Rottach-Egern. Das Trainingslager am Tegernsee ist für Borussia Mönchengladbach nach sieben Tagen beendet. Neben müden Knochen nehmen die Spieler unter anderem einen Sieg im abschließenden Testspiel gegen den 1. FC Nürnberg mit nach Hause. Doch nicht jeder kann mit dem Verlauf des Trainingslagers zufrieden sein.

Nach sieben Tagen harter Arbeit im Trainingslager am Tegernsee sind die Spieler von Borussia Mönchengladbach froh, endlich ihre Koffer zu packen und wieder nach Hause zu fahren.

Der zufriedene Gladbach-Trainer Lucien Favre lobte seine Mannschaft für "engagierte Leistung" und freute sich über "ein perfektes Trainingslager", aber freilich gibt es nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer nach einer Woche in Bayern.

Hier gibt es die Gewinner und Verlierer in Textform

Die Gewinner:

Lucien Favre: Der Trainer von Borussia Mönchengladbach ist entspannt, gut gelaunt und "extrem zufrieden mit dem Kader", der ihm zur Verfügung steht. Der Umbruch nach den Abgängen von Marco Reus, Dante und Roman Neustädter ist vollzogen und der Konkurrenzkampf im zentralen Mittelfeld und auf den offensiven Positionen hebt die Qualität des Kaders. Dazu kommt, dass der Schweizer auf verschiedene Spielsysteme taktisch reagieren kann und selbst variabler aufstellen kann als in der Vergangenheit. Favre lobte die Arbeit von Sportdirektor Max Eberl und kann mit seinem Team wieder die internationalen Plätze angreifen.

Luuk de Jong: Der niederländische U21-Europameisterschaft-Teilnehmer machte am Tegernsee einen "frischen" Eindruck, wie Gladbach-Trainer Favre dem Stürmer attestiert. Die Rekordablöse von über zwölf Millionen Euro seien "kein Problem" für den 22-Jährigen, der in seine zweite Bundesligasaison geht. Mit weniger Gewicht und mehr Muskelmasse sah man den Angreifer im Trainingslager, für den großen Konkurrenzkampf in Gladbachs Offensive sei der Holländer gewappnet. Im Testspiel gegen den 1. FC Nürnberg wusste de Jong zu gefallen - für den Platz in Borussias Sturmspitze hat er - Stand heute - gute Karten.

Mo Dahoud: Wer hatte den 17-jährigen Mittelfeldspieler vor der Vorbereitung bei Gladbach auf dem Zettel? Wohl kaum einer. Nur die Verantwortlichen der Borussia sahen das Talent des defensiven Zentrumsspielers und nach guten Leistungen in den ersten Testspielen durfte der 1996er Jahrgang seine Koffer für das Trainingslager am Tegernsee packen. Auch dort darf sich der Syrer als Gewinner feiern. Lucien Favre kündigte für den Bundesliga-Auftakt bei Bayern München Überraschungen an: Mo Dahoud könnte sicherlich eine davon sein. 

Havard Nordtveit: Auch wenn die Borussia einige neue Trikots mit einem falschen Nord(t)veit-Druck verkaufte, bald wird sich sicher jeder an die richtige Schreibweise des Norwegers erinnern. Der Defensivspezialist wird in der anstehenden Spielzeit Gladbachs Allzweckwaffe: Defensives Mittelfeld, Innen- und rechter Außenverteidiger sind die Positionen, die Nordtveit bekleiden kann. Im harten Kampf um die wenigen Plätze in der Startelf hat der zweikampfstarke 23-Jährige dadurch wesentlich bessere Karten.

Christoph Kramer: Einer der Konkurrenten von Havard Nordtveit kommt aus der zweiten Liga und war beim VfL Bochum Leistungsträger in der Schaltzentrale. Kramer überzeugte in der Vorbereitung bislang vor allem durch Bestwerte im konditionellen Bereich. Läuferisch macht dem 22-Jährigen keiner im Kader etwas vor. Favre lobte Kramer als "Maschine" und sah schon viele positive Dinge beim Leverkusener Leihspieler. Auch Kramer könnte eine Überraschung im Gladbacher Team zu Saisonbeginn werden.

