Dortmund. Kevin Großkreutz und Jürgen Klopp: Beide genießen beim BVB Kultstatus. Nun findet der Ex-Profi klare Worte für seinen früheren Coach.
30 Nachrichten habe Kevin Großkreutz am Mittwochmorgen schon früh auf seinem Handy gehabt. Alle drehten sich um eine Nachricht, von der der 36 Jahre alte ehemalige Profi von Borussia Dortmund hoffte, sie sei nicht wahr. „Ich dachte, ich wär‘ im Traum“, sagt Großkreutz im Podcast „Viertelstunde Fußball.“ „Ich habe gehofft, dass es eine Fake-Nachricht ist. Dann war es zwei Stunden später aber richtig amtlich. Das war ein Schock, auch traurig. Das ist irgendwie immer noch nicht bei mir richtig angekommen.“
Die Nachricht, die Kevin Großkreutz so entsetzt auf sein Handy starren ließ, hatte sein ehemaliger Coach beim BVB, Jürgen Klopp, produziert. Am Mittwoch wurde offiziell bekannt gemacht, dass der 57-Jährige den Posten „Head of global soccer“ bei Red Bull übernimmt. Der ehemalige Trainer von Liverpool, Dortmund und Mainz, wird mit Beginn des neuen Jahres Fußball-Boss beim österreichischen Konzern Red Bull, zu dem auch die Vereine Leipzig, Salzburg, New York, Bragantino (Brasilien) und Omiya Ardija (Japan) gehören.
Ex-BVB-Profi Großkreutz in Schockstarre
Ein Schlag ins Gesicht für viele Fans des BVB: Der Trainer, der beim BVB eine Erfolgsära geprägt hatte, stand für sie genauso für Traditionsfußball wie sie selbst. Dass die Anhänger ihren Helden teilweise selbst als größeren Fußballromantiker verklärten als er tatsächlich ist, gehört natürlich zur Wahrheit. Dennoch muss Klopp gewusst haben, welche Emotionen er bei den ihn noch immer verehrenden schwarz-gelben Seelen mit seinem Job bei Red Bull, dem Inbegriff der Fußballkommerzialisierung, auslösen würde.
Großkreutz, erst glühender Fan auf der Südtribüne, später Teil von Klopps legendärer Mannschaft, die 2011 und 2012 die Meisterschaft gewann, ist jedenfalls schwer getroffen. Der Dortmunder Jung, der es in BVB-Fankreisen ebenso zu einem gewissen Kultstatus gebracht hat wie Jürgen Klopp, ist „fassungslos, sprachlos“, wie er mehrmals betont. „Gerechnet hat damit niemand, das ist sehr, sehr komisch. Ich kann es gar nicht richtig zu fassen, weiß nicht, wie ich das in Worte fassen soll. Es war eine Schocknachricht.“
Dennoch vergisst auch der 36-Jährige, der 2014 Teil der deutschen Weltmeistermannschaft war, nicht, was die beiden verbindet. „Er ist trotzdem ein Freund von mir, dem ich viel zu verdanken habe, da werde ich auch immer dankbar sein. Aber es ist einfach irgendwie traurig.“
Bitte nicht, Kloppo!
In Großkreutz, das merkt man, ringen zwei Herzen um die Deutungshoheit der Situation: das eine, in dem er Klopp als seinen langjährigen Wegbereiter trägt, und das andere, das im Takt der schwarz-gelben Fan-Gesänge schlägt. „Ich habe ihm alles zu verdanken und werde immer dankbar sein“, setzt er an und versucht zu erklären: „Als Fußballfan finde ich es auf Deutsch gesagt scheiße. Aber als Freund, muss man auch solche Entscheidungen akzeptieren.“ Für das letzte Wort setzt er zweimal an, es will ihm nicht so ganz über die Lippen. Denn eigentlich, das merkt man, widerstrebt es ihm, diese Entscheidung seines Freundes tatsächlich anzunehmen. „Wenn wir uns treffen, werde ich ihm persönlich sagen, dass ich es scheiße finde, dass er sowas macht“, versichert Großkreutz, um noch einmal zu betonen, dass Klopp sein Freund bleibe: „Das ist Fakt.“ Dann stellt er aber klar: „Als Fan muss ich ihn auch nicht mehr vor der Süd sehen, aber zu Hause ist er immer willkommen. Aber wenn wir uns sehen, werden wir da drüber reden.“
Kontakt zu seinem früheren Coach hatte Grotßkreutz noch nicht. Als die ersten Meldungen aufploppten, habe er sich bei ihm melden wollen. „Ich wollte ihm schreiben: ,Bitte nicht, Kloppo!‘ Aber er hat es getan.“