Riga/Essen. Korbinian Holzer hat bei der Eishockey-WM noch kein Gegentor zugelassen. Auch im Viertelfinale gegen die Schweiz will er den Laden dicht halten.

Als Marcel Goc und sein Schweizer Gegenspieler aneinander rasseln, zögert Korbinian Holzer nicht lange. Gerade noch brav die Auswechselbank gedrückt, stürmt er auf die Eisfläche. Wenige Sekunden später kuscheln Holzer und sein Kontrahent im Schwitzkasten, während ein Schiedsrichter an Holzers Arm hängt und verzweifelt versucht, die beiden Streithähne zu trennen. „Ich bin eine Drecksau“, beschrieb sich Holzer unlängst selbst bei Sport1.

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Ganz so wild wie im Mai 2010 muss es an diesem Donnerstag (15.15 Uhr/Sport1) ja nicht zugehen, wenn Deutschland bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Lettland wieder auf die Schweiz trifft. Im hitzigen Viertelfinale von Mannheim gewann das deutsche Team damals mit 1:0. Holzer ist der einzige Profi im aktuellen Kader, der vor elf Jahren dabei war, als die Fäuste flogen. „Es sind immer geile Spiele gegen die Schweizer“, sagt der 33-Jährige. „Es wird ein geiles Viertelfinale, ich kann es kaum erwarten.“

Korbinian Holzer hat mehr als 200 Spiele in der NHL bestritten

Holzer, beim Heim-Turnier noch am Beginn seiner Karriere, hat seitdem viel erlebt. Mehr als 200 Spiele bestritt der Verteidiger in der nordamerikanischen Profi-Liga: erst Toronto, dann Anaheim in Kalifornien, zuletzt Nashville. Der Bad Tölzer war dort nie derjenige, der im Scheinwerfer-Licht stand, sondern ein Malocher aus der zweiten Reihe, der gewissenhaft die Aufgabe erfüllt hat, die ihm aufgetragen wurde. Einer, der aber auch schnell vor die Tür gesetzt wird, wenn die sportliche Leitung andere Pläne hat. „Als Rollenspieler bist du austauschbar“, sagte Holzer mal. „Wenn es soweit ist, erhältst du einen recht trockenen Anruf, in dem sich für die Zeit bedankt und alles Gute gewünscht wird.“ Die NHL kann „dein Selbstbewusstsein schnell zerstören, es aber auch sehr schnell in die Höhe jagen“, weiß Holzer.

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Es sind die Erfahrungen, die die Persönlichkeit eines Spielers reifen lassen. Nach über zehn Jahren dort hat Holzer inzwischen mit der Eliteliga Nordamerikas abgeschlossen und ist ins russische Jekaterinburg gewechselt. In der kommenden Saison wird er das Trikot der Adler Mannheim tragen. Es geht ihm zum Ende der Karriere nach viel Trubel noch einmal darum, möglichst viel Eiszeit zu bekommen, von der Mannschaft gebraucht zu werden.

Bundestrainer Toni Söderholm kann sich auf Korbinian Holzer verlassen

Dafür ist die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) in diesen WM-Tagen genau das richtige Pflaster. Im entscheidenden Gruppenspiel gegen Gastgeber Lettland (2:1) stand Holzer so lange wie kein Zweiter auf dem Eis, er führte die junge Mannschaft gemeinsam mit Kapitän Moritz Müller und dem starken Torwart Mathias Niederberger auch durch die brenzligen Schlussminuten. „Ich schmeiße mich in jeden Schuss. Für mich ist es genauso wichtig, einen Schuss zu blocken, wie für andere, ein Tor schießen.“ Dass die Defensive das Prunkstück des Teams in diesem Turnier bildet, ist vor allem Holzers Verdienst. Wenn er auf dem Eis stand, hat die Mannschaft von Trainer Toni Söderholm noch kein Gegentor kassiert. Und zur Not wird mit 1,91 Metern Körpergröße und knapp 100 Kilogramm Kampfgewicht auch mal der kompromisslose Check ausgepackt. „Ich bin ein harter Spieler und agiere an der Grenze“, sagt Holzer.

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Es sind genau die Attribute, die die deutsche Eishockey-Mannschaft, die gegen die Schweiz wohl ohne ihren besten Angreifer Marcel Noebels auskommen muss, beim Turnier bislang ausgezeichnet hat. Von einem „Löwenherz“ spricht Trainer Söderholm immer wieder. Das hatte der Rivale schon 2018 zu spüren bekommen, als Deutschland den Mitfavoriten auf dem Weg zur Olympischen Silbermedaille bezwungen hatte.

Korbinian Holzer ehrgeizig: „Ich will das Maximum“

„Wichtig ist jetzt, dass wir mehr wollen“, kündigt Kapitän Müller an. Holzer wird sich das nicht zweimal sagen lassen müssen. Für halbe Sachen ist der Abwehrchef nämlich nicht nach Lettland gereist: „Ich fahre nicht zu einer WM, um Platz neun zu werden. Ich will das Maximum. Und da können die Leute sagen: ,Der spinnt’.“