Filip Daems: Zwar steht noch nicht fest, ob sich der Belgier seinen Stammplatz auf der linken Außenverteidigerposition von Herausforderer Oscar Wendt zurückerobern kann, aber immerhin genießt der 34-Jährige das Vertrauen von Trainer Favre als Kapitän der Mannschaft: "Wenn er spielt, ist er Kapitän", stellt der Fußballlehrer fest. Der Routinier überzeugte am Tegernsee durch gute Ausdauerwerte und behauptete sich beim Steigerungslauf in der Führungsgruppe.

Branimir Hrgota: "Vergessen Sie nicht Hrgota", sagte Lucien Favre, als über die Offensivvarianten gesprochen wurde. Der junge Schwede überzeugte zum Ende der vergangenen Saison mit seinen Toren gegen Mainz und seiner Vorlage im Spiel gegen Bayern. Auch in der Vorbereitung machte der 20 Jahre junge Stürmer auf sich aufmerksam. Vor allem seine Schnelligkeit und "meine Coolness vor dem Tor" sind ein großes Plus für Hrgota, der sowohl auf dem Flügel, als auch in vorderster Front spielen kann.

Die Gladbach-Fans: 250 bis 400 Fans nahmen sich die Zeit und besuchten Borussia Mönchengladbach im Trainingslager am Tegernsee. Das Wetter war hochsommerlich, die Spieler dementsprechend gut gelaunt und Fan-nah. Etliche Autogramme und Fotos wurden gesammelt und ein Fan mit einem falschen Nordtveit-Druck auf seinem Trikot kann sich nicht nur um das Unikat, sondern noch über ein neues Jersey mit allen Unterschriften freuen.

Die Verlierer:

Peniel Mlapa: Während Mlapa in der letzten Saison in der Stürmer-Hierachie zwischenzeitlich an Mike Hanke und Luuk de Jong vorbeiziehen konnte, muss er jetzt sogar um seinen Platz im 18er-Kader bangen. Trotz seiner zweifellos hohen Veranlagungen konnte sich der 22-Jährige noch nicht in der Bundesliga etablieren. Sein Ex-Trainer Markus Babbel bemängelte bei der TSG Hoffenheim dessen schlechte Fitnesswerte, die laut Babbel "nicht mit der Arbeitseinstellung sondern mit der Genetik" des Stürmers zusammenhängen, zudem hat der schlaksige Angreifer immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, die ihn weiter zurückwerfen. Gegen die große Konkurrenz in Gladbachs Offensive wird es Mlapa schwer haben. 

Roel Brouwers: Dem immer gut gelaunten Innenverteidiger Roel Brouwers heftet schon das Image des Edelreservisten an, ist der Publikumsliebling doch nur der Backup für Martin Stranzl und Alvaro Dominguez. Neue Konkurrenz bekommt der Holländer jetzt durch das Allroundertalent Havard Nordtveit, der das Erbe von Stranzl antreten könnte.

Juan Arango: Von "Zauberfuß" bis "Lustlos-Profi" ist es bei Arango nur eine Rasenspitze. Der Venezolaner gehörte zu den unangefochtenen Stützen der Gladbacher Mannschaft, doch zur neuen Saison muss der technisch versierte Offensivspieler um seinen Stammplatz bangen. Zwar können seine Ideen und Freistöße alleine ein Spiel entscheiden, doch in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit blitzte sein Können viel zu selten auf. Mit Raffael und Hrgota hat der 33-Jährige legitimen Ersatz auf der linken Seite.   

Lukas Rupp: Auf der rechten Seite führt kein Weg an Patrick Herrmann vorbei. Lukas Rupp war in der vergangen Saison lediglich der Backup für den schnellen Nationalspieler. Aber erst als Herrmann in die Zentrale beordert wurde, kam Rupp zu seinen Einsätzen. Zwar ist der 22-Jährige defensiv solide, aber im Vorwärtsgang fehlt dem konditionsstarken Spieler Schnelligkeit und Abschlussstärke.