Bratislava. Zum ersten Mal seit 81 Jahren hat sich eine deutsche Eishockey-Nationalmannschaft mit drei Siegen für die Zwischenrunde qualifiziert. Das Publikum in der Slowakei ist beeindruckt.

. Wenn 200 Kinder kreischen, erreicht der Lärmpegel bedenkliche Werte. Die deutschen Eishockey-Nationalspieler blickten entsprechend erschrocken auf die wilde Horde, die sich am Mittwoch im Pausenraum der deutschen Schule von Bratislava versammelt hatte. Die aufgeregten Kleinen schwenkten Fahnen, hüpften und verfielen in eine Art von Ekstase, die man sonst bei Konzerten von Tokio Hotel erlebt.

Freude und Erstaunen

Die Profis nahmen es mit einer Mischung aus Freude und Erstaunen; in Deutschland fristen sie schließlich ein beschauliches Dasein in der Randsport-Nische. „Man spürt überall, wie wichtig unser Sport hier in der Slowakei ist“, sagte Torhüter Dennis Endras, „das ist einfach toll.“

In der Slowakei ist Eishockey der Nationalsport Nummer eins und liegt weit vor dem Fußball. Die WM ist das größte Sportereignis, das die 1993 gegründete Republik jemals ausgerichtet hat. Ganz Bratislava ist geschmückt mit Fahnen und Plakaten, auf den großen Plätzen stehen lebensgroße Statuen von Eishockey-Spielern. Die bemerkenswerten WM-Erfolge der deutschen Auswahl, die sich zum ersten Mal seit 81 Jahren mit drei Siegen für die Zwischenrunde qualifiziert hat, haben das Publikum beeindruckt.

70 Prozent der Kinder, die deutsche Schule in Bratislava besuchen, sind Slowaken. Viele Jungs spielen Eishockey. Und natürlich mussten sich die deutschen Profis für ihren 4:3-Coup im Spiel gegen das Gastgeber-Team legitimieren. Korbinian Holzer fand eine diplomatische Antwort: „Ich würde sagen, da hat der künftige Weltmeister den künftigen Vize-Weltmeister besiegt“, verkündete er – und alle lachten.

Überhaupt brachten die Kleinen in ihrer Fragestunde interessante Details ans Licht. So verriet Dennis Endras den Motivationstrick des deutschen Teams: „Wir haben vor der WM einen Vertrag mit unserem Trainer Uwe Krupp abgeschlossen.“ Jeder Nationalspieler habe in einem Brainstorming ein paar Begriffe aufgeschrieben, mit denen sich die deutsche Mannschaft charakterisieren lasse. „Die vier wichtigsten haben wir dann auf ein Plakat geschrieben, das alle unterzeichnet haben“, sagte Endras. Die Begriffe könnten auch Absolventen einer Militär-Akademie einfallen sein, sie lauten: Zusammenhalt, Kampfgeist, Disziplin und Geradlinigkeit. Das Plakat hängt nun in der deutschen Kabine. „Während einer WM braucht man etwas, an das man sich halten kann“, erklärte Endras.

Im ersten von drei Zwischenrunden-Spielen, für die Marcus Kink und Dennis Reul nachnominiert wurden, treffen die Deutschen am Freitag (16.15 Uhr) entweder auf Finnland oder Tschechien. Da die DEB-Auswahl sechs Punkte aus der Vorrunde mitnimmt, muss sie nicht mehr tun, als ein weiteres Spiel zu gewinnen, um ins Viertelfinale einzuziehen. Und so lange bleibt das Plakat hängen. Mindestens.