Mönchengladbach. Nach der 1:2-Pleite im Derby gegen Köln verteidigte Marco Rose seine große Rotation. Borussias Fans übten scharfe Kritik am Gladbach-Trainer.

Eine Derby-Niederlage an sich ist oftmals schon eine äußerst sensible Angelegenheit. In der Gemengelage, die Borussia Mönchengladbach seit Wochen umtreibt, bot diese Pleite aber eine besondere Angriffsfläche. Deshalb veröffentlichte der FPMG Supporters Club unmittelbar nach dem 1:2 (1:1) gegen den 1. FC Köln eine Stellungnahme. „Mit dem Derby spielt man nicht“, schrieb die einzige von Borussia anerkannte Dachorganisation für alle Gladbach-Anhänger. Und weiter hieß es: „Wer das Derby als idealen Zeitpunkt für ein Rotations-Experiment ansieht, hat Borussia Mönchengladbach nicht verstanden.“ Wenngleich in dieser Botschaft kein Adressat genannt wurde, bestand dennoch keinerlei Zweifel, wer gemeint war: Trainer Marco Rose, der damit einem doch ziemlich schwerwiegenden Vorwurf ausgesetzt wurde.

Für den 44-Jährigen, der nach dem 2:1-Pokalerfolg beim VfB Stuttgart gleich sieben Wechsel in seiner Startelf vornahm, hatte der winterliche Samstagabend im Borussia-Park allerdings schon vor dem Spiel ungemütlich begonnen. Wieder einmal ging es vor laufender TV-Kamera um die Frage, ob Rose, der in Gladbach eine Ausstiegsklausel in seinem bis 2022 datierten Vertrag besitzt, über den Sommer hinaus bei der niederrheinischen Borussia bleibt. Die Spekulationen um seinen möglichen Wechsel zur westfälischen Borussia, also der in Dortmund, reißen seit Wochen nicht ab.

Gladbach-Trainer Rose reagiert schroff

Nun stand Rose am Sky-Mikrofon, wurde erneut mit dem Thema konfrontiert und sagte: „Ich habe einen Vertrag bei Borussia Mönchengladbach, bin sehr gerne hier, und wir haben einige Ziele in dieser Saison.“ Sky-Reporter Ecki Heuser bohrte so hartnäckig nach, dass der Trainer in zunehmend aggressivem Ton antwortete. Heuser wollte wissen, ob denn nun zu Roses Zukunft alles offen sei. Rose starrte den Journalisten an, es entwickelte sich eine mehrere Sekunden andauernde, ja fast unangenehm anmutende Stille. Dann fragte der Trainer zurück: „Können wir jetzt zum Fußball kommen?“ Rose formulierte weder ein Dementi zu den Spekulationen um seine Person noch ein klares Bekenntnis zu Gladbach.

Zu diesem Zeitpunkt rätselten Gladbach-Anhänger bereits in den Sozialen Medien, was denn Rose mit seiner Aufstellung beziehungsweise der Bank-Besetzung beabsichtigte. Die Leistungsträger Ramy Bensebaini, Christoph Kramer, Jonas Hofmann, Marcus Thuram und Alassane Pléa suchten sie vergeblich in der Startelf.

Kölner überzeugen mit Zweikampfstärke

Angesichts der Tatsache, dass Gladbach weiter in drei Wettbewerben vertreten ist, können Wechsel mit Blick auf die Belastung der kommenden Wochen zwar durchaus Sinn ergeben. Dennoch drängte sich die Frage auf, warum Rose nun gerade im Derby mit seiner großen Rotation so hoch pokerte. Erst nach dem 2:1 durch Elvis Rexhbecaj (50. Minute), der schon die Führung für die zweikampfstarken Kölner erzielt hatte (3.), nahm Rose Breel Embolo, Hannes Wolf und Patrick Herrmann, die allesamt enttäuschten, aus dem Spiel. Am Ende konnten die eingewechselten Bensebaini, Kramer, Hofmann, Thuram und Pléa das Ruder nicht mehr herumreißen. Der zwischenzeitliche Ausgleich durch Florian Neuhaus (16.) war zu wenig für die Gladbacher. Nach zuvor sieben Pflichtspielen, in denen die Borussen fünf Siege gefeiert und keine Niederlage kassiert hatten, verloren sie erstmals in diesem Jahr.

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Muss der Trainer diese Pleite auf seine Kappe nehmen?

„Wir haben unter Marco Rose schon immer viel rotiert. Das hat uns immer gutgetan, heute ist es mal schief gegangen“, sagte Kramer nach dem Spiel. „Es war maximal unglücklich, dass wir in beide Halbzeiten so reinstarten. Dann rennst du mit der Brechstange an, wirst nervös und denkst: ‚Gegen Köln musst du zu Hause gewinnen.‘ Dann wird es manchmal unsauber. Aber ich würde es nicht auf die vielen Wechsel schieben.“ Rose verteidigte seine Aufstellung: „Das ist der Kader, mit dem wir arbeiten. Ich kenne die Jungs, sie haben im Training einen sehr guten Eindruck gemacht“, sagte der Gladbach-Trainer.

Rückschlag für Gladbach im Kampf um die Champions League

Angesprochen auf Roses Zukunft nannte Sportdirektor Max Eberl später im ZDF-Sportstudio eine erstaunliche Zahl: Zu „98 Prozent“ werde Rose auch über den Sommer hinaus Gladbach-Trainer sein. Eine Entscheidung von Rose gebe es aber noch nicht. Stattdessen: „Gespräche über den Sport, aber natürlich auch über die Zukunft, was den Kader und was Marco betrifft.“

Für Rose und seine Mannschaft geht es nach dem Rückschlag im rheinischen Derby nun zunächst darum, im Kampf um eine erneute Qualifikation für die Champions League wieder in die Spur zu finden. Derzeit befinden sich die Borussen in der Bundesliga-Tabelle mit 32 Punkten auf Platz sieben – und damit sogar außerhalb der Europapokalränge. Am kommenden Sonntag (18 Uhr/Sky) wartet der Tabellendritte VfL Wolfsburg. Es ist schwer davon auszugehen, dass die Gladbacher Fans in diesem Spiel wieder eine ganz andere Startelf als gegen Köln sehen werden.