Barcelona. Hansi Flick scheiterte als Bundestrainer, hat mit Barcelona aber Erfolg. Der vermeintliche Widerspruch hat gute Gründe. Ein Kommentar.
Man hört dieser Zeit wieder öfter das Wort Graugänse. Die Graugänse sind eine Chiffre geworden für das Desaster, das die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar erlebte. Weil nämlich der damalige Nationaltrainer Hansi Flick und sein Stab es für eine blendende Idee hielten, den Spielern als Motivationsvideo den Flug der Graugänse zu zeigen, was bei denen eher Fassungslosigkeit auslöste – den Spielern, nicht den Graugänsen.
Man weiß das, weil Amazon Prime später in einer Doku diese und andere Momente der Hilflosigkeit offenlegte und damit offenbarte – man muss das so hart sagen –, dass Flick in Katar völlig überfordert war. Was noch einmal den generellen Eindruck der meisten Beobachter bestärkte, dass Flick der Wucht des Amtes Bundestrainer nicht gewachsen war.
Der Trainer Hansi Flick ist lieber nah am Platz
Der oberste deutsche Fußballtrainer wird genauestens beäugt, jedes seiner Worte hat Gewicht, er muss sich auch zu gesellschaftlichen, politischen und sonstigen übergeordneten Themen äußern. Das ist nicht die Welt des Manns aus Bammental, er ist in seiner Arbeit wie in seinen Ausführungen gerne nah am Rasen, auf dem Platz, spricht lieber über Rechtsverteidiger als Menschenrechte, lieber über Viererketten als Lieferketten.
Warum aber läuft es nun beim FC Barcelona, dem kommenden Gegner von Borussia Dortmund, ziemlich gut für Flick? Warum gewann er einst beim FC Bayern alles, was es zu gewinnen gibt? Weil der Trainer Flick ja unbestritten große Qualitäten hat: Er schafft es, seinen Mannschaften einen speziellen Geist einzuimpfen, er kann ein komplexes Gefüge, das jede Profimannschaft ist, erstaunlich geräuschlos anführen, weil er Strömungen und Stimmungen schnell erkennt und die Spieler mit guter Mischung aus Empathie und natürlicher Autorität anführt. Das aber klappt viel, viel besser, wenn man seine Spieler ständig um sich hat, immer wieder auf sie einwirken kann, sie nicht nur alle paar Wochen zu Gesicht bekommt. Sprich: als Vereinstrainer.