Düsseldorf. . Der achtmalige deutsche Meister aus Düsseldorf sucht dringend Sponsoren und schaut sich dazu auch im Reich der Mitte um. Die Bestandssponsoren würden die DEG mehrheitlich auch in der kommenden Saison begleiten. Dennoch fehlen aktuell 2,4 Millionen Euro im Budget.

Wenn Elmar Schmellenkamp an Shanghai denkt, muss er schmunzeln. Dabei ist die Lage rund um die einstige Eishockey-Hochburg an der Brehmstraße ernst. Bitterernst. Schon wieder, muss man hinzufügen. Dabei könnte Shanghai eine Chance sein. Für 2013 oder 2014. Der erst vor fünf Jahren gegründete chinesische Autohersteller Qoros will in Europa, in Deutschland am Markt Fuß fassen. Es gibt einen Draht nach Fernost. Ins Riesenreich. „Vielleicht“, sagt der Geschäftsführer des achtmaligen Eishockey-Meisters DEG vorsichtig, „könnten wir ja eine Werbeplattform bieten.“

Doch mittlerweile macht sich bei Schmellenkamp eine Befürchtung breit. Dass es die DEG diesmal nicht ins Ziel schaffen könnte. Das wäre ein erfolgreicher Lizenzantrag im Frühjahr bei der Deutschen Eishockey-Liga. Die Bestandssponsoren, zusammen rund 1,2 Millionen Euro wertvoll, würden die DEG mehrheitlich auch in der kommenden Saison begleiten.

1300 Firmen in der Adresskartei

Dennoch fehlen aktuell 2,4 Millionen Euro im Budget, um eine weitere Saison konkurrenzfähig finanzieren zu können. An Interessenten mangelt es in einer von Firmen überschwemmten Stadt wie Düsseldorf an sich nicht. Rund 1300 Unternehmen stecken in der rot-gelben Adressenkartei. Doch es hagelt Absagen. Seit Monaten.

Dabei glückte das kämpferische Jahr eins nach einer Dekade unter dem sichernden Metro-Schirm. Mit privater und stadtpolitischer Hilfe. Die Toten Hosen stellten sich in den Rettungsdienst. Über deren Trikot- und Retter-Kampagne kamen gut 300 000 Euro zusammen. Die Stadt half. Dazu steuerte Aufsichtsratsmitglied Peter Hoberg private 700 000 Euro bei.

Doch das reine Mitspielen im Oberhaus mit einem Schmalhans-Budget von knapp fünf Millionen Euro wirkt sich in der DEL-Tabelle aus. Die neu formierte Mannschaft ist angesichts der vielen Nachwuchsspieler und des Ausfalls zahlreicher Cracks durch Verletzungen oder Spielsperren einfach nicht gut genug. Mit dem 2:5 am 2. Weihnachtstag gegen Nachbar Krefeld Pinguine gab es neun Pleiten am Stück. Neuer DEG-Rekord!

Was die sportliche Leitung unter Walter Köberle und Cheftrainer Christian Brittig unter dem Claim „Hier kommt die DEG – ein starkes Stück Düsseldorf“ aus diesem Team gemacht haben, ist trotz des letzten Tabellenplatzes bemerkenswert. Deren „Düsseldorfer Modell“ – vier ältere DEG-Spieler führen acht DEG-Nachwuchsspieler, zusammen mit engagierten Transfers aus den unteren Ligen der USA und Skandinaviens – hat das Publikum emotional im Sturm erobert. Spielerische Defizite werden mit Einsatzbereitschaft und Kampfkraft wettgemacht.

Schmellenkamp mag die Neiddebatte im Schatten der Fußball-Bundesliga, in der die Fortuna im vergangenen Zweitliga-Jahr rekordhaltige 28,8 Millionen Euro Umsatz verbuchte, nicht anheizen. Weil’s nichts bringt. Er dreht lieber den Spieß um: „Es gibt erste Unternehmen, die sich im Verhältnis zum Preis bei der Fülle an Sponsoren in der Bundesliga nicht mehr gut genug repräsentiert fühlen. Das kann, gerade im mittelständischen Bereich, für uns eine Chance sein.“

Die eine oder andere Großsponsorenchance gab es für die DEG schon. Red Bull war vor einem Jahr an einem Einstieg in Düsseldorf interessiert, entschied sich aber für Ligakonkurrent München.

100 000 Euro bis 15. Februar

Wie die Finanzlücke fürs Mindestbudget stopfen? Die Sponsorensuche geht fieberhaft weiter. Vielleicht gibt es auch Kontakte über den früheren Schatzmeister und DEB-Präsidenten Rainer Gossmann. Oder den ehemaligen DEG-Chef Josef Klüh. Beide beobachten wohlwollend, aber auch wirtschaftlich kritisch den „Neuaufbau“ der DEG. Viele Eishockey-Freunde hoffen, dass gerade Großunternehmer Klüh seine Liebe zu Sportart und Verein noch ein weiteres Mal auffrischen mag. Mit Klühs Engagement sind fünf Meisterschaften unter den Trainern Peter Hejma, Hans Zach und Hardy Nilsson zwischen 1990 und 1996 eng verknüpft.

Bis zum 15. Februar muss Geschäftsführer Schmellenkamp bei der DEL 100 000 Euro als Sicherheitsleistung für die DEG-Lizenz in der Saison 13/14 einzahlen. Die Alternative wäre ein Lizenzverkauf. Dann wäre der Gang in die zweite Liga oder in die sportlich uninteressante Oberliga möglich. 1998 war die damals mit 30 Millionen Mark verschuldete DEG ersteren Weg gegangen. Nach zwei zähen Jahren Unterhaus gelang 2000 sportlich die DEL-Rückkehr.

Ob die DEG in Liga zwei ohne Aufstiegsrecht, ohne TV-Präsenz, mit einem noch geringeren Etat, ohne ein Derby, im Dome vor noch weniger als aktuell 5100 Fans im Schnitt erneut funktionieren könnte? Schmellenkamp blickt skeptisch aus seinem Geschäftsstellenfenster ins alte Eisstadion an der Brehmstraße. Keine Frage: Sponsoren, selbst aus Shanghai, böten der DEG die größeren Zukunftschancen. Siehe oben!