Wolfsburg. Der BVB hat 0:1 beim VfL Wolfsburg verloren und ist aus dem DFB-Pokal geflogen. Der entscheidende Treffer fällt erst in der Verlängerung.
Es wirkte, als hätte sich Nuri Sahin am liebsten selbst ein schwarz-gelbes Trikot übergezogen, um Einfluss zu nehmen auf diese Partie. An der Seitenlinie bewegte sich der junge Trainer, 36, nach links, nach rechts, wedelte mit den Armen. Einmal steckte er seinem Kapitän Emre Can einen Zettel zu, um ihm taktische Anweisungen näherzubringen. Sahin schrie, Sahin raufte sich die Haare - und musste dann mitansehen, wie plötzlich der VfL Wolfsburg in der 117. Spielminute traf. Jonas Wind beförderte den Ball mit einem Schuss im Dortmunder Sechzehnmeterraum über die Linie.
Dadurch verlor Borussia Dortmund 0:1 nach Verlängerung im nicht ausverkauften Wolfsburger Stadion (24.806 Zuschauer) und flog bereits in der zweiten Runde aus dem DFB-Pokal. Das erste Saisonziel ist verfehlt. Nach dem 1:2 beim FC Augsburg verschärft sich die Krise des Revierklubs.
Dieses Spiel war keines für Feinschmecker, es ging ruppig zu, es gab Fehlpässe, Angriffe verpufften im Nichts. Ein Pokal-Krimi mit lahmer Handlung. Hier trafen zwei Mannschaften aufeinander, die verunsichert waren und kaum Ideen hatten, wie sie Torgefahr erzeugen konnten. So fielen nach 90. Minuten keine Tore. Die Folge: Verlängerung, vor der die Dortmunder am Spielfeldrand einen Kreis bildeten. Sahin redete auf seine Mannschaft ein.
Trotzdem hatte Wolfsburg die erste Gelegenheit. Tiago Tomas hielt seinen Fuß in die Flanke des Ex-Dortmunders Salih Özcan und traf dadurch die Latte (93.). Jamie Gittens musste vom Platz, Marcel Sabitzer kam für ihn (98.). Der ebenfalls eingewechselte Cole Campbell, 18, brachte im eigenen Sechzehnmeterraum Özcan zu Fall, was Schiedsrichter Daniel Siebert aber nicht für einen Strafstoß genügte (101.). Dann kam Wind, der sich gegen Sabitzer durchsetzte und diese Partie entschied.
BVB-Trainer Nuri Sahin muss vor dem Anpfiff puzzeln
Ausgerechnet in dieser angespannten Lage hatte Sahin vor dem Anpfiff puzzeln müssen, zahlreiche Verletzte erschwerten seine Arbeit. Kapitän Emre Can half deswegen in der Innenverteidigung aus. Pascal Groß rückte auf die rechte Seite der Viererkette; zuletzt spielte der eigentliche Achter am 9. Dezember 2023 für Brighton & Hove Albion als Rechtverteidiger. Die Doppel-Sechs bildeten diesmal Felix Nmecha und Julian Brandt. Maximilian Beier durfte sich auf der Zehn versuchen.
Bemerkenswert war aber vor allem der Blick auf die Bank. Dort saßen Marcel Sabitzer und Ersatztorhüter Alexander Meyer, neben den beiden waren nur noch Talente und Spieler aus der U23 zu finden. Vermutlich wählte Dortmund auch deswegen diesmal einen risikoärmeren Weg, um nach vorne zu kommen. Häufig spielte Torhüter Gregor Kobel einfach einen langen Ball nach vorne, anstatt auf Kombinationen zu setzen. Trainer Sahin applaudierte ihm dafür.
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Die erste Großchance entstand dann aber doch durch einen gewagten Vorstoß. Verteidiger Nico Schlotterbeck marschierte in der 14. Minute nach vorne, passte auf Maximilian Beier, der plötzlich ganz alleine auf Torhüter Kamil Grabara zu rennen konnte und doch nur den rechten Pfosten traf. Pech. Mehrmals schaffte es der Aushilfsrechtsverteidiger Groß durch Flanken eine gewisse Gefahr zu erzeugen. Stürmer Serhou Guirassy ließ sich meist fallen und trat als eine Art Spielmacher aus der Tiefe des Raumes auf.
BVB: Felix Nmecha hat bei einem Tritt Glück
Aber: In dieser Partie ging es vor allem darum, Zweikämpfe zu gewinnen. Nmecha trat bei einem der vielen Duelle dem Wolfsburger Patrick Wimmer auf das linke Bein, sah hierfür Gelb, womit der Dortmunder gut bedient war (56.). Torhüter Grabara lenkte einen Guirassy-Kopfball über die Latte (65.). Brandt zielte zu hoch (72.). Gregor Kobel verhinderte in der Nachspielzeit ein Tor von Joakim Maehle. Es folgte die Verlängerung und das Tor von Wind.
Schon am Samstag (18.30 Uhr/Sky) kommt es im Dortmunder Stadion zum Kräftemessen mit RB Leipzig. Dann geht es für den BVB darum, den Kontakt zur Bundesliga-Spitze nicht endgültig zu verlieren und es geht auch um die Zukunft von Trainer Nuri Sahin.