Düsseldorf. Michael Davies feierte trotz einer 0:4-Niederlage ein starkes Comeback. „Die ganze Geschichte wird später rauskommen“, sagt er zu seiner Doping-Posse.

Freud und Leid liegen oft nah beieinander. Drei Monate des Leidens, drei Monate des Zuschauens von der Tribüne aus, drei Monate des Bangens um die Karriere – dies alles war am Mittwoch für DEG-Stürmer Michael Davies endgültig beendet. Pünktlich zum ersten Play-off-Duell im Viertelfinale gegen die Hamburg Freezers war der 28-jährige US-Amerikaner wieder spielberechtigt – sein Comeback hätte sich der bis zu seiner Sperre beste DEG-Scorer und zwischenzeitlich beste DEL-Punktesammler jedoch anders vorgestellt. Mit 0:4 verlor er mit seiner Mannschaft den Auftakt in die Best-of-Seven-Serie nach einem missglückten, nervösen Start gegen die Hanseaten. Dennoch war der Angreifer der Mann des Abends.

„Zunächst bin ich glücklich, zurück bei meinen Teamkollegen zu sein. Es war ein langer Prozess. Aber in den Play offs zurückzukehren ist hart. Das sind keine normalen Spiele wie unter der Saison – ich bin direkt ins Feuer gesprungen“, betont der Rückkehrer.

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Doch der Reihe nach. Der Anti-Doping-Richter, Rechtsanwalt Ingo Erberich, ist dem Antrag der Nationalen Anti-Doping-Agentur gefolgt und hat den US-Amerikaner für drei Monate gesperrt. Auf diese Sperre wurde die vorläufige Suspendierung seit dem 3. Dezember 2014 angerechnet, nachdem Davies am 23. November 2014 positiv auf ein Stimulanz getestet worden war. Während des Verfahrens wurde nun jedoch nur geringes Verschulden des Sportlers festgestellt, der durchgehend beteuert hatte, bereits zwei Tage nach seiner Ankunft in Deutschland, am 17. Juli 2014, angegeben zu haben, dass er seit seinem 14. Lebensjahr ein bestimmtes Präparat einnimmt. Anschließend soll dem Spieler laut Davies‘ Rechtsanwalt Florian Hilbert von Seiten der Vereinsärzte mitgeteilt worden sein, dass man sich zum einen darum kümmern würde, dass er dieses weiter einnehmen könne. Zum anderen soll im August von Seiten der Vereinsverantwortlichen mitgeteilt worden sein, dass die verwendete Medikation seitens der NADA zugelassen wäre und eine Einnahme kein Problem darstellen würde. Nach dem Richterspruch ist davon auszugehen, dass Teamarzt Dr. Löbbert schlicht „vergessen“ hat, Davies‘ Medikation anzumelden – ein Versäumnis, das fast eine (Europa-)Karriere zerstört hätte.

Ein kleiner Einblick ins Seelenleben

„Ich will da im Moment noch nicht so viel zu sagen. Die ganze Geschichte wird später rauskommen. Aber ich habe gemacht, was ich immer gesagt habe“, betont Michael Davies und gibt einen kleinen Einblick in sein Seelenleben: „Es war ein harter Prozess. Ich habe versucht, immer positiv zu bleiben. Es war vor allem auch mental ein hartes Training. Ich bin froh, dass ich nun da durch und zurück im Team bin. Jetzt ist mein Ziel die Meisterschaft.“

Dies untermauerte der US-Boy gleich beim ersten Auftritt nach seiner dreimonatigen Zwangspause. Während besonders die sonst so starken Duos Rob Collins/Daniel Kreutzer und Ken-André Olimb/Andreas Martinsen enttäuschten, weil sie sich ungewohnte Fehler leisteten, weil sie zu wenige klare Chancen hatten und weil ihnen die Gastgeber kaum Luft zum Atmen ließen, wusste Davies immer wieder mit Cleverness und Übersicht herauszustechen. „Ich habe meine Füße in die Hand genommen und versucht einfach zu spielen. Mein Timing war zum Teil noch nicht so da und ich werde noch ein paar Spiele brauchen, um an meine Leistung von Ende November anknüpfen zu können“, betont der Angreifer dennoch selbstkritisch. „Es ist schwer zu sagen, bei wie viel Prozent meiner Leistungsfähigkeit ich bin. Ich habe zwar die ganze Zeit mittrainiert, aber das ist einfach was anderes. Ich denke es war für den Start ok, aber ich kann mich definitiv steigern – es wird eine lange Serie werden.“

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Dafür müssen die Düsseldorfer jedoch vor allem an der Passgenauigkeit und am Durchsetzungsvermögen arbeiten. Sobald ein DEG-Stürmer ins Angriffsdrittel kam, wurde er von den physisch starken Hamburgern gleich nach außen gedrängt und wusste meist nicht mehr als einen Verlegenheitsschuss anzubringen. Und wenn doch mal etwas durchkam, war Freezers-Keeper Sébastien Caron zur Stelle, der im Gegensatz zu DEG-Schlussmann Tyler Beskorowany bei den abgefälschten, unglücklichen Gegentoren zudem das nötige Quäntchen Glück hatte. In der Schlussphase war der Franko-Kanadier bereits geschlagen, der Puck trudelte durch seine „Hosenträger“, prallte jedoch an den Pfosten anstatt über die Torlinie zu rutschen.

Schwierige Situation

„Vor der Saison war Platz zehn das Ziel, wir haben sie dann auf einem starken fünften Platz beendet. Ich denke, wir haben ein paar Meinungen geändert. Nun wollen wir erstmal die Serie gewinnen und am Ende natürlich den Titel“, gibt sich Davies dennoch weiter kämpferisch. Und der weiß schließlich genau, wie man sich aus einer schwierigen Situation herausboxt und befreit. „Wir brauchen einen besseren Start und müssen einfach schneller spielen und klügere Entscheidungen treffen. Ich hoffe, die Fans sind bereit und stehen unter Feuer für Freitag, wir werden sie da draußen brauchen!“

Denn schon am Freitagabend (19.30 Uhr, Rather Dome) wollen die Rot-Gelben den Freezers ein erstes Mal in die Suppe spucken. „Zwölf Siege zum Ruhm“ steht auf einem Plakat im Kabinengang der Hamburger – die haben ihre Rechnung dabei jedoch ohne die DEG gemacht. Schließlich war das 0:4 nur der (unglückliche) Auftakt einer Best-of-Seven-Serie, in der vier Siege zum Weiterkommen nötig sind.