Essen. Bei der Eishockey-WM soll der NHL-Star mit Jahrgangskollegen wirbeln. Der Bundestrainer vertraut auf die Jugendfreunde Michaelis und Tiffels.

Der Jahrgang 1995 könnte für Eishockey-Bundestrainer Marco Sturm bei der am 4. Mai in Dänemark startenden Weltmeisterschaft ein überaus wichtiger werden. Drei Angreifer aus jenem Jahrgang boten zuletzt beim 2:1-Testsieg über Frankreich eine spritzige, gutklassige Angriffsreihe. 68-Millionen-Dollar-Stürmer Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) spielte im Berliner Wellblechpalast mit seinen früheren Junioren-Kollegen Mark Michaelis (Minnesota State University) und Frederik Tiffels (Pittsburgh Penguins) zusammen.

„Nach zwei Wochen ohne Eishockey habe ich etwas gebraucht, um ins Spiel zu kommen”, erklärte NHL-Star Draisaitl nach dem gewonnenen Frankreich-Test, „aber das wird schon.“ Am Freitag (13.30 Uhr/Sport1) im Testspiel in Odense/Dänemark gegen Südkorea bietet sich erneut die Gelegenheit zu beweisen, dass eine Wiedervereinigung der deutschen U18-Reihe von 2014 Sinn ergibt.

Studium in Finanzwesen

Gerade College-Angreifer Michaelis wusste in der WM-Vorbereitung zu überzeugen. „Er ist schnell, technisch gut, besitzt einen starken Schuss und hat auch keine Angst. Wenn er körperlich noch zulegt, traue ich ihm den Sprung in die National Hockey League zu”, sagt Bundestrainer Sturm über seine jüngste Entdeckung.

Der 22-jährige Mannheimer Michaelis allerdings, mit 1,77 Meter Körpergröße nicht gerade ein Eishockey-Schrank, bleibt vorsichtig: „Ich mache erst einmal mein Studium in Finanzwesen fertig, es gibt schließlich auch ein Leben nach und ohne Eishockey.” Ob Michaelis auch so strikt denkt, sollte die WM ein Erfolg werden? In der nordamerikanischen NHL, der besten Eishockey-Liga der Welt, werden schließlich seit einigen Jahren gerade auch schnelle Spieler gesucht. Die Körpergröße und üppige Muskelkraft, früher noch die Hauptkriterien für die Spielerauswahl, stehen bei vielen Cheftrainern nicht mehr im Vordergrund.

Mark Michaelis’ alter Freund Frederik Tiffels, beide besuchten gemeinsam das Mannheimer Eishockey-Internat, ist den Weg in die NHL bereits vor einem Jahr gegangen. Mit ähnlichen Voraussetzungen wie Michaelis. Allerdings mit mäßigem Erfolg.

Bundestrainer Sturm hatte Tiffels, der 2017 noch College-Eishockey für die Western Michigan State University spielte, für die Heim-WM in Köln ausgegraben. Der Außenstürmer schlug ein, erzielte gegen Lettland das entscheidende Tor zum Viertelfinaleinzug. Lohn: Die Pittsburgh Penguins statteten Tiffels mit einem Zweijahresvertrag aus.

Keine Rückkehr nach Köln

Doch mit der NHL und einem Jahressalär von 650 000 Dollar wurde es erst einmal nichts. Tiffels spielte für 70 000 Dollar Saisongage in der Provinz. Erst für Wilkes/Barre in der zweitklassigen American Hockey League (AHL), dann ging es sogar runter in die drittklassige East Coast Hockey League (ECHL) nach Wheeling. Nicht gerade jene Bühne, auf der es Ruhm zu ernten gibt.

Der Kölner Tiffels, bester Freund von Leon Draisaitl, dessen Mutter Tiffels’ Patentante ist, lässt sich seine Unzufriedenheit nicht anmerken. Und aufgeben in den Staaten ist auch keine Option. „Die Flüge im September zurück in die USA sind schon gebucht. Man muss hohe Ziele im Leben haben“, sagt Tiffels. Eine kürzlich in Kölner Medien spekulierte Rückkehr zu den Haien schließt der 22-Jährige für diesen Sommer jedenfalls aus.