspunde
Aus sportlicher Sicht verpasste die DEG nach ihrer Nikolaus-Pleite in Iserlohn (1:7) einen erneuten Derby-Sieg. Mit 4:2 hatte das Team von DEG-Chefcoach Christian Brittig das Jubiläumsderby in der Domstadt überraschend gewonnen. Und knüpfte gestern im 201. Vergleich, der aufgrund des großen Zuschauerandrangs mit zehnminütiger Verspätung begann, zunächst nahtlos daran an. Bereits nach 139 Sekunden hatten die Jungspunde ihren großen Auftritt: In Unterzahl fing der gestern stark aufspielende Alexander Preibisch einen Kölner Pass ab, konterte über die rechte Seite und legte rüber zu Daniel Fischbuch, der sich Kölns Schlussmann Danny aus den Birken zum Führungstreffer ausguckte.
Ausgerechnet bei der Düsseldorfer Großchance im 3:2-Konter unterlief Ashton Rome ein folgenschwerer Puckverlust, den die Haie im Gegenzug zum Ausgleich durch Müller (25:47) nutzten. Kurz darauf musste Ticar am rechten Pfosten zur Kölner Führung nur noch einschieben (27:49).
Nach Goepferts Ausfall schlug die Stunde für Benedict Roßberg. Der 18-jährige Nachwuchskeeper aus dem Junioren-Team wurde kalt ins DEL-Wasser geschmissen, da Schlussmann Stefan Ridderwall mit Gehirnerschütterung weiter fehlt. Der Jungspund lieferte eine starke Vorstellung, konnte aber nicht verhindern, dass den Gästen nach zwei völlig unnötigen Strafen gegen die DEG 101 Sekunden vor dem Ende der Siegtreffer durch Dauerbrenner Mirko Lüdemann gelang. Was aus DEG-Sicht gestern zweitrangig war. „Wir sind alle heilfroh, dass Bobby Goepfert wieder bei uns ist“, bekannte DEG-Chefcoach Christian Brittig.
DAS DERBY IN DER STATISTIK
DEG: Goepfert (ab 29:25 Roßberg); Zanetti, Paris; Hotham, Noske; Ebner, Klingsporn; Daxlberger, Bostrom, Rome; Preibisch, Fischbuch, Strodel; Calovi, Mondt, Neugebauer.
Zuschauer: 10 185.
Schiedsrichter: Lenhart/Piechaczek (Kassel/Finning).
Tore: 1:0 (2:19) Fischbuch (Preibisch/4-5-Unterzahl), 1:1 (25:47) Müller (Lüdemann), 1:2 (27:49) Ticar (Schmötz, Riefers), 2:2 (42:40) Mondt (Bostrom, Zanetti/5-4), 2:3 (58:19) Lüdemann (Robinson, Ankert/5-4).
Strafminuten: DEG 8 plus 10 (Zanetti/56:51 Min., Check von hinten), Köln 6.
Beste DEG-Spieler: Goepfert (5 Punkte), Preibisch (3), Fischbuch (1).