Dortmund. Ein Vorfall am Mannheimer Hauptbahnhof vor einem Jahr hat ein Nachspiel für Fans von Borussia Dortmund. Der BVB kann wohl nicht helfen.
Julian Brandt hat am Mittwoch einen Einblick in die Gefühlswelt der Mannschaft von Borussia Dortmund gegeben. Er sprach bei Brinkhoff‘s Ballgeflüster über die neuen Spieler beim BVB und ihre große Vorfreude auf das erste Bundesliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag (18.30 Uhr/Sky). Denn da wollen sie in den Genuss des vollen Dortmunder Stadions kommen, das Fan-Bündnis Südtribüne hat alle aufgerufen, in Gelb an die Strobelallee zu pilgern. Brandt erwähnte dabei auch die Ultras, die wieder auf den grauen Betonstufen stehen und für eine besondere Stimmung werden.
Ein Bild, optisch wie akustisch, welches sich die Dortmunder Spieler einprägen sollten. Denn der Fan-Szene des BVB droht ein starker Einschnitt.
BVB: Auseinandersetzung mit Fans des Hamburger SV
Rückblick auf den 16. September 2023: Auf dem Weg zum Auswärtsspiel nach Freiburg hält der ICE mit der aktiven Fan-Szene der Schwarz-Gelben am Mannheimer Hauptbahnhof. Ein paar Gleise weiter warten derweil Fans des Hamburger SV auf ihren Zug, der sie zum Spiel beim SV Sandhausen bringen soll. Eine pikante Begegnung, schließlich pflegen BVB- und HSV-Fans enge Kontakte nach Dänemark – zu den beiden großen Rivalen Bröndby (BVB) und FC Kopenhagen (HSV). Es kommt zu einer kleinen körperlichen Auseinandersetzung, Provokationen. Eine Massenschlägerei aber bleibt aus, auch weil einzelne Polizisten die beiden Fan-Lager rechtzeitig trennten. Der Vorgang ist ob der Video-Überwachungskameras im Hauptbahnhof gut dokumentiert. Die Dortmunder setzen ihre Fahrt nach Freiburg anschließend fort. Kurz vor ihrem Reiseziel wird die Bahn von der Polizei gestoppt, viele BVB-Fans mussten aussteigen, die Personendaten von etwa 200 Leuten wegen Verdacht des schweren Landfriedensbruch erfasst. Dann schicken die Beamten die Fans zurück ins Ruhrgebiet.
Jetzt hat das Aufeinandertreffen ein Nachspiel. Nach Informationen dieser Redaktionen laufen derzeit etwa 30 bis 40 Strafverfahren gegen teils führende Dortmunder Ultras. Deutlich mehr bundesweite Stadionverbote durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB), der aufgrund des Zwischenfalls auf der Anreise zuständig ist, drohen. Entsprechende Benachrichtigungen mit der Bitte um Stellungnahme trudeln dieser Tage bei vielen Fans ein. Möglicherweise ist das Frankfurt-Spiel daher das letzte für viele Fans für einen längeren Zeit – auch für diejenigen, die gar nicht in vorderster Linie beteiligt waren im September in Mannheim. Das gilt auch für die Fans des Hamburger SV. Mitgehangen, mitgefangen.
BVB und DFB wollen sich nicht äußern
Nach Informationen dieser Redaktion hat der BVB versucht, vermittelnd einzugreifen, der Fall ging bis in die oberste Führungsebene des Klubs. Die Aussichten sind aber gering: Auf den Anfahrtswegen zum Stadion ist der DFB, kein Verein, für das Strafmaß bei Stadionverboten zuständig. Anders als bei Klubs, die ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Ultras pflegen und im Zweifelsfall noch einmal eine allerletzte Warnung aussprechen würden, gehen viele BVB-Fans und -Verantwortliche von einem harten Strafmaß aus. Dutzende bundesweite Stadionverbote könnten schon bald wirksam werden.
Borussia Dortmund wollte sich gegenüber dieser Redaktion nicht zu der Thematik äußern. Der DFB ließ eine Anfrage unbeantwortet.