Düsseldorf. Nach dem Schlusspfiff schwappen die DEG-Emotionen über. Nach zwei freien Tagen beginnt für die Mannschaft von Trainer Kreutzer wieder der Alltag.

Die millionenschweren Gesellschafter Peter Hoberg und Mikhail Ponomarev drückten DEG-Cheftrainer Christof Kreutzer fast die Luft weg – die Freude über den just errungenen 3:2 (1:0, 2:1, 0:1)-Sieg im Jahrhundert-Derby über die Kölner Haie musste einfach raus. Das Winter Game in der Stockumer Arena wurde zum Festtag des Eishockeys und des achtmaligen Deutschen Meisters aus Düsseldorf. 51 125 Zuschauer wurden Zeugen eines sechsstündigen Spektakels der Superlativen – Europarekord für Ligaspiele!

Und auch sportlich bot das Event mit dem 206. Derby erstaunlich gutes Niveau, wenn man die besonderen Umstände für die Spieler bedenkt. Wegen Regens und Sturm musste das Dach -- vor allem auch aus Sicherheitsgründen -- geschlossen bleiben, im Inneren herrschten Temperaturen von knapp unter 20 Grad Celsius. „Die Atmosphäre war atemberaubend, aber insgesamt war es durch die Wärme schon sehr hart, ich habe noch nie so geschwitzt“, betonte daher DEG-Verteidiger Bernhard Ebner. Sein Teamkollege Stephan Daschner ergänzte: „Es war fast eher ein Summer Game und etwas unangenehm. Ich habe rund fünf Liter während des Spiels getrunken.“ Und Kapitän Daniel Kreutzer sagte: „Die Scheibe war dadurch schwer zu kontrollieren, aber das nimmt man für so ein Event gern in Kauf.“

"Für jeden ein großes Spiel"

Dennoch präsentierten die Teams ihr gewohntes Gesicht. Köln zeigte die in dieser Saison gewohnten Probleme im Abschluss und bei der DEG avancierte Keeper Tyler Beskorowany einmal mehr zum Matchwinner. Nach zwei entschärften Alleingängen im ersten Drittel und zahlreichen sehenswerten Paraden hielt der erst 24-jährige Kanadier 28 Sekunden vor dem Ende den Sieg gegen den heranstürmenden Kölner Ryan Jones fest. „Es war für jeden ein großes Spiel. Im letzten Drittel haben wir einige Chancen zugelassen und ich habe einfach mein bestes getan, um diese zunichte zu machen“, spielte der Schlussmann seine eigene Leistung jedoch erneut herunter.

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Die ganz großen Geschichten schrieben zudem zwei andere: Doppeltorschütze Kris Sparre ist erst seit zehn Tagen wieder in der DEL, spielte vorher in der DEL2 in Dresden, und hat nun nach vier Spielen bereits vier Treffer auf dem Konto – der DEG-Neuzugang muss sich zum Jahresstart vorkommen wie in einem Märchen. „Mein Ziel war es immer, wieder im Oberhaus zu spielen. Düsseldorf hat mir die Chance gegeben. Ich bin gerade erst hergekommen und versuche meinen Platz im Team zu finden. Da helfen gerade solche Siege natürlich besonders. Es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl“, so der Siegtorschütze. Sein Coach hat indes seine eigene Sichtweise, warum es bei dem Deutsch-Kanadier so gut läuff. „Er hatte vielleicht von allen Spielern am wenigsten Zeit nachdenken zu müssen, weil er nicht damit gerechnet hat, hier beim Winter Game zu spielen. Er war ja eigentlich schon mit einem Schritt bei einem anderen Verein“, erklärt Christof Kreutzer. Und meint damit Hamburg oder Schwenningen. „Aber genau dafür haben wir ihn geholt. Wir wussten er hat einen guten Zug zum Tor und ist für Nachschüsse bereit.“

"Die größte Belohnung fürs Durchkämpfen"

Auch auf Kölner Seiten gab es einen Mann des Abends – und wie sollte es anders sein, war es mit Philip Gogulla ein gebürtiger Düsseldorfer. Der Angreifer markierte in seiner Heimat gleich beide Haie-Treffer. Davor hatte er in 18 Spielen nur einmal getroffen – ebenfalls gegen die DEG.

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Den Torreigen eröffnet hatte indes Travis Turnbull mit einem satten Schlagschuss, der zuvor zehn Spiele nicht mehr getroffen hatte. „Es war eines der wichtigsten Tore meines Lebens. Vor so vielen Leuten habe ich noch nie gespielt. Ich hatte eine harte Zeit, den Puck ins Netz zu bekommen, aber das hat jeder im Laufe einer Saison. Dies war nun die größte Belohnung fürs Durchkämpfen“, berichtete der DEG-Angreifer überglücklich.

Am Ende zwangen somit nur zwei Stücke Gummi die Düsseldorfer in die Knie. Auf allen Vieren krabbelten Preibisch und Ebner in die Kabine – ihre Schlittschuhschoner waren abhanden gekommen, um über die Steintreppe zu den feiernden Teamkollegen zu gelangen. Und eines hatten schlussendlich alle Spieler gemeinsam: Mit ihren Familien standen sie am Rand der Arena und verfolgten sprachlos das abschließende Feuerwerk.. „Mein Puls ist auch nach dem Spiel noch immer bei über fünfhundert!“ so Christof Kreutzer.

DEG hofft auf Schwung im DEL-Alltag

Zwei Tage dürfen die Spieler den Sieg im Jahrhundert-Derby nun auskosten – der Coach gab trainingsfrei, damit die Mannschaft das Spektakel verarbeiten und runterkommen kann. „Dann hoffe ich, dass wir den Schwung in den Alltag mitnehmen können. Schon vor dem Spiel war klar, dass, egal bei welchem Ausgang, eine Menge Arbeit vor Tobi Abstreiter und mir liegt, um den Fokus wieder in die richtige Richtung zu bringen. Wir sind nicht Deutscher Meister geworden. Wir müssen uns direkt wieder auf Freitag konzentrieren“, betont Christof Kreutzer.