Mönchengladbach. Während Borussia Mönchengladbach die Generalprobe vor dem ersten Europapokalabend seit 16 Jahren bei Alemannia Aachen gelang, ließ Gegner Dynamo Kiew gegen einen Underdog Federn. Trotzdem gehen die Ukrainer als Favorit in die Partie am Dienstag und Gladbachs Trainer Lucien Favre warnt seine Mannschaft.
Wie viel Geld die Champions League in die Kassen von Borussia Mönchengladbach spülen würde im Vergleich zu einem Auftritt in der nicht ganz so lukrativen Europa League, wollte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl am Samstagabend im ZDF-Sportstudio nicht sagen. Er wisse es nicht mal genau, lächelte er in die Kamera und man nahm ihm das fast ab. "Wir versuchen, den Stellenwert, den wir uns erarbeitet haben, zu untermauern. Wirtschaftlich wäre der Einzug in die Gruppenphase hoch lukrativ, ist aber kein Muss", ergänzte der Manager sachlich.
Gladbach-Trainer Favre war mit Aachen-Spiel nicht zufrieden
Ähnlich sachlich erledigte die Mannschaft von Trainer Lucien Favre ein paar Stunden vor Eberls Gastspiel auf dem Mainzer Lerchenberg die Aufgabe im Pokal beim Drittligisten Alemannia Aachen. Bei der Hitzeschlacht auf dem neuen Tivoli machten die Fohlen nicht mehr als nötig und Favre war damit nicht wirklich zufrieden. Zu selten sei der finale Pass gelungen, zu gering sei die Durchschlagskraft seines Teams gewesen, bemängelte der Schweizer nach der Partie.
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"Bei der Abstimmung fehlte nicht so viel", entgegnete Borussias neuer Mittelfeldspieler Granit Xhaka, "manchmal ist es nur ein halber Zentimeter, der fehlt. Was gegen Aachen noch nicht geklappt hat, soll dann gegen Kiew am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF, Sky und im DerWesten-Ticker) besser werden, hofft der defensive Mittelfeldspieler, der in Aachen einer von drei Neuen in Gladbachs Mannschaft war.
Mit dieser neuen Achse Xhaka, Alvaro Dominguez im Abwehrzentrum und Luuk de Jong in der Spitze soll es auch gegen Kiew klappen. "Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen", erklärte allerdings auch Abwehrspieler Martin Stranzl. "Es fehlen noch hier und da die Mechanismen. Wir haben nicht viel Zeit, daran zu arbeiten, denn am Dienstag wartet schon wieder das nächste schwere Spiel auf uns." Vier, fünf Spieltage würde normalerweise die Feinjustierung in einem Team dauern. Zeit, die Borussia Mönchengladbach nicht hat.
Dynamo Kiew ist "eine starke Mannschaft mit viel Kreativität"
Denn viel Zeit zu trainieren, blieb Lucien Favre und seiner Mannschaft bis Dienstag nicht mehr. Und selbst danach wird es schwierig mit dem Training, "uns erwarten jetzt definitiv zwölf Englische Wochen." (Favre) Vor dem ersten Auftritt im Europapokal seit 16 Jahren, steht für die Profis vom Niederrhein Regeneration und Erholung an oberster Stelle. "Wenn wir uns zwei Stunden auf den Trainingsplatz stellen, ist die Mannschaft am Dienstag tot", so der 54-Jährige. Deshalb würde nur "ein bisschen trainiert" und ansonsten der Gegner analysiert.
Noch nach der heißen Partie in Aachen machte sich der Gladbach-Tross auf zum Borussia-Park, um die Niederlage Kiews gegen Worskla Poltawa zu besprechen. Trotzdem ist "das eine technisch starke Mannschaft mit viel Kreativität", erklärte der Borussen-Coach. Bei Dynamos Meisterschaftsspiel habe der Bundesligavierte der vergangenen Saison gesehen, dass Kiew zu schlagen ist. Auch wenn der ukrainische Vizemeister einige seiner Stars geschont hat.
Kiew wird Gladbach "alles abverlangen"
"International müssen wir noch mal eine Schüppe drauflegen", mahnte der erfahrene Stranzl seine junge Mannschaft. Fehlende Feinabstimmung werde Dynamo "gnadenlos ausnutzen." Denn "Kiew ist der Favorit", so der Österreicher. Alleine "wegen der Erfahrung." Dynamo Kiew sei schon lange international dabei, habe sechs Saison- und zwei Qualifikationsspiele absolviert und sei demnach "eingespielt und im guten Rhythmus." Aber auch die Ukrainer haben "ein paar Schwächen, die wir ausnutzen werden", gab sich Stranzl kämpferisch und Mittelfeldspieler Havard Nordtveit ergänzte: "Das ist eine starke Mannschaft, die uns alles abverlangen wird. Aber wir wissen, dass wir jede Mannschaft schlagen können."
Am Montag absolvierte im Stadion der Borussia fast der komplette Profikader die letzte Einheit vor dem wichtigen Play-off-Spiel. Lediglich der dritte Schlussmann Janis Blaswich fehlte wegen einer Nasen-OP. Über eine Änderung seiner Startaufstellung dachte Favre nicht nach; oder besser gesagt, er ließ die Journalisten bei der Abschlusspressekonferenz nicht an seinen Gedanken teilhaben. "Wir haben in Aachen ziemlich gut gespielt", so der Trainer. "Mit mehr als 65 Prozent Ballbesitz. Aber Kiew ist ein anderes Kaliber." Er wisse noch nicht, ob er seine Mannschaft umbauen wird.
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Der Borussia-Park ist umgebaut und bietet im europäischen Wettbewerb nur Platz für 46.279 Zuschauer -trotzdem sollen die heimischen Fans am Dienstag der eigenen Mannschaft dort den Rücken stärken und ein Fußball-Fest feiern. "Wir spielen im eigenen Stadion und wollen dort das best mögliche Ergebnis erzielen", gibt Kapitän Daems die Marschroute aus. "Wir haben heute beim Abschlusstraining gemerkt, dass es um viel geht und freuen uns auf die beiden Spiele." Darauf blickt auch Top-Stürmer de Jong. "Champions League – auf diesen Traum habe ich immer hingearbeitet", so der Niederländer nach dem Spiel in Aachen. "Diese Hymne vor dem Spiel" pushe ihn zusätzlich. "Wir wissen, dass es schwer wird", sagte Lucien Favre noch auf der Pressekonferenz, "aber wir wollen unbedingt in die Königsklasse."
Sollte die Borussia in den beiden Partien als Gewinner hervorgehen, kann auch Eberl endlich anfangen, das Geld zu zählen.
Voraussichtlichen Aufstellung von Borussia Mönchengladbach und Dynamo Kiew:
Borussia Mönchengladbach: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Dominguez, Daems - Nordtveit, Xhaka - Herrmann, Arango - de Camargo, de Jong
Dynamo Kiew: Koval - Danilo Silva, Mikhalik, Betao, Taiwo - Miguel Veloso, Vukojevic - Gusyev, Nikovic, Yarmolenko - Ideye