Essen. Der 40-jährige Toni Söderholm übernimmt die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft. Söderholm coacht momentan den Drittligisten Riessersee.
Der dreimalige DEL-Meister EHC München übernimmt das sportliche Zepter bei der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft, zumindest personell. Der neue Marco Sturm heißt Toni Söderholm. Der 40-jährige Finne, der am Donnerstag im Münchener Olympiapark als neuer Bundestrainer vorgestellt wird, steht beim EHC unter Vertrag, coacht aber derzeit den früheren Meister SC Riessersee. Das Münchener Farmteam startet aus finanziellen Gründen derzeit nur in der drittklassigen Oberliga. Mit dem amerikanischen Co-Trainer Matt McIlvane (33) sowie dem kanadischen Torwarttrainer Patrick Dallaire (43), beide beim DEL-Meister aktiv, lenkt ein Münchener Trio künftig die Nationalmannschaft.
Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) hielt sich zur Personalie am Mittwoch bedeckt. Nationalspieler wie Olympia-Kapitän Marcel Goc (35/Adler Mannheim) äußerten indes schon ihre Meinung: „Ich denke, er ist keiner, der groß Tamtam um sich macht, aber alle, die man fragt, sind sehr begeistert.“
Auch die Düsseldorfer EG war interessiert
Söderholm eilt der Ruf voraus, ein Spieler-Entwickler zu sein, der sich sehr für Talente interessiert. In seiner ersten Trainer-Saison führte er den SC Riessersee in der DEL2 zur Vizemeisterschaft. Im Gegensatz zu Marco Sturm, der seinen Bundestrainer-Posten nach drei Jahren Anfang November für einen Assistenztrainer-Job beim NHL-Team Los Angeles Kings aufgab, bringt Söderholm Chef- und Co-Trainer-Erfahrung mit.
Im Frühjahr war der bescheidene, meist zurückhaltende Finne bereits im Visier der Düsseldorfer EG, die sich aber einen Korb einhandelte. Söderholm wollte nach einer Saison in München und Garmisch-Partenkirchen seiner Familie keinen Ortswechsel nach nur zwei Jahren zumuten. Die Wahl der DEG fiel auf Harold Kreis.
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Der 180-malige Nationalspieler war ebenfalls als Bundestrainer im Gespräch, bekam aber in Düsseldorf keine Freigabe. Topfavorit von Verbandspräsident Franz Reindl war Ex-Bundestrainer Uwe Krupp, der nach seinem vierjährigen Engagement bei den Eisbären Berlin nun bei Sparta Prag arbeitet.
Intern konnte sich Reindl aber offenbar nicht durchsetzen. Der zweimalige Stanley-Cup-Gewinner Krupp gilt als starke Persönlichkeit. Es gab Zweifel, ob der 53-Jährige die von Sportdirektor Stephan Schaidnagel erarbeitete neue Struktur innerhalb des DEB mitgetragen hätte. Nämlich, wie schon unter Sturm, den Akzent in der Arbeit deutlich mehr auf den Nachwuchs zu legen. „Es wird darum gehen, gut ausgebildete deutsche Nachwuchsspieler in den Profiligen aufs Eis kriegen“, sagt Schaidnagel im Bezug auf eine starke Nationalmannschaft, „dafür braucht es eine Strategie.“
Marco Sturm trug diese stets mit, war immer präsent. Das soll auch Toni Söderholm sein, dessen erste Aufgabe es sein dürfte, eine gute Mannschaft für die WM im Mai 2019 in der Slowakei zu formen. Inklusive deutscher NHL-Spieler.
Ehrhoff soll Söderholm unterstützen
Hier könnte es prominente Verstärkung geben. Der 862-malige NHL-Spieler und Olympia-Silbergewinner Christian Ehrhoff wird als Unterstützer gehandelt. Ob der 36-jährige Moerser allerdings den freien Posten des General Managers übernimmt, den Ex-Bundestrainer Sturm in Personalunion inne hatte? Gut möglich, dass Sportdirektor Schaidnagel einen Teil der Aufgaben übernimmt und Ehrhoff als Repräsentant und Gesicht des deutschen Eishockeys nach außen wirkt. Gespräche mit Ehrhoff hat DEB-Präsident Reindl ja während des Deutschland-Cups in Krefeld im November schon geführt.