Mönchengladbach. Mamadou Doucouré wird von schier unfassbarem Verletzungspech verfolgt. Erneut muss er monatelang pausieren. Seine Mitspieler machen ihm Mut.

Doppel-Torschütze Marcus Thuram stülpte nach dem Abpfiff das Trikot mit der Nummer 4 über eine Eckfahne. Der Stürmer von Borussia Mönchengladbach jubelte und rief immer wieder einen Namen: „Mamadou, Mamadou!“ Doucouré, der Mann mit der 4, hatte am 31. Mai 2020 sein Bundesliga-Debüt gefeiert. Beim 4:1-Sieg gegen Union Berlin war der Franzose in der Schlussphase zu seinem ersten Pflichtspiel-Einsatz bei den Profis gekommen, womit seine lange Leidenszeit beendet schien. Doch das war ein Trugschluss.

Knapp ein Jahr später muss sich Doucouré wieder auf eine monatelange Pause einstellen. Jüngst zog sich der Abwehrspieler im Training einen Achillessehnenriss zu. Der 22-Jährige erlebt eine weitere bittere Episode in seinem von schier unfassbarem Verletzungspech geprägten Fußballer-Leben. Seit seinem Wechsel nach Gladbach vor fünf Jahren hat der Innenverteidiger nur zwei Pflichtspiel-Minuten für die Profis absolviert. Borussias Sportdirektor Max Eberl nennt den Fall Mamadou Doucouré „eine wirklich tragische Geschichte“.

Vier Muskelbündelrisse als Gladbach-Profi

Diese begann schon kurz vor der offiziellen Verpflichtung Doucourés. Am 6. Juni 2016 erlitt der damals 18-Jährige einen Muskelbündelriss, eine für Sportler durchaus schwerwiegende Verletzung, deren Heilung mehrere Monate in Anspruch nimmt. Am 17. Juni 2016 gab Gladbach dann bekannt, dass Doucouré von Paris Saint-Germain zur Borussia wechselt und dort einen Fünfjahresvertrag erhält.

International hatte er bereits auf sich aufmerksam gemacht. Mit der französischen U17 wurde er 2015 Europameister, 2016 erreichte er mit der U19 von PSG das Finale der Uefa Youth League. Eberl erhielt viel Lob für seinen Transfer, Doucouré musste jedoch weitere Rückschläge hinnehmen. Im Januar 2017 folgte der zweite Muskelbündelriss, im Dezember 2017 der dritte. Im Februar 2018 kam ein Muskelteilabriss hinzu, der wieder ein halbes Jahr Pause bedeutete.

In der Saison 2018/19 wollte er einen Neustart wagen, doch im November erhielt er eine ihm bekannte Diagnose: Muskelbündelriss, der vierte. Ab Oktober 2019 zwang ihn eine Muskelverhärtung zu einer zweimonatigen Pause. Doucouré kämpfte sich aber wieder heran und erlebte am Pfingstsonntag 2020 seinen großen Moment, als ihn Trainer Marco Rose im Union-Spiel einwechselte. Die Spieler auf der Auswechselbank erhoben sich und applaudierten. „Das war ein hochemotionales Erlebnis für uns alle und vor allem für Mamadou, der lange dafür kämpfen musste“, sagte Eberl. Der Manager hatte den Vertrag des Defensivtalents im Februar 2020 noch bis 2024 verlängert – ein Vertrauensbeweis für Doucouré.

Auszeit in der Heimat Paris

Unterstützung für Mamadou Doucouré: Breel Embolo hält das Trikot mit der Nummer 4 beim Spiel gegen Bielefeld in den Händen.
Unterstützung für Mamadou Doucouré: Breel Embolo hält das Trikot mit der Nummer 4 beim Spiel gegen Bielefeld in den Händen. © dpa | Unbekannt

Dass sein Körper meist nicht mitspielte, schlug sich aber auch auf seine Psyche nieder. Im Dezember 2020 nahm er sich eine Auszeit, reiste in seine Heimat nach Paris, um den Kopf frei zu bekommen, um Kraft zu sammeln.  Von einem Einsatz in der Regionalliga-Mannschaft, in der er sich zwischenzeitlich immer wieder herantastete, ist Doucouré nach seinem Achillessehnenriss jedoch wieder weit entfernt. „Man kann gar nicht in Worte packen“, sagte Eberl, „was dieser Junge alles ertragen muss.“

Die Borussen wollen Doucouré Mut machen. Vor dem Bundesliga-Spiel gegen Arminia Bielefeld (5:0) stellten sich die Mannschaft und das Betreuer-Team zu einem Foto zusammen und hielten vier Trikots mit der Nummer 4 hoch. Zudem lief Breel Embolo nach seinem Treffer zur Bank und hielt Doucourés Trikot in die Höhe.

„Es ist wichtig, dass er Leute an seiner Seite hat, die zu ihm stehen“, sagte Rose: „Wir werden alles machen, damit er sich wohlfühlt und Licht am Ende des Tunnels sieht.“ Gladbach gibt Mamadou Doucouré die Hoffnung, dass diese schmerzhafte Geschichte doch noch ein gutes Ende nimmt.