Bietigheim-Bissingen. Erstmals in der Geschichte des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) hat die Nationalmannschaft die Qualifikation für Olympia verpasst. Das DEB-Team gewann am Sonntag zwar 3:2 nach Verlängerung (1:0, 0:1, 1:1) gegen Österreich, hätte allerdings in der regulären Spielzeit gewinnen müssen.

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat ein historisches Debakel erlebt und erstmals in der Olympia-Geschichte auf sportlichem Weg die Teilnahme an den Winterspielen verpasst. Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat ein historisches Debakel erlebt. Das Team von Bundestrainer Pat Cortina gewann das entscheidende Spiel gegen Österreich erst nach Verlängerung 3:2 (1:0, 0:1, 1:1, 1:0) und belegte damit im Ausscheidungsturnier in Bietigheim-Bissingen nur den zweiten Platz.

Während die Österreicher das Ticket für die Olympischen Spiele 2014 lösten, muss die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) beim Turnier der Besten in Sotschi zuschauen. Zuletzt hatten die deutschen Puckjäger 1948 gefehlt - nach dem Zweiten Weltkrieg aus politischen Gründen.

Kohl und Wolf bringen DEB-Team in Führung

362 Tage vor der Eröffnungsfeier im russischen Seebad am Schwarzen Meer reichte die Tore des Wolfsburgers Benedikt Kohl (19.) und des Iserlohners Michael Wolf (47.) nicht zum Sieg in 60 Minuten gegen den Nachbarn. Nach der 1:2-Pleite nach Verlängerung gegen Italien am Freitag hätte die DEB-Auswahl in der regulären Spielzeit gewinnen müssen. Der Ex-Kölner Andre Lakos (32.) und Markus Peintner (53.) besiegelten das Olympia-Aus. Der Siegtreffer von Patrick Reimer (63.) war wertlos für die deutsche Mannschaft.

Cortinas Team bot über weite Strecken seine beste Turnierleistung. Schnörkellos und taktisch deutlich disziplinierter als in den Partien zuvor dominierte die DEB-Auswahl das Geschehen, ließ aber erneut viele Chancen aus. Das rächte sich am Ende.

Für den DEB wird damit ein Horrorszenario wahr. Drei Jahre nach der grandiosen Heim-WM mit Platz vier und dem historischen Sieg gegen den Rekordweltmeister Russland 2011 liegt das deutsche Eishockey am Boden. "Bei Olympia musst du dabei sein, sonst bist du keine richtige Sportart", sagte DEB-Generalsekretär Franz Reindl: "Nirgends hast du mehr Fernsehpräsenz."

Nicht nur der Imageverlust ist enorm, auch die finanziellen Folgen treffen den wirtschaftlich nicht auf Rosen gebetteten Verband womöglich hart. Es droht eine Kürzung der öffentlichen Förderung, auch die Sponsorensuche für die Nationalmannschaft wird künftig schwieriger. "Die Olympischen Spiele sind die große Bühne, dort hast du weltweite Präsenz. Das hätte die Verhandlungen leichter gemacht", erklärte DEB-Präsident Uwe Harnos.

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So vertreten nur die Eishockey-Frauen die deutschen Farben in Sotschi. Sie hatten in Weiden mit dem 3:1 im zweiten Qualifikationsspiel gegen Tschechien ihren dritten Trip zu den Olympischen Spielen nach 2002 und 2006 bereits unter Dach und Fach gebracht.

In den Verhandlungen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) über die künftige Förderung aus Mitteln des Bundesinnenministeriums hat der DEB nun schlechte Karten. 2011 hatte der Verband noch 383.000 Euro Grund- und 98.000 Euro Projektförderung erhalten.

Cortinas Position als Bundestrainer ist geschwächt

Auch die Position des neuen Bundestrainers Cortina ist geschwächt. Der Italo-Kanadier, der nach dem WM-Debakel 2012 den Schweizer Jakob Kölliker beerbte und für viele als Notlösung galt, hat die wichtigste Aufgabe seiner Amtszeit nicht erfüllt. "Die Olympia-Qualifikation ist wichtiger als die WM", hatte der 48-Jährige vor dem Turnier betont.

Anders als beim 5:1 gegen die drittklassigen Niederländer und beim 1:2 gegen Italien spielte Cortinas Team von Beginn an mit hohem Tempo und mit direktem Zug zum Tor. Im eigenen Drittel flatterten aber erneut die Nerven. Rob Zepp, der im Tor etwas überraschend den Vorzug vor Dennis Endras erhalten hatte, musste mehrmals in höchster Not retten.

Belohnt wurde das DEB-Team beim ersten Überzahlspiel, als Constantin Braun von der blauen Linie abzog und Kohl ins Netz abfälschte traf. Doch es blieb ein Zitterspiel, auch weil Alexander Barta (26.) und Michael Wolf (28.) Großchancen ausließen. Nach Lakos' Ausgleichstreffer riss der Faden. Die erneute Führung durch Wolf glich Peintner aus, die letzten Bemühungen das Ruder in der regulären Spielzeit noch herumzureißen, blieben vergeblich. (sid)