Mönchengladbach. Der 18-Jährige zählt bei Gladbach zu den Gewinnern der Vorbereitung. Die Partie in Kaiserslautern soll für die Fohlen nur der Auftakt sein.
Das erste Live-Erlebnis von Joe Scally im Borussia-Park liegt mittlerweile fast zwei Jahre zurück. Anfang Dezember 2019 war der junge US-Amerikaner Augenzeuge beim 2:1-Sieg des damaligen Tabellenführers Borussia Mönchengladbach über die Bayern. Ramy Bensebaini, den Scally an diesem Montag (20.45 Uhr/ARD) im DFB-Pokalspiel bei Drittligist Kaiserslautern auf der linken Verteidigerposition vertreten wird, erzielte damals beide Tore für die Fohlenelf. Die Arena des Rautenklubs war – drei Monate vor Ausbruch der Corona-Pandemie – ausverkauft, und Scally erinnert sich nun mit einem wohligen Schaudern: „Die Atmosphäre war der Wahnsinn. Darauf freue ich mich sehr, ich kann es kaum erwarten.“
Weil der Inzidenzwert der Stadt Kaiserslautern die kritische Marke von 35 zuletzt an drei Tagen in Folge überschritten hatte, sind beim Erstrundenduell auf dem Betzenberg statt der ursprünglich genehmigten 20.000 Zuschauer zwar nur 5000 Fans zugelassen. Aber zum einen ist das besser als komplett verwaiste Ränge. Zum anderen gab Borussias neuer Cheftrainer Adi Hütter Teenager Scally für die Partie gegen den FCK eine Startelfgarantie.
Neuzugang Luca Netz von Hertha BSC muss sich hinten anstellen
Der für vier Millionen Euro frisch von Hertha BSC erworbene Luca Netz, ein 18 Jahre junger Spezialist für die linke Seite, der laut Borussia-Sportdirektor Max Eberl zu den „wahrscheinlich größten Talenten in Deutschland“ zählt, muss sich erst einmal hinten anstellen. Warum das so ist, erläutert Trainer Hütter: „Weil für mich Joe Scally eine sehr, sehr gute Figur gemacht hat – und aktuell mehr als eine Alternative zu Ramy Bensebaini ist.“
Der ebenfalls erst 18-jährige Scally, bei New York City FC ausgebildet und seit Anfang des Jahres am Niederrhein, ist der große Gewinner der Gladbacher Vorbereitung. Auch Hannes Wolf, nach anfänglicher Ausleihe im Februar für knapp zehn Millionen Euro fest von RB Leipzig verpflichtet, und der ewige Borusse Patrick Herrmann haben sich zuletzt in den Fokus gespielt. Ansonsten werden beim Saisoneinstieg in der Pfalz wieder viele Stammspieler aus der Vorsaison in der Gladbacher Startformation stehen.
Gladbach: Vertrag von Matthias Ginter läuft aus
Als „etwas zäh und träge“ bezeichnete Eberl die Lage auf dem Transfermarkt während der Vorbereitung – und erklärte dann am Freitag: „Man muss sich auch überlegen, ob die Transferperiode nicht verkürzt werden sollte.“ Immerhin: Das bisherige „Schneckenrennen“ (Eberl) bei den Spieler-Ein- und -Verkäufen nimmt langsam Fahrt auf – was aus Sicht der Borussia vor allem bei den Personalien Denis Zakaria und Matthias Ginter von Bedeutung ist.
Die Verträge der beiden Akteure laufen im Juni 2022 aus, deshalb will der Verein die Gefahr bannen, die zwei im nächsten Sommer womöglich ablösefrei ziehen lassen zu müssen. Dem wechselwilligen Schweizer Nationalspieler Zakaria (24) würde man bei einem passenden Angebot keine Steine in den Weg legen. Den Kontrakt des deutschen Nationalverteidigers Ginter (27) würden die Gladbacher dagegen gerne verlängern.
Geschäftsjahr 2020: Minus von 17 Millionen Euro
Das Geschäftsjahr 2020 schloss die Borussia wegen der Folgen der Corona-Krise mit einem Minus von knapp 17 Millionen Euro ab, entsprechend begrenzt ist aktuell der Handlungsspielraum. Zumal der Rautenklub – neben neun Millionen Euro für Mittelfeldmann Kouadio Koné (20) an den FC Toulouse – für die Dienste des neuen Bank-Chefs Hütter 7,5 Millionen Euro nach Frankfurt überwiesen hat. Und wie der gelassene, aber auch sehr direkte Österreicher es angeht, das Team nach dem recht enttäuschenden achten Platz im Vorjahr wieder ins obere Tabellendrittel zu führen, ist für Sportchef Eberl ohnehin der größte Spannungsfaktor in dieser Saison.