Herning. Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft wahrt die Chance auf das WM-Viertelfinale. Leon Draisaitl legt den Grundstein zum Sieg über Südkorea.
Vor dem ersten Bully läuft in der Jyske Bank Boxen zu Herning stets der voluminöse WM-Song im Elektro-Rock-Stil: We Become Heroes der dänischen Band Carpark North. Selten allerdings passte die musikalische Suche nach Eishockey-Helden so wenig wie am Mittwoch zum vierten deutschen Gruppenspiel. Ruhmestaten, das stand vor dem Kellerduell der Gruppe B fest, würde niemand gegen WM-Debütant Südkorea vollbringen. Der Titel eines Versagers war da schon eher denkbar. Doch so weit ließ es die DEB-Auswahl von Bundestrainer Marco Sturm beim ungefährdeten 6:1 (1:0, 3:0, 2:1) nicht kommen.
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Die berechtigte Sorge um einen Klassenverbleib ist mit nun fünf Punkten Vorsprung auf die Ostasiaten erst einmal vom Tisch. Dabei hatte der Mittwoch unerfreulich für Bundestrainer Sturm begonnen. NHL-Angreifer Tom Kühnhackl sagte seinen möglichen WM-Einstieg nach dem Play-off-Aus mit dem Pittsburgh Penguins ab.
Kühnhackl hat abgesagt
Der 26-jährige Landshuter ist nach 81 NHL-Einsätzen angeschlagen, will dazu bei auslaufendem Vertrag in Pittsburgh nicht das Risiko gehen, sich bei der WM zu verletzen und dann in eine ungünstige Verhandlungsposition für die neue Saison zu geraten. Aus gleichem Grund hatte Angreifer Tobias Rieder (Los Angeles Kings) im Vorfeld des Turniers in Dänemark abgewunken.
Wie wertvoll Tom Kühnhackl, Sohnemann der deutschen Eishockey-Legende Erich Kühnhackl sein kann, bewies er bei der Olympia-Qualifikation im September 2016. Da schoss der Stanley-Cup-Gewinner im entscheidenden Spiel gegen Gastgeber Lettland in Riga den 3:2-Siegtreffer. Ohne Kühnhackl wäre Deutschland nicht nach Pyeongchang gefahren.
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Bundestrainer Marco Sturm konzentrierte gegen die Südkoreaner am Mittwoch seine drei besten Stürmer im Aufgebot auf eine Angriffsreihe. Leon Draisaitl spielte in Herning erstmals mit dem flinken Nürnberger Yasin Ehliz und dem bald von München nach Chicago in die NHL wechselnden Dominik Kahun zusammen.
Es brauchte ein Drittel, bis das Trio Druck auf die laufstarken Südkoreaner ausüben konnte. Ein abgefälschter Halbdistanztreffer von Draisaitl in Überzahl musste her, damit Deutschland wenigstens mit einem 1:0 in die Umkleide gehen konnte.
Ehliz trifft per Abstauber
Restzweifel waren dann im Mittelabschnitt zügig beseitigt. Der Nürnberger Yasin Ehliz löffelte einen Abstauber in Überzahl nach nur 41 Spielsekunden zum 2:0 ins Netz des chancenlosen Torstehers Matt Dalton. Mit sechs Kanada-Koreanern angetreten, lief der Tabellenletzte nun zusehends hinterher. Gerade für NHL-Star Leon Draisaitl, der aufgrund seiner spielerischen Klasse und physischen Souveränität kaum vom Puck zu trennen war, wirkte die Partie wie ein lockeres Trainingsspielchen.
Weitere Treffer blieben nicht aus. Münchens Meister-Angreifer Patrick Hager traf von der Blauen Linie zum 3:0. Und auch der WM-Held vom Heimturnier 2017, Frederik Tiffels, freute sich: 4:0 im Nachschuss.
Der Rest war Überzahl üben, Selbstvertrauen tanken - und jubeln: über Ehliz’ 5:0, übr Yannic Seidenbergs 6:0 im Powerplay. Das 1:6 durch den Ex-Augsburger Brock Radunske kurz vor Schluss war da verkraftbar.
Am Heldenstatus wird erst wieder am Samstag (12.15 Uhr) gegen Lettland und am Sonntag (20.15 Uhr/jeweils Sport1) gegen Finnland gearbeitet.