Herne/Essen. Am Sonntag treffen die Miners und die Moskitos wieder in einem Oberliga-Derby aufeinander. Beide Vereine haben unterschiedliche Ausgangslagen.

Es ist Derbyzeit in der Eishockey-Oberliga. Wenn sich die Herne Miners und die Moskitos Essen am Sonntag (18.30 Uhr) erstmals in dieser noch jungen Saison gegenüberstehen, wird es in einer rappelvollen Herner Hannibal-Arena am Revierpark Gysenberg hoch hergehen, so wie immer bei diesem traditionsreichen Revierduell.

Die Fans sind eingestimmt. In der Vorbereitung hatte es bereits zwei Duelle gegeben, die allerdings zeigten, dass die Startblöcke der beiden Teams ganz und gar nicht auf einer Höhe standen. 10:1 gewann Herne das erste Spiel gegen die Essener, die aber revanchierten sich später mit einem 5:4-Sieg auf eigenem Eis. Am Favoriten-Status der Gastgeber rüttelt das allerdings nicht. Die spielten die Saison 2020/21 komplett durch. Die Miners, wie sich der Herner EV zur neuen Saison nennt, waren die einzige Mannschaft, die nicht ein einziges Mal coronabedingt in Quarantäne musste, Herne hatte während der Hauptrunde mit 46 Spielen die meisten Partien aller Nord-Oberligisten absolviert. Bis ins Finale spielte sich die Herner vor. Das dritte und entscheidende Spiel gegen die Hannover Scorpions verloren sie jedoch mit 6:9.

Moskitos Essen – untätig in der Regionalliga

Während sich die Herner der Vizemeisterschaft im Norden entgegen spielten, blieben die Moskitos Essen untätig. In der Regionalliga, in die sich die Essener aus wirtschaftlichen Gründen zurückgezogen hatten, ruhte der Spielbetrieb komplett. „Das ist sicherlich ein Nachteil, dass wir fast anderthalb Jahre Pause hatten. Da muss man erst einmal wieder einen Rhythmus finden,“ sagt Thomas Böttcher, der Moskitos-Vorsitzende.

Gleichwohl waren die „Mücken“ in dieser Zwangspause erfolgreich. Im Frühjahr 2020 stand der Klub mit einer Schuldenlast von einer halben Million Euro vor dem Aus. Doch es gelang, innerhalb von zwölf Monaten diesen Berg abzutragen, so dass die Moskitos erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt wieder schuldenfrei sind. Was schließlich auch das Tor zur Oberliga öffnete.

Ganz neue Töne bei den Herne Miners

In der dritthöchsten Spielklasse nach der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und der DEL 2 wurde zwar gespielt, Hernes Geschäftsführer Jürgen Schubert hatte aber den Punktekampf ohne Zuschauer als „Überlebenssaison“ ausgerufen.

Nun sind ganz andere Töne zu hören. Nicht nur von den Rängen, wo sich zuletzt wieder über tausend Zuschauer tummelten, sondern auch von den Akteuren. Ex-Nationalspieler Richard Mueller zum Beispiel, der im Oktober 2020 nach Herne gekommen war, sagt: „Ich denke, wir werden eine Mannschaft haben, die das ultimative Ziel erreichen wird.“ Hernes Trainer Danny Al­brecht bremst keinen seiner Spieler. Er wolle „bescheiden bleiben und das Bestmögliche rausholen“. Man bleibt offen für größere Ambitionen. „Uns ist klar, dass wir die Erwartungen hochgeschraubt haben“, sagt Coach Albrecht. „Und denen wollen wir auch gerecht werden.“ Das gelang in den bisherigen Spielen, die Herne alle gewann.

Herne gegen Essen: Im Derby gelten eigene Regeln

Weitaus bescheidener sind die Ziele der Essener. Der einstige Erstligist erlebte nach einer Insolvenz einen tiefen Fall bis in die Regionalliga. Nun spielt er immerhin wieder in einer Liga mit Herne. „Wir sind Aufsteiger und haben einen relativ kleinen Etat“, sagt Thomas Böttcher. Nach nur einem Sieg und vier Niederlagen ist die Ebene klar. „Wir werden aber nicht nervös“, sagt der Moskitos-Chef. „Die Ergebnisse waren alle knapp. Wir konnten mithalten, und die Entscheidung fiel immer erst in der Schlussphase.“

Doch im Derby, dass wissen sie in Essen wie in Herne, müssen all diese Vorzeichen nichts bedeuten. Da gelten eigene Gesetze. Da wird Revier-Rivalität auf dem Eis gelebt. Und die Fans, sie kommen, um endlich wieder ein Spektakel zu sehen.