Bietigheim-Bissingen. Deutschlands Eishockey-Nationalteam muss nach einer blamablen 1:2-Niederlage (1:1, 0:0; 0:0, 0:1) nach Verlängerung in Bietigheim-Bissingen gegen die international zweitklassigen Italiener um die 17. Olympiateilnahme in Serie bangen.
Der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft droht ein historisches Debakel. Das Team von Bundestrainer Pat Cortina verlor mit 1:2 (1:1, 0:0, 0:0, 0:1) nach Verlängerung gegen Italien erstmals in der Geschichte des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ein Olympia-Qualifikationsspiel. Nur mit einem Sieg in der regulären Spielzeit am Sonntag (15.15 Uhr/Sport1) gegen Österreich können Kapitän Michael Wolf und Co. noch das Sotschi-Ticket lösen. Ansonsten würde erstmals eine DEB-Auswahl auf sportlichem Wege die Olympischen Spiele verpassen. Italien hat aber trotz des Sieges keine Chance mehr auf die Teilnahme in Sotschi.
24 Stunden nach dem 5:1 gegen den krassen Außenseiter Niederlande spielten die Nerven den Gastgebern im zweiten Spiel beim Ausscheidungsturnier in Bietigheim-Bissingen einen Streich. Nur der Hamburger Jerome Flaake (14.) traf für das phasenweise drückend überlegene Cortina-Team. Robert Sirianni (11.) sowie Nathan di Casmirro nach 2:19 der Verlängerung erzielten die Tore für die Azzurri. Beim entscheidenden Treffer saß wie schon beim 0:1-Rückstand der Münchner Felix Petermann auf der Strafbank. WM-Aufsteiger Österreich, der nach dem 3:2 gegen Italien mühelos 6:1 gegen Holland gewann, hinterließ bislang den deutlich besseren Eindruck. Schon ein Punkt am Sonntag reicht dem Weltranglisten-15., um statt Deutschland zu Olympia nach Russland zu fliegen.
Viele Abspielfehler und unnötige Strafzeiten
Viele Abspielfehler und unnötige Strafzeiten führten im ersten Drittel zum Rückstand durch Sirianni. Erst nach dem Ausgleich durch Flaake spielte die DEB-Auswahl gradliniger und druckvoller. Zum Sieg reichte es dennoch nicht. Für Cortina war das Duell mit den Italienern auch eine Reise in die Vergangenheit. Von 2000 bis 2003 trainierte der Sohn italienischer Auswanderer die Squadra Azzurra und stand unter anderem bei der WM 2001 in Deutschland an der Bande. "Zwölf Spieler kenne ich noch", sagte er mit Blick auf den Kader des WM-Absteigers. "Was sie spielen, sieht manchmal chaotisch aus. Aber wenn es zählt, bringen sie immer ihr bestes Spiel. Sie haben sehr viele erfahrene Spieler, das wird kein Spaziergang", hatte er vor dem Spiel gewarnt. Den 23-köpfigen Kader komplettierte Cortina mit Bernhard Ebner von der Düsseldorfer EG. Der Verteidiger war für den verletzten Berliner Frank Hördler nachnominiert worden. Verzichten musste der Bundestrainer auf den angeschlagenen Nürnberger Stürmer Patrick Reimer. Im Tor ersetzte der Mannheimer Dennis Endras wie erwartet den Berliner Rob Zepp.
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Der WM-Held von 2010 bekam viel Arbeit, weil bei seinen Vorderleuten erneut die Nerven flatterten. Als Felix Petermann wegen Spielverzögerung auf der Strafbank saß, schlugen die Italiener zu. Erst eine Einzelaktion brachte den Ausgleich: Flaake schloss ein Solo mit dem 1:1 ab. Erst danach bekam Italiens Torhüter Adam Dennis mehr zu tun. Azzurri-Coach Tom Pokel nahm nach 30 Minuten eine Auszeit, weil der Druck der Gastgeber immer größer wurde. Doch die Chancen blieben ungenutzt. Gegen Österreich erwartet Cortina die schwierigste Aufgabe. 'Das ist ein typisches Derby, die Rivalität ist groß', sagte der Bundestrainer. Der WM-Aufsteiger, der einzige aktuell erstklassige Gegner der DEB-Auswahl in Bietigheim-Bissingen, fertigte die Niederlande mit 6:1 (5:0, 1:0, 0:1) ab. Dabei tat sich das Team von Trainer Manny Viveiros deutlich leichter als die deutsche Mannschaft, die gegen den krassen Außenseiter zwei Drittel lang mit zitternden Knien gespielt hatte. Für die Österreicher war bereits nach einem Drittel alles gelaufen, danach schalteten sie gleich mehrere Gänge zurück. (sid)